[UM] der vocal bleibt im goth. wie im ahd., doch schwankt in letzterm das u in a, theils wirklich, theils durch verwechselung der ähnlichen schriftzüge; die mei- sten ags. wörter der um-form sind zur m- (am-) form übergetreten, im engl. gilt aber -om. Merkwürdig, daß alle wortbildungen auf -um dem altn. gebrechen *).
1) substantiva,
a) starke masculina, keine gothische; ahd. at-um (spiritus) hymn. mat. gl. jun. 252. at-am doc. richtiger mit der media ad-um atmos J. 356; chrad-um (strepitus) gl. jun. 250. wo chrad-un; eid-um (gener) mons. 411. jun. 207; pod-um (carina) jun. 187. auch wohl pot-am, da der bodensee in alten urk. lacus potamicus heißt; puos-um (sinus) jun. 207. T. 39, 1; vad-um (filum) fad- um O. IV. 29, 82; wid-um (dos) verschieden von, oder neben der schw. form? gl. mons. 373. wid-am-huopa (ager dotalitius?). -- ags. nur zuweilen wird bos-um, bos- om (sinus) meistens bos-m, so wie aed-m (spir.) und fäd-m, umgekehrt mad-um (Beov. 154.) f. mad-m geschrieben; ob eald-om (senectus, Oros. p. 69.) hierher zu rechnen sei oder für eald-dom stehe? davon hernach, doch nie finde ich ealdm; fult-um (auxilium)? oder ful-tum f. ful- dom? -- mhd. at-em, im reim auch at-en; erd-bid-em (terrae motus) gefolgert aus dem verbo er-bid-em-en; bod-em (fundus) kommt nicht mehr vor, sondern schon die abschwächung bod-en (in boden-se, erd-boden); brod- em (vapor, odor) prad-em Loh. 192. später auch frad- em **); buos-em (sinus) Trist. 8949. Mar. 39. bei Conr. schon buos-en; eid-em (gener); krad-em (sonitus) Parc. 12175. Geo. 1550. Nib. 2428. Loh. 127; lud-em (tumul- tus) Nib. 3777. Loh. 110. später lud-en (Petz); lud-em? laud-em? (animal ignotum) Nib. 3829; svad-em (exhalatio) MS. 2, 219a; vad-em (filum) später vad-en; wid-em (dos) die starke form noch zweifelhaft, Karl 119b zwar: mit widem (e) wol beriet, doch könnte leicht widemen stehen müßen, aber jüngere stellen bei Oberlin liefern den gen. widemes (dotis). -- nhd. ath-em, oth-em (spir.);
*) häufig geht dem -um ein ahd. d-, ags. d- voraus; daß dieses unwurzelhaft, jedes dieser wörter also zweifach abgeleitet sei, z. b. vadum ein vahadum, widum ein wihadum voraussetze, wird unten beim th entwickelt.
**) bradem Tit. 387. etwas anders, etwa prasem (prasios) ein grüner edelstein, En. 8251.
III. conſonantiſche ableitungen. M.
[UM] der vocal bleibt im goth. wie im ahd., doch ſchwankt in letzterm das u in a, theils wirklich, theils durch verwechſelung der ähnlichen ſchriftzüge; die mei- ſten agſ. wörter der um-form ſind zur m- (am-) form übergetreten, im engl. gilt aber -om. Merkwürdig, daß alle wortbildungen auf -um dem altn. gebrechen *).
1) ſubſtantiva,
α) ſtarke maſculina, keine gothiſche; ahd. ât-um (ſpiritus) hymn. mat. gl. jun. 252. ât-am doc. richtiger mit der media âd-um ατμός J. 356; chrad-um (ſtrepitus) gl. jun. 250. wo chrad-un; eid-um (gener) monſ. 411. jun. 207; pod-um (carina) jun. 187. auch wohl pot-am, da der bodenſee in alten urk. lacus potamicus heißt; puoſ-um (ſinus) jun. 207. T. 39, 1; vad-um (filum) fad- um O. IV. 29, 82; wid-um (dos) verſchieden von, oder neben der ſchw. form? gl. monſ. 373. wid-am-huopa (ager dotalitius?). — agſ. nur zuweilen wird bôſ-um, bôſ- om (ſinus) meiſtens bôſ-m, ſo wie æð-m (ſpir.) und fäð-m, umgekehrt mâð-um (Beov. 154.) f. mâð-m geſchrieben; ob ëald-om (ſenectus, Oroſ. p. 69.) hierher zu rechnen ſei oder für ëald-dôm ſtehe? davon hernach, doch nie finde ich ëaldm; fult-um (auxilium)? oder ful-tum f. ful- dôm? — mhd. ât-em, im reim auch ât-en; ërd-bid-em (terrae motus) gefolgert aus dem verbo er-bid-em-en; bod-em (fundus) kommt nicht mehr vor, ſondern ſchon die abſchwächung bod-en (in boden-ſê, erd-boden); brod- em (vapor, odor) prad-em Loh. 192. ſpäter auch frad- em **); buoſ-em (ſinus) Triſt. 8949. Mar. 39. bei Conr. ſchon buoſ-en; eid-em (gener); krad-em (ſonitus) Parc. 12175. Geo. 1550. Nib. 2428. Loh. 127; lud-em (tumul- tus) Nib. 3777. Loh. 110. ſpäter lud-en (Petz); lud-em? lûd-em? (animal ignotum) Nib. 3829; ſvad-em (exhalatio) MS. 2, 219a; vad-em (filum) ſpäter vad-en; wid-em (dos) die ſtarke form noch zweifelhaft, Karl 119b zwar: mit widem (e) wol beriet, doch könnte leicht widemen ſtehen müßen, aber jüngere ſtellen bei Oberlin liefern den gen. widemes (dotis). — nhd. âth-em, ôth-em (ſpir.);
*) häufig geht dem -um ein ahd. d-, agſ. ð- voraus; daß dieſes unwurzelhaft, jedes dieſer wörter alſo zweifach abgeleitet ſei, z. b. vadum ein vahadum, widum ein wihadum vorausſetze, wird unten beim þ entwickelt.
**) bradem Tit. 387. etwas anders, etwa praſem (πράσιος) ein grüner edelſtein, En. 8251.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0168"n="150"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">III. <hirendition="#i">conſonantiſche ableitungen. M.</hi></hi></fw><lb/><p>[UM] der vocal bleibt im goth. wie im ahd., doch<lb/>ſchwankt in letzterm das u in a, theils wirklich, theils<lb/>
durch verwechſelung der ähnlichen ſchriftzüge; die mei-<lb/>ſten agſ. wörter der <hirendition="#i">um</hi>-form ſind zur m- (am-) form<lb/>
übergetreten, im engl. gilt aber <hirendition="#i">-om</hi>. Merkwürdig, daß<lb/>
alle wortbildungen auf <hirendition="#i">-um</hi> dem altn. gebrechen <noteplace="foot"n="*)">häufig geht dem -um ein ahd. d-, agſ. ð- voraus; daß<lb/>
dieſes unwurzelhaft, jedes dieſer wörter alſo zweifach abgeleitet<lb/>ſei, z. b. vadum ein vahadum, widum ein wihadum vorausſetze,<lb/>
wird unten beim þ entwickelt.</note>.</p><lb/><p>1) <hirendition="#i">ſubſtantiva</hi>,</p><lb/><p><hirendition="#i">α</hi>) <hirendition="#i">ſtarke maſculina</hi>, keine gothiſche; ahd. ât-um<lb/>
(ſpiritus) hymn. mat. gl. jun. 252. ât-am doc. richtiger<lb/>
mit der media âd-um <hirendition="#i">ατμός</hi> J. 356; chrad-um (ſtrepitus)<lb/>
gl. jun. 250. wo chrad-un; eid-um (gener) monſ. 411.<lb/>
jun. 207; pod-um (carina) jun. 187. auch wohl pot-am,<lb/>
da der bodenſee in alten urk. lacus potamicus heißt;<lb/>
puoſ-um (ſinus) jun. 207. T. 39, 1; vad-um (filum) fad-<lb/>
um O. IV. 29, 82; wid-um (dos) verſchieden von, oder<lb/>
neben der ſchw. form? gl. monſ. 373. wid-am-huopa<lb/>
(ager dotalitius?). — agſ. nur zuweilen wird bôſ-um, bôſ-<lb/>
om (ſinus) meiſtens bôſ-m, ſo wie æð-m (ſpir.) und fäð-m,<lb/>
umgekehrt mâð-um (Beov. 154.) f. mâð-m geſchrieben;<lb/>
ob ëald-om (ſenectus, Oroſ. p. 69.) hierher zu rechnen<lb/>ſei oder für ëald-dôm ſtehe? davon hernach, doch nie<lb/>
finde ich ëaldm; fult-um (auxilium)? oder ful-tum f. ful-<lb/>
dôm? — mhd. ât-em, im reim auch ât-en; ërd-bid-em<lb/>
(terrae motus) gefolgert aus dem verbo er-bid-em-en;<lb/>
bod-em (fundus) kommt nicht mehr vor, ſondern ſchon<lb/>
die abſchwächung bod-en (in boden-ſê, erd-boden); brod-<lb/>
em (vapor, odor) prad-em Loh. 192. ſpäter auch frad-<lb/>
em <noteplace="foot"n="**)">bradem Tit. 387. etwas anders, etwa praſem (<hirendition="#i">πράσιος</hi>) ein<lb/>
grüner edelſtein, En. 8251.</note>; buoſ-em (ſinus) Triſt. 8949. Mar. 39. bei Conr.<lb/>ſchon buoſ-en; eid-em (gener); krad-em (ſonitus) Parc.<lb/>
12175. Geo. 1550. Nib. 2428. Loh. 127; lud-em (tumul-<lb/>
tus) Nib. 3777. Loh. 110. ſpäter lud-en (Petz); lud-em?<lb/>
lûd-em? (animal ignotum) Nib. 3829; ſvad-em (exhalatio)<lb/>
MS. 2, 219<hirendition="#sup">a</hi>; vad-em (filum) ſpäter vad-en; wid-em<lb/>
(dos) die ſtarke form noch zweifelhaft, Karl 119<hirendition="#sup">b</hi> zwar:<lb/>
mit widem (e) wol beriet, doch könnte leicht widemen<lb/>ſtehen müßen, aber jüngere ſtellen bei Oberlin liefern<lb/>
den gen. widemes (dotis). — nhd. âth-em, ôth-em (ſpir.);<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[150/0168]
III. conſonantiſche ableitungen. M.
[UM] der vocal bleibt im goth. wie im ahd., doch
ſchwankt in letzterm das u in a, theils wirklich, theils
durch verwechſelung der ähnlichen ſchriftzüge; die mei-
ſten agſ. wörter der um-form ſind zur m- (am-) form
übergetreten, im engl. gilt aber -om. Merkwürdig, daß
alle wortbildungen auf -um dem altn. gebrechen *).
1) ſubſtantiva,
α) ſtarke maſculina, keine gothiſche; ahd. ât-um
(ſpiritus) hymn. mat. gl. jun. 252. ât-am doc. richtiger
mit der media âd-um ατμός J. 356; chrad-um (ſtrepitus)
gl. jun. 250. wo chrad-un; eid-um (gener) monſ. 411.
jun. 207; pod-um (carina) jun. 187. auch wohl pot-am,
da der bodenſee in alten urk. lacus potamicus heißt;
puoſ-um (ſinus) jun. 207. T. 39, 1; vad-um (filum) fad-
um O. IV. 29, 82; wid-um (dos) verſchieden von, oder
neben der ſchw. form? gl. monſ. 373. wid-am-huopa
(ager dotalitius?). — agſ. nur zuweilen wird bôſ-um, bôſ-
om (ſinus) meiſtens bôſ-m, ſo wie æð-m (ſpir.) und fäð-m,
umgekehrt mâð-um (Beov. 154.) f. mâð-m geſchrieben;
ob ëald-om (ſenectus, Oroſ. p. 69.) hierher zu rechnen
ſei oder für ëald-dôm ſtehe? davon hernach, doch nie
finde ich ëaldm; fult-um (auxilium)? oder ful-tum f. ful-
dôm? — mhd. ât-em, im reim auch ât-en; ërd-bid-em
(terrae motus) gefolgert aus dem verbo er-bid-em-en;
bod-em (fundus) kommt nicht mehr vor, ſondern ſchon
die abſchwächung bod-en (in boden-ſê, erd-boden); brod-
em (vapor, odor) prad-em Loh. 192. ſpäter auch frad-
em **); buoſ-em (ſinus) Triſt. 8949. Mar. 39. bei Conr.
ſchon buoſ-en; eid-em (gener); krad-em (ſonitus) Parc.
12175. Geo. 1550. Nib. 2428. Loh. 127; lud-em (tumul-
tus) Nib. 3777. Loh. 110. ſpäter lud-en (Petz); lud-em?
lûd-em? (animal ignotum) Nib. 3829; ſvad-em (exhalatio)
MS. 2, 219a; vad-em (filum) ſpäter vad-en; wid-em
(dos) die ſtarke form noch zweifelhaft, Karl 119b zwar:
mit widem (e) wol beriet, doch könnte leicht widemen
ſtehen müßen, aber jüngere ſtellen bei Oberlin liefern
den gen. widemes (dotis). — nhd. âth-em, ôth-em (ſpir.);
*) häufig geht dem -um ein ahd. d-, agſ. ð- voraus; daß
dieſes unwurzelhaft, jedes dieſer wörter alſo zweifach abgeleitet
ſei, z. b. vadum ein vahadum, widum ein wihadum vorausſetze,
wird unten beim þ entwickelt.
**) bradem Tit. 387. etwas anders, etwa praſem (πράσιος) ein
grüner edelſtein, En. 8251.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/168>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.