throttr (vigor). In otta (alth. uohta) otti (goth. ohta) war wie man sieht das o schon organisch vorhanden; in den übrigen entspricht ott dem alth. oht und uht. Vor ls finde ich kein o, vgl. dols (haesitatio) vols (splendor). Daß auch in den übrigen der organ. aussprache ein kur- zes o angemeßen war, folgt [wie bei dem a aus dem umlaut e und nicht ae] aus dem umlaut y und nicht oe, welches doch dem wahren o zur seite steht, vgl. hylki (capsa) von holkr; fylkir (dux) von folk: also früher auch holkr, folk. -- 4) auslaute: flo (pulex) flo (stratum) ho (interj.) klo (unguis) kro (casula) lo (tomentum) lo (corylus fem.) o (interj.) o (part. negans) ro (quies) slo (os sub cornibus) to (cespes) to (lana) tho (quamvis) thro (vas cavum); ebenso sind zu beurtheilen: glo-a (nitere) go-i (nomen mensis) gro-a (vernare) ho-a (clamare) hro-i (heros) lo-a (alludere) mo-a (argilla linire) o-a (timere) o-ir (timet) etc. Die praet. dro, slo, hlo stehen für drog, slog, hlog. --
(UU) au, dem goth. und alth. au gleich; beispiele: braudh. haudh. laudhr (tuba) snaudhr (rostrum) skraudh (ornatus) daufa. skraufa (cochlea) haufa (pileus) maugi (multitudo) brauk (usus) faull (putris) saula (columna) raum. raun. daun. braun. taun. gnaupr (prominentia) saupa (sorbere) aur. maur. saur. laur (ignavia) skaur. haus. laus. maus. thausund. brausa (aestuare) aut. straut (struthio) etc. Außerdem entspringt au aus u vor lf. nk. ng und s (statt ns) als: aulfr (lupus) daunka (resonare) kraunk (crocitus) maunkr (monachus) aungr (juvenis) klaungr (saxetum) haungr. baunga (tumor) draungi (onus) taunga. thaungr faus etc. Ohne zweifel galt auch hier früher ein kurzes u, weshalb mir die dehnung der umlaute ylfa (lupa) yngi (juventus) thyngja (gravare) und der weiter unten anzuführenden ähnlichen bei Biörn zweifelhaft scheint. -- Auslaute: bau (aedificium) brau (pons) grau (multitudo) frau (uxor) lau (lassitudo) nau (jam) rau (temulentia) trau (fides) thau (tu) snau-a (vertere).
(YY) y, sowohl umlaut des au, folglich dem mittelh. iu gleich, als dem organischen goth. und alth. iu, wie- wohl dieser diphth. in gewissen fällen noch daneben be- steht. Da nun letzterer im isländ nicht iu (wie im alth.) sondern iu lautet, iu und y aber kaum verwechselt wer- den, so scheint dem y die aussprache üi, üj, beinahe ügj, zuzustehen, wie sie Rask §. 67. bestimmt. Vielleicht kann man dieses zweite y in den meisten fällen als um-
T 2
I. altnordiſche vocale.
þrôttr (vigor). In ôtta (alth. uohta) ôtti (goth. ôhta) war wie man ſieht das ô ſchon organiſch vorhanden; in den übrigen entſpricht ôtt dem alth. oht und uht. Vor ls finde ich kein ô, vgl. dols (haeſitatio) vols (ſplendor). Daß auch in den übrigen der organ. ausſprache ein kur- zes o angemeßen war, folgt [wie bei dem â aus dem umlaut e und nicht æ] aus dem umlaut y und nicht œ, welches doch dem wahren ô zur ſeite ſteht, vgl. hylki (capſa) von hôlkr; fylkir (dux) von fôlk: alſo früher auch holkr, folk. — 4) auslaute: flô (pulex) flô (ſtratum) hô (interj.) klô (unguis) krô (caſula) lô (tomentum) lô (corylus fem.) ô (interj.) ô (part. negans) rô (quies) ſlô (os ſub cornibus) tô (ceſpes) tô (lana) þô (quamvis) þrô (vas cavum); ebenſo ſind zu beurtheilen: glô-a (nitere) gô-i (nomen menſis) grô-a (vernare) hô-a (clamare) hrô-i (heros) lô-a (alludere) mô-a (argilla linire) ô-a (timere) ô-ir (timet) etc. Die praet. drô, ſlô, hlô ſtehen für drôg, ſlôg, hlôg. —
(UU) û, dem goth. und alth. û gleich; beiſpiele: brûdh. hûdh. lûdhr (tuba) ſnûdhr (roſtrum) ſkrûdh (ornatus) dûfa. ſkrûfa (cochlea) hûfa (pileus) mûgi (multitudo) brûk (uſus) fûll (putris) ſûla (columna) rûm. rûn. dûn. brûn. tûn. gnûpr (prominentia) ſûpa (ſorbere) ûr. mûr. ſûr. lûr (ignavia) ſkûr. hûs. lûs. mûs. þûſund. brûſa (aeſtuare) ût. ſtrût (ſtruthio) etc. Außerdem entſpringt û aus u vor lf. nk. ng und s (ſtatt ns) als: ûlfr (lupus) dûnka (reſonare) krûnk (crocitus) mûnkr (monachus) ûngr (juvenis) klûngr (ſaxetum) hûngr. bûnga (tumor) drûngi (onus) tûnga. þûngr fûs etc. Ohne zweifel galt auch hier früher ein kurzes u, weshalb mir die dehnung der umlaute ŷlfa (lupa) ŷngi (juventus) þŷngja (gravare) und der weiter unten anzuführenden ähnlichen bei Biörn zweifelhaft ſcheint. — Auslaute: bû (aedificium) brû (pons) grû (multitudo) frû (uxor) lû (laſſitudo) nû (jam) rû (temulentia) trû (fides) þû (tu) ſnû-a (vertere).
(YY) ŷ, ſowohl umlaut des û, folglich dem mittelh. iu gleich, als dem organiſchen goth. und alth. iu, wie- wohl dieſer diphth. in gewiſſen fällen noch daneben be- ſteht. Da nun letzterer im isländ nicht íu (wie im alth.) ſondern iú lautet, iú und ŷ aber kaum verwechſelt wer- den, ſo ſcheint dem ŷ die ausſprache üi, üj, beinahe ügj, zuzuſtehen, wie ſie Raſk §. 67. beſtimmt. Vielleicht kann man dieſes zweite ŷ in den meiſten fällen als um-
T 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0317"n="291"/><fwplace="top"type="header">I. <hirendition="#i">altnordiſche vocale.</hi></fw><lb/>
þrôttr (vigor). In ôtta (alth. uohta) ôtti (goth. ôhta) war<lb/>
wie man ſieht das ô ſchon organiſch vorhanden; in den<lb/>
übrigen entſpricht ôtt dem alth. oht und uht. Vor <hirendition="#i">ls</hi><lb/>
finde ich kein ô, vgl. dols (haeſitatio) vols (ſplendor).<lb/>
Daß auch in den übrigen der organ. ausſprache ein kur-<lb/>
zes o angemeßen war, folgt [wie bei dem â aus dem<lb/>
umlaut e und nicht æ] aus dem umlaut y und nicht<lb/>œ, welches doch dem wahren ô zur ſeite ſteht,<lb/>
vgl. hylki (capſa) von hôlkr; fylkir (dux) von fôlk:<lb/>
alſo früher auch holkr, folk. — 4) auslaute: flô (pulex)<lb/>
flô (ſtratum) hô (interj.) klô (unguis) krô (caſula) lô<lb/>
(tomentum) lô (corylus fem.) ô (interj.) ô (part. negans)<lb/>
rô (quies) ſlô (os ſub cornibus) tô (ceſpes) tô (lana) þô<lb/>
(quamvis) þrô (vas cavum); ebenſo ſind zu beurtheilen:<lb/>
glô-a (nitere) gô-i (nomen menſis) grô-a (vernare)<lb/>
hô-a (clamare) hrô-i (heros) lô-a (alludere) mô-a<lb/>
(argilla linire) ô-a (timere) ô-ir (timet) etc. Die praet.<lb/>
drô, ſlô, hlô ſtehen für drôg, ſlôg, hlôg. —</p><lb/><p>(UU) û, dem goth. und alth. û gleich; beiſpiele:<lb/>
brûdh. hûdh. lûdhr (tuba) ſnûdhr (roſtrum) ſkrûdh (ornatus)<lb/>
dûfa. ſkrûfa (cochlea) hûfa (pileus) mûgi (multitudo) brûk<lb/>
(uſus) fûll (putris) ſûla (columna) rûm. rûn. dûn. brûn.<lb/>
tûn. gnûpr (prominentia) ſûpa (ſorbere) ûr. mûr. ſûr. lûr<lb/>
(ignavia) ſkûr. hûs. lûs. mûs. þûſund. brûſa (aeſtuare) ût.<lb/>ſtrût (ſtruthio) etc. Außerdem entſpringt û aus u vor lf.<lb/>
nk. ng und s (ſtatt ns) als: ûlfr (lupus) dûnka (reſonare)<lb/>
krûnk (crocitus) mûnkr (monachus) ûngr (juvenis) klûngr<lb/>
(ſaxetum) hûngr. bûnga (tumor) drûngi (onus) tûnga.<lb/>
þûngr fûs etc. Ohne zweifel galt auch hier früher ein<lb/>
kurzes u, weshalb mir die dehnung der umlaute ŷlfa (lupa)<lb/>ŷngi (juventus) þŷngja (gravare) und der weiter unten<lb/>
anzuführenden ähnlichen bei Biörn zweifelhaft ſcheint. —<lb/>
Auslaute: bû (aedificium) brû (pons) grû (multitudo)<lb/>
frû (uxor) lû (laſſitudo) nû (jam) rû (temulentia) trû<lb/>
(fides) þû (tu) ſnû-a (vertere).</p><lb/><p>(YY) ŷ, ſowohl umlaut des û, folglich dem mittelh.<lb/><hirendition="#i">iu</hi> gleich, als dem organiſchen goth. und alth. <hirendition="#i">iu</hi>, wie-<lb/>
wohl dieſer diphth. in gewiſſen fällen noch daneben be-<lb/>ſteht. Da nun letzterer im isländ nicht íu (wie im alth.)<lb/>ſondern iú lautet, iú und ŷ aber kaum verwechſelt wer-<lb/>
den, ſo ſcheint dem ŷ die ausſprache üi, üj, beinahe<lb/>
ügj, zuzuſtehen, wie ſie Raſk §. 67. beſtimmt. Vielleicht<lb/>
kann man dieſes zweite ŷ in den meiſten fällen als um-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">T 2</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[291/0317]
I. altnordiſche vocale.
þrôttr (vigor). In ôtta (alth. uohta) ôtti (goth. ôhta) war
wie man ſieht das ô ſchon organiſch vorhanden; in den
übrigen entſpricht ôtt dem alth. oht und uht. Vor ls
finde ich kein ô, vgl. dols (haeſitatio) vols (ſplendor).
Daß auch in den übrigen der organ. ausſprache ein kur-
zes o angemeßen war, folgt [wie bei dem â aus dem
umlaut e und nicht æ] aus dem umlaut y und nicht
œ, welches doch dem wahren ô zur ſeite ſteht,
vgl. hylki (capſa) von hôlkr; fylkir (dux) von fôlk:
alſo früher auch holkr, folk. — 4) auslaute: flô (pulex)
flô (ſtratum) hô (interj.) klô (unguis) krô (caſula) lô
(tomentum) lô (corylus fem.) ô (interj.) ô (part. negans)
rô (quies) ſlô (os ſub cornibus) tô (ceſpes) tô (lana) þô
(quamvis) þrô (vas cavum); ebenſo ſind zu beurtheilen:
glô-a (nitere) gô-i (nomen menſis) grô-a (vernare)
hô-a (clamare) hrô-i (heros) lô-a (alludere) mô-a
(argilla linire) ô-a (timere) ô-ir (timet) etc. Die praet.
drô, ſlô, hlô ſtehen für drôg, ſlôg, hlôg. —
(UU) û, dem goth. und alth. û gleich; beiſpiele:
brûdh. hûdh. lûdhr (tuba) ſnûdhr (roſtrum) ſkrûdh (ornatus)
dûfa. ſkrûfa (cochlea) hûfa (pileus) mûgi (multitudo) brûk
(uſus) fûll (putris) ſûla (columna) rûm. rûn. dûn. brûn.
tûn. gnûpr (prominentia) ſûpa (ſorbere) ûr. mûr. ſûr. lûr
(ignavia) ſkûr. hûs. lûs. mûs. þûſund. brûſa (aeſtuare) ût.
ſtrût (ſtruthio) etc. Außerdem entſpringt û aus u vor lf.
nk. ng und s (ſtatt ns) als: ûlfr (lupus) dûnka (reſonare)
krûnk (crocitus) mûnkr (monachus) ûngr (juvenis) klûngr
(ſaxetum) hûngr. bûnga (tumor) drûngi (onus) tûnga.
þûngr fûs etc. Ohne zweifel galt auch hier früher ein
kurzes u, weshalb mir die dehnung der umlaute ŷlfa (lupa)
ŷngi (juventus) þŷngja (gravare) und der weiter unten
anzuführenden ähnlichen bei Biörn zweifelhaft ſcheint. —
Auslaute: bû (aedificium) brû (pons) grû (multitudo)
frû (uxor) lû (laſſitudo) nû (jam) rû (temulentia) trû
(fides) þû (tu) ſnû-a (vertere).
(YY) ŷ, ſowohl umlaut des û, folglich dem mittelh.
iu gleich, als dem organiſchen goth. und alth. iu, wie-
wohl dieſer diphth. in gewiſſen fällen noch daneben be-
ſteht. Da nun letzterer im isländ nicht íu (wie im alth.)
ſondern iú lautet, iú und ŷ aber kaum verwechſelt wer-
den, ſo ſcheint dem ŷ die ausſprache üi, üj, beinahe
ügj, zuzuſtehen, wie ſie Raſk §. 67. beſtimmt. Vielleicht
kann man dieſes zweite ŷ in den meiſten fällen als um-
T 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/317>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.