Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.II. declination der gesteigerten adjective. sind: aldrozei Luc. 1, 18. speidizei Matth. 27, 64. vairsi-zei ibid. Der grund dieser weibl. comparative auf -ei statt o kann in keinem allgemeinen buchstaben- verhältnis liegen, da die form -ozo, -izo nichts an- stößiges hat und beim neutralen comp. wirklich ein- tritt. Er berubt also in dem wesen der flexion -ei, welche an substantiven (managei) comparativen und selbst comparativisch verwendeten positiven (Matth. 27, 64. stehet frumein = frumozein, priore) das weibl. geschlecht bezeichnet; vgl. inzwischen unten die bil- dung des goth. relativen pronomens. 2) im althochd. ist a) die flexion des comp. gänzlich mit der des schwachen pos. einstimmend, d. h. plin- toro, plintora, plintora; pittaroro, pittarora, pittarora declinieren wie hano, zunka, herza *). Wenn O. II. 22, 35. III. 18, 66. auch das masc. auf -a zu endigen scheint, so ist entw. lioboro, furiro zu emendieren oder falls alle hss. die lesart bestätigen, das neutrum anzunehmen und ein subst. wie thing ausgelaßen zu verstehen; cleinira (subtilior) gl. jun. 226. ist vermuth- lich das femin. (vgl. inzwischen den alts. comp.). Bei dem späteren N. herrscht die schwache form des comp. noch ohne ausnahme, vgl. manegeren, lieberen, lin- deren, welcheren, lengeren, snelleren 39, 13. 49, 5. 51, 5. 54, 22. 89, 9. 103, 3. Bei W. scheint ein unflectier- ter nom. sg. und pl. vorzukommen, vgl. 1, 4. suoßer (st. suoßera) 1, 13. holder (st. holdero) 4, 10. beßer (st. beßera) 1, 2. 4, 10. beßer (st. beßeren); dane- ben 1, 3. richtig beßera. -- b) umlaut des comp. läßt sich ein zweifacher gedenken a) er kann bei adj. zweiter decl. durch den bildungsvocal i begründet seyn und herrscht dann im ganzen wort, z. b. stren- kiro, strenkira, strenkira; peßiro etc. wiewohl die äl- testen quellen strankiro, paßiro leiden. b) adj. erster decl. können ihn durch assimilation erhalten, sobald die flexion ein i zeigt, was also nur im gen. dat sg. masc. neutr. der fall ist, und dem zuweilen, aber nicht nothwendig eintretenden umlaut des schwachen subst. entspricht (vgl. s. 77. nemin = namin). So heißt *) Bei starker decl. würden in mehrsilbigen wörtern ohne
zus. ziehung dergleichen unleidliche formen entsprungen seyn, wie der nom. masc. pittarorer oder gen. fem. pitta- rorera! wohlklingender angenscheinlich die schwache form pittaroro, pittaroraun. II. declination der geſteigerten adjective. ſind: aldrôzei Luc. 1, 18. ſpeidizei Matth. 27, 64. vaírſi-zei ibid. Der grund dieſer weibl. comparative auf -ei ſtatt ô kann in keinem allgemeinen buchſtaben- verhältnis liegen, da die form -ôzô, -izô nichts an- ſtößiges hat und beim neutralen comp. wirklich ein- tritt. Er berubt alſo in dem weſen der flexion -ei, welche an ſubſtantiven (managei) comparativen und ſelbſt comparativiſch verwendeten poſitiven (Matth. 27, 64. ſtehet frumein = frumôzein, priore) das weibl. geſchlecht bezeichnet; vgl. inzwiſchen unten die bil- dung des goth. relativen pronomens. 2) im althochd. iſt α) die flexion des comp. gänzlich mit der des ſchwachen poſ. einſtimmend, d. h. plin- tôro, plintôra, plintôra; pittarôro, pittarôra, pittarôra declinieren wie hano, zunka, hërza *). Wenn O. II. 22, 35. III. 18, 66. auch das maſc. auf -a zu endigen ſcheint, ſo iſt entw. liobôro, furiro zu emendieren oder falls alle hſſ. die lesart beſtätigen, das neutrum anzunehmen und ein ſubſt. wie thing ausgelaßen zu verſtehen; cleinira (ſubtilior) gl. jun. 226. iſt vermuth- lich das femin. (vgl. inzwiſchen den altſ. comp.). Bei dem ſpäteren N. herrſcht die ſchwache form des comp. noch ohne ausnahme, vgl. manegeren, lieberen, lin- deren, wëlcheren, lengeren, ſnëlleren 39, 13. 49, 5. 51, 5. 54, 22. 89, 9. 103, 3. Bei W. ſcheint ein unflectier- ter nom. ſg. und pl. vorzukommen, vgl. 1, 4. ſuoƷer (ſt. ſuoƷera) 1, 13. holder (ſt. holdero) 4, 10. beƷƷer (ſt. beƷƷera) 1, 2. 4, 10. beƷƷer (ſt. beƷƷeren); dane- ben 1, 3. richtig beƷƷera. — β) umlaut des comp. läßt ſich ein zweifacher gedenken a) er kann bei adj. zweiter decl. durch den bildungsvocal i begründet ſeyn und herrſcht dann im ganzen wort, z. b. ſtren- kiro, ſtrenkira, ſtrenkira; peƷiro etc. wiewohl die äl- teſten quellen ſtrankiro, paƷiro leiden. b) adj. erſter decl. können ihn durch aſſimilation erhalten, ſobald die flexion ein i zeigt, was alſo nur im gen. dat ſg. maſc. neutr. der fall iſt, und dem zuweilen, aber nicht nothwendig eintretenden umlaut des ſchwachen ſubſt. entſpricht (vgl. ſ. 77. nemin = namin). So heißt *) Bei ſtarker decl. würden in mehrſilbigen wörtern ohne
zuſ. ziehung dergleichen unleidliche formen entſprungen ſeyn, wie der nom. maſc. pittarôrêr oder gen. fem. pitta- rôrêra! wohlklingender angenſcheinlich die ſchwache form pittarôro, pittarôrûn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <list> <item><pb facs="#f0783" n="757"/><fw place="top" type="header">II. <hi rendition="#i">declination der geſteigerten adjective.</hi></fw><lb/> ſind: aldrôzei Luc. 1, 18. ſpeidizei Matth. 27, 64. vaírſi-<lb/> zei ibid. Der grund dieſer weibl. comparative auf<lb/><hi rendition="#i">-ei</hi> ſtatt ô kann in keinem allgemeinen buchſtaben-<lb/> verhältnis liegen, da die form -ôzô, -izô nichts an-<lb/> ſtößiges hat und beim neutralen comp. wirklich ein-<lb/> tritt. Er berubt alſo in dem weſen der flexion <hi rendition="#i">-ei</hi>,<lb/> welche an ſubſtantiven (managei) comparativen und<lb/> ſelbſt comparativiſch verwendeten poſitiven (Matth. 27,<lb/> 64. ſtehet frumein = frumôzein, priore) das weibl.<lb/> geſchlecht bezeichnet; vgl. inzwiſchen unten die bil-<lb/> dung des goth. relativen pronomens.</item><lb/> <item>2) im <hi rendition="#i">althochd</hi>. iſt <hi rendition="#i">α</hi>) die <hi rendition="#i">flexion</hi> des comp. gänzlich<lb/> mit der des ſchwachen poſ. einſtimmend, d. h. plin-<lb/> tôro, plintôra, plintôra; pittarôro, pittarôra, pittarôra<lb/> declinieren wie hano, zunka, hërza <note place="foot" n="*)">Bei ſtarker decl. würden in mehrſilbigen wörtern ohne<lb/> zuſ. ziehung dergleichen unleidliche formen entſprungen<lb/> ſeyn, wie der nom. maſc. pittarôrêr oder gen. fem. pitta-<lb/> rôrêra! wohlklingender angenſcheinlich die ſchwache form<lb/> pittarôro, pittarôrûn.</note>. Wenn O. II.<lb/> 22, 35. III. 18, 66. auch das maſc. auf -a zu endigen<lb/> ſcheint, ſo iſt entw. liobôro, furiro zu emendieren<lb/> oder falls alle hſſ. die lesart beſtätigen, das neutrum<lb/> anzunehmen und ein ſubſt. wie thing ausgelaßen zu<lb/> verſtehen; cleinira (ſubtilior) gl. jun. 226. iſt vermuth-<lb/> lich das femin. (vgl. inzwiſchen den altſ. comp.). Bei<lb/> dem ſpäteren N. herrſcht die ſchwache form des comp.<lb/> noch ohne ausnahme, vgl. manegeren, lieberen, lin-<lb/> deren, wëlcheren, lengeren, ſnëlleren 39, 13. 49, 5. 51,<lb/> 5. 54, 22. 89, 9. 103, 3. Bei W. ſcheint ein unflectier-<lb/> ter nom. ſg. und pl. vorzukommen, vgl. 1, 4. ſuoƷer<lb/> (ſt. ſuoƷera) 1, 13. holder (ſt. holdero) 4, 10. beƷƷer<lb/> (ſt. beƷƷera) 1, 2. 4, 10. beƷƷer (ſt. beƷƷeren); dane-<lb/> ben 1, 3. richtig beƷƷera. — <hi rendition="#i">β</hi>) <hi rendition="#i">umlaut</hi> des comp.<lb/> läßt ſich ein zweifacher gedenken a) er kann bei adj.<lb/> zweiter decl. durch den bildungsvocal i begründet<lb/> ſeyn und herrſcht dann im ganzen wort, z. b. ſtren-<lb/> kiro, ſtrenkira, ſtrenkira; peƷiro etc. wiewohl die äl-<lb/> teſten quellen ſtrankiro, paƷiro leiden. b) adj. erſter<lb/> decl. können ihn durch aſſimilation erhalten, ſobald<lb/> die flexion ein i zeigt, was alſo nur im gen. dat ſg.<lb/> maſc. neutr. der fall iſt, und dem zuweilen, aber<lb/> nicht nothwendig eintretenden umlaut des ſchwachen<lb/> ſubſt. entſpricht (vgl. ſ. 77. nemin = namin). So heißt<lb/></item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [757/0783]
II. declination der geſteigerten adjective.
ſind: aldrôzei Luc. 1, 18. ſpeidizei Matth. 27, 64. vaírſi-
zei ibid. Der grund dieſer weibl. comparative auf
-ei ſtatt ô kann in keinem allgemeinen buchſtaben-
verhältnis liegen, da die form -ôzô, -izô nichts an-
ſtößiges hat und beim neutralen comp. wirklich ein-
tritt. Er berubt alſo in dem weſen der flexion -ei,
welche an ſubſtantiven (managei) comparativen und
ſelbſt comparativiſch verwendeten poſitiven (Matth. 27,
64. ſtehet frumein = frumôzein, priore) das weibl.
geſchlecht bezeichnet; vgl. inzwiſchen unten die bil-
dung des goth. relativen pronomens.
2) im althochd. iſt α) die flexion des comp. gänzlich
mit der des ſchwachen poſ. einſtimmend, d. h. plin-
tôro, plintôra, plintôra; pittarôro, pittarôra, pittarôra
declinieren wie hano, zunka, hërza *). Wenn O. II.
22, 35. III. 18, 66. auch das maſc. auf -a zu endigen
ſcheint, ſo iſt entw. liobôro, furiro zu emendieren
oder falls alle hſſ. die lesart beſtätigen, das neutrum
anzunehmen und ein ſubſt. wie thing ausgelaßen zu
verſtehen; cleinira (ſubtilior) gl. jun. 226. iſt vermuth-
lich das femin. (vgl. inzwiſchen den altſ. comp.). Bei
dem ſpäteren N. herrſcht die ſchwache form des comp.
noch ohne ausnahme, vgl. manegeren, lieberen, lin-
deren, wëlcheren, lengeren, ſnëlleren 39, 13. 49, 5. 51,
5. 54, 22. 89, 9. 103, 3. Bei W. ſcheint ein unflectier-
ter nom. ſg. und pl. vorzukommen, vgl. 1, 4. ſuoƷer
(ſt. ſuoƷera) 1, 13. holder (ſt. holdero) 4, 10. beƷƷer
(ſt. beƷƷera) 1, 2. 4, 10. beƷƷer (ſt. beƷƷeren); dane-
ben 1, 3. richtig beƷƷera. — β) umlaut des comp.
läßt ſich ein zweifacher gedenken a) er kann bei adj.
zweiter decl. durch den bildungsvocal i begründet
ſeyn und herrſcht dann im ganzen wort, z. b. ſtren-
kiro, ſtrenkira, ſtrenkira; peƷiro etc. wiewohl die äl-
teſten quellen ſtrankiro, paƷiro leiden. b) adj. erſter
decl. können ihn durch aſſimilation erhalten, ſobald
die flexion ein i zeigt, was alſo nur im gen. dat ſg.
maſc. neutr. der fall iſt, und dem zuweilen, aber
nicht nothwendig eintretenden umlaut des ſchwachen
ſubſt. entſpricht (vgl. ſ. 77. nemin = namin). So heißt
*) Bei ſtarker decl. würden in mehrſilbigen wörtern ohne
zuſ. ziehung dergleichen unleidliche formen entſprungen
ſeyn, wie der nom. maſc. pittarôrêr oder gen. fem. pitta-
rôrêra! wohlklingender angenſcheinlich die ſchwache form
pittarôro, pittarôrûn.
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