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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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I. althochdeutsche consonanten. gutturales.
nur in der verbindung sk (oben s. 173.) allgemein
die ten erhalten; lk, nk, rk zwar bei O und T. (oben
s. 181.) nicht aber im strengalth. K. N. M. wo lch. nch.
rch (nie geschrieben lhh, nhh, rhh) stattfinden, z. b
welcher (marcidus) scalches (servi) lancha (lumbi)
danches (gratis) sterchei (robur) werches (operis); von
cch nachher bei den geminationen. -- c) das altfränk.
ch für h zeigt sich auch inlautend, als: medovechus,
childeberchtus; alemann. feh, peraht.
3) der auslaut wird fast nirgends ch, sondern h geschrie-
ben, was schädliche vermengung mit dem wahr-
haften auslaut h zur folge hat. Ob das h, welches
dem goth. auslaut k parallel ist, eine andere, härtere
aussprache gehabt habe, als das dem goth. auslaut h
entsprechende? (z. b. in joh, goth. jah; und joh, goth.
juk) wage ich kaum zu entscheiden. Näheres unten
beim h. Auszunehmen ist auch hier wieder theils
überhaupt die verbindung sc (welche bleibt und we-
der in sch noch sh übergeht) theils bei O. und T.
die verbindungen lk, nk, rk (welche nicht lh, nh, rh,
bekommen, und unfolgerichtig von den übrigen aus-
lauten ih, brah etc. abstechen). Strengalth. tritt in-
dessen lch, nch. rch (nicht lh *), nh, rh) ein, scalch, folch,
gidanch, werch, rinch (procer) etc. doch sind manche
hierher hörige wörter noch unzusammengezogen, z. b.
werah, starah (fortis) und dann steht h auslautend;
(s. die vorhin gemachte anmerkung s. 181.) höchst sel-
ten ist die schreibung ch im auslaut nach vocalen,
K. 16a werach st. werah.

(J) die hss. zeichnen diesen cons. gar nicht, wie im
goth., von dem vocal i aus; ich stelle indessen unbe-
denklich das j wieder her, da an einem jederzeit in
der lebendigen aussprache vorhanden gewesenen unter-
schied schon darum nicht zu zweifeln ist, weil j (nicht
aber i) aphärese und syncope erleidet, auch in g über-
tritt, ferner weil ia, io, iu (nicht aber ja, jo, ju) später
in ie, en verändert wird. Etwas ganz anderes ist, daß
i und j durch aussprache und übergänge sich selbst nahe
berühren; ein von einem vocal gefolgtes, unbetont aus-
gesprochenes i wird kaum von dem j zu scheiden seyn.
ja man könnte j für ein des tons verlustig gewordenes i
erklären, da gerade in den diphth. ia, io, iu der ton
auf dem i ruht und durch die accentuierung ia, iu der

*) Hat N. lh? vgl. sealhen Stalder dial. p. 268.
I. althochdeutſche conſonanten. gutturales.
nur in der verbindung ſk (oben ſ. 173.) allgemein
die ten erhalten; lk, nk, rk zwar bei O und T. (oben
ſ. 181.) nicht aber im ſtrengalth. K. N. M. wo lch. nch.
rch (nie geſchrieben lhh, nhh, rhh) ſtattfinden, z. b
wëlchêr (marcidus) ſcalches (ſervi) lanchâ (lumbi)
danches (gratis) ſterchî (robur) wërches (operis); von
cch nachher bei den geminationen. — c) das altfränk.
ch für h zeigt ſich auch inlautend, als: medovêchus,
childebërchtus; alemann. fêh, përaht.
3) der auslaut wird faſt nirgends ch, ſondern h geſchrie-
ben, was ſchädliche vermengung mit dem wahr-
haften auslaut h zur folge hat. Ob das h, welches
dem goth. auslaut k parallel iſt, eine andere, härtere
ausſprache gehabt habe, als das dem goth. auslaut h
entſprechende? (z. b. in joh, goth. jah; und joh, goth.
juk) wage ich kaum zu entſcheiden. Näheres unten
beim h. Auszunehmen iſt auch hier wieder theils
überhaupt die verbindung ſc (welche bleibt und we-
der in ſch noch ſh übergeht) theils bei O. und T.
die verbindungen lk, nk, rk (welche nicht lh, nh, rh,
bekommen, und unfolgerichtig von den übrigen aus-
lauten ih, brah etc. abſtechen). Strengalth. tritt in-
deſſen lch, nch. rch (nicht lh *), nh, rh) ein, ſcalch, folch,
gidanch, wërch, rinch (procer) etc. doch ſind manche
hierher hörige wörter noch unzuſammengezogen, z. b.
wërah, ſtarah (fortis) und dann ſteht h auslautend;
(ſ. die vorhin gemachte anmerkung ſ. 181.) höchſt ſel-
ten iſt die ſchreibung ch im auslaut nach vocalen,
K. 16a wërach ſt. wërah.

(J) die hſſ. zeichnen dieſen conſ. gar nicht, wie im
goth., von dem vocal i aus; ich ſtelle indeſſen unbe-
denklich das j wieder her, da an einem jederzeit in
der lebendigen ausſprache vorhanden geweſenen unter-
ſchied ſchon darum nicht zu zweifeln iſt, weil j (nicht
aber i) aphäreſe und ſyncope erleidet, auch in g über-
tritt, ferner weil ia, io, iu (nicht aber ja, jo, ju) ſpäter
in ie, en verändert wird. Etwas ganz anderes iſt, daß
i und j durch ausſprache und übergänge ſich ſelbſt nahe
berühren; ein von einem vocal gefolgtes, unbetont aus-
geſprochenes i wird kaum von dem j zu ſcheiden ſeyn.
ja man könnte j für ein des tons verluſtig gewordenes i
erklären, da gerade in den diphth. ia, io, iu der ton
auf dem i ruht und durch die accentuierung ía, íu der

*) Hat N. lh? vgl. ſealhên Stalder dial. p. 268.
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[186/0212] I. althochdeutſche conſonanten. gutturales. nur in der verbindung ſk (oben ſ. 173.) allgemein die ten erhalten; lk, nk, rk zwar bei O und T. (oben ſ. 181.) nicht aber im ſtrengalth. K. N. M. wo lch. nch. rch (nie geſchrieben lhh, nhh, rhh) ſtattfinden, z. b wëlchêr (marcidus) ſcalches (ſervi) lanchâ (lumbi) danches (gratis) ſterchî (robur) wërches (operis); von cch nachher bei den geminationen. — c) das altfränk. ch für h zeigt ſich auch inlautend, als: medovêchus, childebërchtus; alemann. fêh, përaht. 3) der auslaut wird faſt nirgends ch, ſondern h geſchrie- ben, was ſchädliche vermengung mit dem wahr- haften auslaut h zur folge hat. Ob das h, welches dem goth. auslaut k parallel iſt, eine andere, härtere ausſprache gehabt habe, als das dem goth. auslaut h entſprechende? (z. b. in joh, goth. jah; und joh, goth. juk) wage ich kaum zu entſcheiden. Näheres unten beim h. Auszunehmen iſt auch hier wieder theils überhaupt die verbindung ſc (welche bleibt und we- der in ſch noch ſh übergeht) theils bei O. und T. die verbindungen lk, nk, rk (welche nicht lh, nh, rh, bekommen, und unfolgerichtig von den übrigen aus- lauten ih, brah etc. abſtechen). Strengalth. tritt in- deſſen lch, nch. rch (nicht lh *), nh, rh) ein, ſcalch, folch, gidanch, wërch, rinch (procer) etc. doch ſind manche hierher hörige wörter noch unzuſammengezogen, z. b. wërah, ſtarah (fortis) und dann ſteht h auslautend; (ſ. die vorhin gemachte anmerkung ſ. 181.) höchſt ſel- ten iſt die ſchreibung ch im auslaut nach vocalen, K. 16a wërach ſt. wërah. (J) die hſſ. zeichnen dieſen conſ. gar nicht, wie im goth., von dem vocal i aus; ich ſtelle indeſſen unbe- denklich das j wieder her, da an einem jederzeit in der lebendigen ausſprache vorhanden geweſenen unter- ſchied ſchon darum nicht zu zweifeln iſt, weil j (nicht aber i) aphäreſe und ſyncope erleidet, auch in g über- tritt, ferner weil ia, io, iu (nicht aber ja, jo, ju) ſpäter in ie, en verändert wird. Etwas ganz anderes iſt, daß i und j durch ausſprache und übergänge ſich ſelbſt nahe berühren; ein von einem vocal gefolgtes, unbetont aus- geſprochenes i wird kaum von dem j zu ſcheiden ſeyn. ja man könnte j für ein des tons verluſtig gewordenes i erklären, da gerade in den diphth. ia, io, iu der ton auf dem i ruht und durch die accentuierung ía, íu der *) Hat N. lh? vgl. ſealhên Stalder dial. p. 268.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/212>, abgerufen am 11.05.2024.