gl. mons. etc.) alts. sterro, angels. steorra; nord. und goth. stiarna, stairno. Auf alle solche gegensätze ver- dient für die geschichte der dialecte sehr geachtet zu werden. Verwandt möchte aber virne (remotum? vetus) mit verre seyn, obwohl goth. bereits fairni von fairra unterschieden wird. 3) aus einf. r. harren (attendere) starren (oculos figere) scharren (radere) fofern das nord. stara, hara, skara dafür beweises genug ist, für türren das goth. dauran. 4) durch syncope herre aus heriro, merre aus meriro (Trist. 10c Flore 55a. c). 5) fremde wörter: pfarre, mirre, karre, pforre (porrum) etc. --
labialverbindungen, hier anders geordnet als s. 124. 125. a) die der liq. mit liq. sind unbedenklich; LM. halm (culmus) galm und gelm (sonitus) qualm (nex) walm (fervor) helm (cassis) melm (pulvis) schelme (pestis) kein -ilm, -olm, -ulm. LN häufig aber stets unorga- nisch, durch syncope des stummen e verursacht, vgl. maln, zaln, weln, heln etc. von RL. gilt dasselbe, es findet sich nur in den eigennamen arl, karl und in perle, das im Tit. auf sterle (stellula) reimt. -- RM. arm (bra- chium, pauper) barm (sinus) warm (calidus) harm (do- lor) harm (mustela) darm (viscus) swarm (examen) varm (filix) marmels (sopor troj. 79a) scherm (tutela) schirmen (tueri) gehirmen (quiescere) tirmen (im Tit. determinare) sturm (procella) wurm (vermis) murm, murmer (mur- mur), kein deutsches -orm. RN. barn (infans) garn (fi- lum) arnen (remunerari) warnen (advertere) gerne (li- benter) sterne (stella) kerne (nucleus) lernen (discere) schernen (illudere) hirne (cerebrum) stirne (frons) virne (vetus) enkirnen (enucleare) dorn (spina) horn (cornu) zorn (ira) korn (granum); außerdem viele, gleich dem ln, aus syncope entsprungene, als varn, sparn, bern, bern, geborn etc. Vom übergang des rn in rr bei die- sem. -- b) steht liq. vor lab. ling. gutt.; so macht das verhältniß der ten. und med. bedenken. Nämlich nach der regel s. 377. ist auslautend nur ten. zuläßig, die dop- pelter art, bald organisch, d. h. auch im inlaut blei- bend, bald unorganisch, d. h. inlautend in die med. rückkehrend seyn wird. Hiernach gibt es also auslau- tend nur lp. lt. lc. rp. rt. rc. mp. (kein mt. mc.) (kein np) nt. nc und nie ein lb. ld. lg etc., das steht fest, die be- lege ergeben sich aus den inlauten, man verwandle nur jede liq. mit med. in auslautende liq mit ten. Die in- laute für den lab. und gutt. laut bestimmen sich leicht,
I. mittelhochdeutſche conſonanten. liquidae.
gl. monſ. etc.) altſ. ſtërro, angelſ. ſtëorra; nord. und goth. ſtiarna, ſtaírnô. Auf alle ſolche gegenſätze ver- dient für die geſchichte der dialecte ſehr geachtet zu werden. Verwandt möchte aber virne (remotum? vetus) mit vërre ſeyn, obwohl goth. bereits faírni von fairra unterſchieden wird. 3) aus einf. r. harren (attendere) ſtarren (oculos figere) ſcharren (radere) fofern das nord. ſtara, hara, ſkara dafür beweiſes genug iſt, für türren das goth. daúran. 4) durch ſyncope hërre aus hêriro, mërre aus mêriro (Triſt. 10c Flore 55a. c). 5) fremde wörter: pfarre, mirre, karre, pforre (porrum) etc. —
labialverbindungen, hier anders geordnet als ſ. 124. 125. a) die der liq. mit liq. ſind unbedenklich; LM. halm (culmus) galm und gëlm (ſonitus) qualm (nex) walm (fervor) hëlm (caſſis) melm (pulvis) ſchëlme (peſtis) kein -ilm, -olm, -ulm. LN häufig aber ſtets unorga- niſch, durch ſyncope des ſtummen e verurſacht, vgl. maln, zaln, weln, hëln etc. von RL. gilt dasſelbe, es findet ſich nur in den eigennamen arl, karl und in përle, das im Tit. auf ſtërle (ſtellula) reimt. — RM. arm (bra- chium, pauper) barm (ſinus) warm (calidus) harm (do- lor) harm (mustela) darm (viſcus) ſwarm (examen) varm (filix) marmels (ſopor troj. 79a) ſchërm (tutela) ſchirmen (tueri) gehirmen (quieſcere) tirmen (im Tit. determinare) ſturm (procella) wurm (vermis) murm, murmer (mur- mur), kein deutſches -orm. RN. barn (infans) garn (fi- lum) arnen (remunerari) warnen (advertere) gërne (li- benter) ſtërne (ſtella) kërne (nucleus) lërnen (diſcere) ſchërnen (illudere) hirne (cerebrum) ſtirne (frons) virne (vetus) enkirnen (enucleare) dorn (ſpina) horn (cornu) zorn (ira) korn (granum); außerdem viele, gleich dem ln, aus ſyncope entſprungene, als varn, ſparn, bern, bërn, geborn etc. Vom übergang des rn in rr bei die- ſem. — b) ſteht liq. vor lab. ling. gutt.; ſo macht das verhältniß der ten. und med. bedenken. Nämlich nach der regel ſ. 377. iſt auslautend nur ten. zuläßig, die dop- pelter art, bald organiſch, d. h. auch im inlaut blei- bend, bald unorganiſch, d. h. inlautend in die med. rückkehrend ſeyn wird. Hiernach gibt es alſo auslau- tend nur lp. lt. lc. rp. rt. rc. mp. (kein mt. mc.) (kein np) nt. nc und nie ein lb. ld. lg etc., das ſteht feſt, die be- lege ergeben ſich aus den inlauten, man verwandle nur jede liq. mit med. in auslautende liq mit ten. Die in- laute für den lab. und gutt. laut beſtimmen ſich leicht,
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[391/0417]
I. mittelhochdeutſche conſonanten. liquidae.
gl. monſ. etc.) altſ. ſtërro, angelſ. ſtëorra; nord. und
goth. ſtiarna, ſtaírnô. Auf alle ſolche gegenſätze ver-
dient für die geſchichte der dialecte ſehr geachtet zu
werden. Verwandt möchte aber virne (remotum? vetus)
mit vërre ſeyn, obwohl goth. bereits faírni von fairra
unterſchieden wird. 3) aus einf. r. harren (attendere)
ſtarren (oculos figere) ſcharren (radere) fofern das nord.
ſtara, hara, ſkara dafür beweiſes genug iſt, für türren
das goth. daúran. 4) durch ſyncope hërre aus hêriro,
mërre aus mêriro (Triſt. 10c Flore 55a. c). 5) fremde
wörter: pfarre, mirre, karre, pforre (porrum) etc. —
labialverbindungen, hier anders geordnet als ſ. 124.
125. a) die der liq. mit liq. ſind unbedenklich; LM.
halm (culmus) galm und gëlm (ſonitus) qualm (nex)
walm (fervor) hëlm (caſſis) melm (pulvis) ſchëlme (peſtis)
kein -ilm, -olm, -ulm. LN häufig aber ſtets unorga-
niſch, durch ſyncope des ſtummen e verurſacht, vgl.
maln, zaln, weln, hëln etc. von RL. gilt dasſelbe, es
findet ſich nur in den eigennamen arl, karl und in përle,
das im Tit. auf ſtërle (ſtellula) reimt. — RM. arm (bra-
chium, pauper) barm (ſinus) warm (calidus) harm (do-
lor) harm (mustela) darm (viſcus) ſwarm (examen) varm
(filix) marmels (ſopor troj. 79a) ſchërm (tutela) ſchirmen
(tueri) gehirmen (quieſcere) tirmen (im Tit. determinare)
ſturm (procella) wurm (vermis) murm, murmer (mur-
mur), kein deutſches -orm. RN. barn (infans) garn (fi-
lum) arnen (remunerari) warnen (advertere) gërne (li-
benter) ſtërne (ſtella) kërne (nucleus) lërnen (diſcere)
ſchërnen (illudere) hirne (cerebrum) ſtirne (frons) virne
(vetus) enkirnen (enucleare) dorn (ſpina) horn (cornu)
zorn (ira) korn (granum); außerdem viele, gleich dem
ln, aus ſyncope entſprungene, als varn, ſparn, bern,
bërn, geborn etc. Vom übergang des rn in rr bei die-
ſem. — b) ſteht liq. vor lab. ling. gutt.; ſo macht das
verhältniß der ten. und med. bedenken. Nämlich nach
der regel ſ. 377. iſt auslautend nur ten. zuläßig, die dop-
pelter art, bald organiſch, d. h. auch im inlaut blei-
bend, bald unorganiſch, d. h. inlautend in die med.
rückkehrend ſeyn wird. Hiernach gibt es alſo auslau-
tend nur lp. lt. lc. rp. rt. rc. mp. (kein mt. mc.) (kein np)
nt. nc und nie ein lb. ld. lg etc., das ſteht feſt, die be-
lege ergeben ſich aus den inlauten, man verwandle nur
jede liq. mit med. in auslautende liq mit ten. Die in-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/417>, abgerufen am 22.11.2024.
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