zeigt) hominis. Ich bemerke 1) daß häufig das a bleibt, waßares, heilages. 2) daß das e zuweilen schon in der ult. vortritt, d. h. ohne folgende flexion: waßer, heileg, (vgl. nomen, nominis) ja gewisse wörter zeigen überall e und nie a, z. b. die gang- baren verwandtschaftsnamen sater, fateres, bruoder, muoter. 3) daß statt des vocalwechsels häufig syn- cope eintritt, als: wehsal, wehsles; zeihhan, zeihnes; gelstar, gelstres. Die gesetze dieser syncope laßen sich etwa nach den zwischen dem ausfallenden vocal liegenden consonanten, so wie nach der position oder nichtposition in der wurzel näher bestimmen. -- Der ganze fall scheint sich auf die schwächung des a in e zu beschränken und wenn u oder i schon in der ult. herrschen, bleiben sie auch in penult. als: honug, honuges; aphul, aphules; himil, himiles; megin, megines. Nie wird auf diese weise a in i oder u, noch u in i oder a verwandelt; z. b. waßar, waßires, aphul, aphiles wäre unerhört. Vielleicht ließe sich ein aphul, apholes, ganz analog dem perag, pereges, bei weiterer aufmerksamkeit nachweisen. Häufig ist das o schon in die ult. vorgedrungen und bleibt dann: aphol, apholes, wie pereg, pereges. Syncopiert wird aber das u und i gleich dem a, als: simbulum, silubar (später simbolon, silabar) simblun, silbres. Dritter fall: in drei- und mehrsilbigen wörtern pflegt, zwar schwankend doch zumahl bei O deut- lich erkennbar, spurweise auch in älteren denkmäh- lern, eine assimilation des lautes stattzufinden, näm- lich der vocal der bildungsendung geht in den der flexion oder einen analogen (den einfachen statt des gedehnten) über *). Am häufigsten erzeugen sich auf diesem wege die vocale e, i und o, seltner a und u, weil diese in der regel schon organische bildung sind. Beispiele werden alles verdeutlichen.
a) sconara, zierara, großara st. sconora, zierora, großora. korata (II. 4, 54.) luagata (V. 17, 16.) st. korota, luageta. Vermuthen ließen sich: fadama (fila) st. faduma, fizasan (callidum) st. fizusan u. a. m.
*) Die ähnlichkeit und unähnlichkeit dieser assimilation mit dem umlaut springt in die augen.
I. althochdeutſche vocale.
zeigt) hominis. Ich bemerke 1) daß häufig das a bleibt, waƷƷares, heilages. 2) daß das e zuweilen ſchon in der ult. vortritt, d. h. ohne folgende flexion: waƷƷer, heileg, (vgl. nomen, nominis) ja gewiſſe wörter zeigen überall e und nie a, z. b. die gang- baren verwandtſchaftsnamen ſater, fateres, bruoder, muoter. 3) daß ſtatt des vocalwechſels häufig ſyn- cope eintritt, als: wehſal, wehſles; zeihhan, zeihnes; gëlſtar, gëlſtres. Die geſetze dieſer ſyncope laßen ſich etwa nach den zwiſchen dem ausfallenden vocal liegenden conſonanten, ſo wie nach der poſition oder nichtpoſition in der wurzel näher beſtimmen. — Der ganze fall ſcheint ſich auf die ſchwächung des a in e zu beſchränken und wenn u oder i ſchon in der ult. herrſchen, bleiben ſie auch in penult. als: honug, honuges; aphul, aphules; himil, himiles; megin, megines. Nie wird auf dieſe weiſe a in i oder u, noch u in i oder a verwandelt; z. b. waƷƷar, waƷƷires, aphul, aphiles wäre unerhört. Vielleicht ließe ſich ein aphul, apholes, ganz analog dem përag, përeges, bei weiterer aufmerkſamkeit nachweiſen. Häufig iſt das o ſchon in die ult. vorgedrungen und bleibt dann: aphol, apholes, wie përeg, përeges. Syncopiert wird aber das u und i gleich dem a, als: ſimbulum, ſilubar (ſpäter ſimbolon, ſilabar) ſimblun, ſilbres. Dritter fall: in drei- und mehrſilbigen wörtern pflegt, zwar ſchwankend doch zumahl bei O deut- lich erkennbar, ſpurweiſe auch in älteren denkmäh- lern, eine aſſimilation des lautes ſtattzufinden, näm- lich der vocal der bildungsendung geht in den der flexion oder einen analogen (den einfachen ſtatt des gedehnten) über *). Am häufigſten erzeugen ſich auf dieſem wege die vocale e, i und o, ſeltner a und u, weil dieſe in der regel ſchon organiſche bildung ſind. Beiſpiele werden alles verdeutlichen.
*) Die ähnlichkeit und unähnlichkeit dieſer aſſimilation mit dem umlaut ſpringt in die augen.
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I. althochdeutſche vocale.
zeigt) hominis. Ich bemerke 1) daß häufig das a
bleibt, waƷƷares, heilages. 2) daß das e zuweilen
ſchon in der ult. vortritt, d. h. ohne folgende flexion:
waƷƷer, heileg, (vgl. nomen, nominis) ja gewiſſe
wörter zeigen überall e und nie a, z. b. die gang-
baren verwandtſchaftsnamen ſater, fateres, bruoder,
muoter. 3) daß ſtatt des vocalwechſels häufig ſyn-
cope eintritt, als: wehſal, wehſles; zeihhan, zeihnes;
gëlſtar, gëlſtres. Die geſetze dieſer ſyncope laßen
ſich etwa nach den zwiſchen dem ausfallenden vocal
liegenden conſonanten, ſo wie nach der poſition
oder nichtpoſition in der wurzel näher beſtimmen. —
Der ganze fall ſcheint ſich auf die ſchwächung des
a in e zu beſchränken und wenn u oder i ſchon in
der ult. herrſchen, bleiben ſie auch in penult. als:
honug, honuges; aphul, aphules; himil, himiles;
megin, megines. Nie wird auf dieſe weiſe a in i
oder u, noch u in i oder a verwandelt; z. b. waƷƷar,
waƷƷires, aphul, aphiles wäre unerhört. Vielleicht
ließe ſich ein aphul, apholes, ganz analog dem përag,
përeges, bei weiterer aufmerkſamkeit nachweiſen.
Häufig iſt das o ſchon in die ult. vorgedrungen und
bleibt dann: aphol, apholes, wie përeg, përeges.
Syncopiert wird aber das u und i gleich dem a, als:
ſimbulum, ſilubar (ſpäter ſimbolon, ſilabar) ſimblun,
ſilbres.
Dritter fall: in drei- und mehrſilbigen wörtern
pflegt, zwar ſchwankend doch zumahl bei O deut-
lich erkennbar, ſpurweiſe auch in älteren denkmäh-
lern, eine aſſimilation des lautes ſtattzufinden, näm-
lich der vocal der bildungsendung geht in den der
flexion oder einen analogen (den einfachen ſtatt des
gedehnten) über *). Am häufigſten erzeugen ſich
auf dieſem wege die vocale e, i und o, ſeltner a
und u, weil dieſe in der regel ſchon organiſche
bildung ſind. Beiſpiele werden alles verdeutlichen.
α) ſcônara, zierara, grôƷara ſt. ſcônôra, zierôra,
grôƷôra. kôrata (II. 4, 54.) luagata (V. 17, 16.) ſt.
kôrôta, luagêta. Vermuthen ließen ſich: fadamâ
(fila) ſt. fadumâ, fizaſan (callidum) ſt. fizuſan
u. a. m.
*) Die ähnlichkeit und unähnlichkeit dieſer aſſimilation mit
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/143>, abgerufen am 21.11.2024.
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