Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.III. subst. eigentl. comp. -- subst. mit subst. -- altn. varg-tre (patib.) edd. saem. 271a vein-tre; anderecomponieren sich und zwar uneigentlich mit-vidr, z. b. pal- ma-vidr. -- Alle diese composita (gealc-tr. fugel-tr. und varg- tr. abgerechnet) zeigen im ersten wort undeutsche, erst durch den fremden baum zugeführte namen; einheimi- sche fruchtbäume werden nicht so zus. gesetzt, quercus, fagus heißen auf gut ags. ac, boc, nicht ac-treov, boc- tr.; ahd. eih, puohha, nicht eih-poum, puoh-p.; ver- muthl. auf goth. aiks, boka und nicht aika-bagms, boka- b. (vgl. oben s. 441.). Allein es zeigt sich hier ein merk- würdiges mittelglied und die sprache lehrt gleichsam den fortschritt unserer baumzucht. Einige obstarten und ge- sträuche, die dem Deutschen früher bekannt geworden sein müßen, als der weinstock, kirschenbaum, feigen- baum etc. führen zus. gesetzte namen und zwar mit dem nämlichen wort, das hier abgehandelt wird, nur in des- sen älterer gestalt. Dem goth. triu entspricht das celti- sche dero, slav. drevo (arbor, lignum), vor der lautver- schiebung wird also das goth. wort gelautet haben driu, dairu? oder wie sich die übrigen buchstaben gestalteten, es kommt hier bloß auf den anlaut an. Den goth. aus- druck fur malus können wir freilich aus Ulf. nicht erse- hen (in der version des hohenliedes stünde er), vermuth- lich war er ungefähr apldro? apldrs? apldar? d. h. com- poniert, apl-dro, welches nun die nähere form gewesen seyn möge. Folgerichtig wandelt sich die goth. med. in ahd. ten. und hier begegnen die schon oben s. 332. berühr- ten benennungen: aphal-tera (malus) affol-tera, affol-tra mons. 326. 414. trev, 16a W. 2, 3. afphol-ter gl. vind. [vgl. die urkundlichen ortsnamen affaltraha, affultarwang; welche von gepflanzten apfelbäumen herrühren]; hioful-tera, hiefel- tra, hiufal-tar ein strauch mit wilden beeren [vgl. hiafa O. II. 23, 27. mhd. hiefe MS. 2, 237a Geo. 4032. ags. heope, rosa silv.] ker. 281. durch sentis, trev. 17a blas. 53a durch tribulus erklärt; maßal-tera (acer) mons. 414. maßil-tira flor. 986b maßul-tra (tamarica) sgall. maßal-dra (myrica) blas. 52b; diese drei scheinen schw. fem., hingegen st. masc. holan- tar (sambucus) sgall. mons. 414. verkürzt hol-dir trev. 17a und wehhal-tar (juniperus) wechul-der trev. 17a. Die mhd. dichter enthalten sich der gewis noch gangbaren na- men im reim, nur das ungedruckte wahtelmaere (grundr. p. 324. nr. 45.) gewährt aphalter: malter; in prosa wer- den sie eher vorkommen, vgl. Oberl. 19. Nhd. dauern nach art solcher wörter verhärtet fort: holun-der, maß- hol-der, wachol-der (nd. queckol-der); affol-der gilt im III. ſubſt. eigentl. comp. — ſubſt. mit ſubſt. — altn. varg-trê (patib.) edd. ſæm. 271a vîn-trê; anderecomponieren ſich und zwar uneigentlich mit-vidr, z. b. pal- ma-vidr. — Alle dieſe compoſita (gëalc-tr. fugel-tr. und varg- tr. abgerechnet) zeigen im erſten wort undeutſche, erſt durch den fremden baum zugeführte namen; einheimi- ſche fruchtbäume werden nicht ſo zuſ. geſetzt, quercus, fagus heißen auf gut agſ. âc, bôc, nicht âc-trëóv, bôc- tr.; ahd. eih, puohha, nicht eih-poum, puoh-p.; ver- muthl. auf goth. áiks, bôka und nicht áika-bagms, bôka- b. (vgl. oben ſ. 441.). Allein es zeigt ſich hier ein merk- würdiges mittelglied und die ſprache lehrt gleichſam den fortſchritt unſerer baumzucht. Einige obſtarten und ge- ſträuche, die dem Deutſchen früher bekannt geworden ſein müßen, als der weinſtock, kirſchenbaum, feigen- baum etc. führen zuſ. geſetzte namen und zwar mit dem nämlichen wort, das hier abgehandelt wird, nur in deſ- ſen älterer geſtalt. Dem goth. triu entſpricht das celti- ſche dero, ſlav. drevo (arbor, lignum), vor der lautver- ſchiebung wird alſo das goth. wort gelautet haben driu, daíru? oder wie ſich die übrigen buchſtaben geſtalteten, es kommt hier bloß auf den anlaut an. Den goth. aus- druck fur malus können wir freilich aus Ulf. nicht erſe- hen (in der verſion des hohenliedes ſtünde er), vermuth- lich war er ungefähr apldrô? apldrs? apldar? d. h. com- poniert, apl-drô, welches nun die nähere form geweſen ſeyn möge. Folgerichtig wandelt ſich die goth. med. in ahd. ten. und hier begegnen die ſchon oben ſ. 332. berühr- ten benennungen: aphal-tera (malus) affol-tera, affol-tra monſ. 326. 414. trev, 16a W. 2, 3. afphol-ter gl. vind. [vgl. die urkundlichen ortsnamen affaltraha, affultarwang; welche von gepflanzten apfelbäumen herrühren]; hioful-tera, hiefel- tra, hiufal-tar ein ſtrauch mit wilden beeren [vgl. hiafa O. II. 23, 27. mhd. hiefe MS. 2, 237a Geo. 4032. agſ. hëópe, roſa ſilv.] ker. 281. durch ſentis, trev. 17a blaſ. 53a durch tribulus erklärt; maƷal-tera (acer) monſ. 414. maƷil-tira flor. 986b maƷul-tra (tamarica) ſgall. maƷal-dra (myrica) blaſ. 52b; dieſe drei ſcheinen ſchw. fem., hingegen ſt. maſc. holan- tar (ſambucus) ſgall. monſ. 414. verkürzt hol-dir trev. 17a und wëhhal-tar (juniperus) wechul-der trev. 17a. Die mhd. dichter enthalten ſich der gewis noch gangbaren na- men im reim, nur das ungedruckte wahtelmære (grundr. p. 324. nr. 45.) gewährt aphalter: malter; in proſa wer- den ſie eher vorkommen, vgl. Oberl. 19. 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III. ſubſt. eigentl. comp. — ſubſt. mit ſubſt.
— altn. varg-trê (patib.) edd. ſæm. 271a vîn-trê; andere
componieren ſich und zwar uneigentlich mit-vidr, z. b. pal-
ma-vidr. — Alle dieſe compoſita (gëalc-tr. fugel-tr. und varg-
tr. abgerechnet) zeigen im erſten wort undeutſche, erſt
durch den fremden baum zugeführte namen; einheimi-
ſche fruchtbäume werden nicht ſo zuſ. geſetzt, quercus,
fagus heißen auf gut agſ. âc, bôc, nicht âc-trëóv, bôc-
tr.; ahd. eih, puohha, nicht eih-poum, puoh-p.; ver-
muthl. auf goth. áiks, bôka und nicht áika-bagms, bôka-
b. (vgl. oben ſ. 441.). Allein es zeigt ſich hier ein merk-
würdiges mittelglied und die ſprache lehrt gleichſam den
fortſchritt unſerer baumzucht. Einige obſtarten und ge-
ſträuche, die dem Deutſchen früher bekannt geworden
ſein müßen, als der weinſtock, kirſchenbaum, feigen-
baum etc. führen zuſ. geſetzte namen und zwar mit dem
nämlichen wort, das hier abgehandelt wird, nur in deſ-
ſen älterer geſtalt. Dem goth. triu entſpricht das celti-
ſche dero, ſlav. drevo (arbor, lignum), vor der lautver-
ſchiebung wird alſo das goth. wort gelautet haben driu,
daíru? oder wie ſich die übrigen buchſtaben geſtalteten,
es kommt hier bloß auf den anlaut an. Den goth. aus-
druck fur malus können wir freilich aus Ulf. nicht erſe-
hen (in der verſion des hohenliedes ſtünde er), vermuth-
lich war er ungefähr apldrô? apldrs? apldar? d. h. com-
poniert, apl-drô, welches nun die nähere form geweſen
ſeyn möge. Folgerichtig wandelt ſich die goth. med. in
ahd. ten. und hier begegnen die ſchon oben ſ. 332. berühr-
ten benennungen: aphal-tera (malus) affol-tera, affol-tra
monſ. 326. 414. trev, 16a W. 2, 3. afphol-ter gl. vind. [vgl.
die urkundlichen ortsnamen affaltraha, affultarwang; welche
von gepflanzten apfelbäumen herrühren]; hioful-tera, hiefel-
tra, hiufal-tar ein ſtrauch mit wilden beeren [vgl. hiafa O. II.
23, 27. mhd. hiefe MS. 2, 237a Geo. 4032. agſ. hëópe, roſa
ſilv.] ker. 281. durch ſentis, trev. 17a blaſ. 53a durch tribulus
erklärt; maƷal-tera (acer) monſ. 414. maƷil-tira flor. 986b
maƷul-tra (tamarica) ſgall. maƷal-dra (myrica) blaſ. 52b;
dieſe drei ſcheinen ſchw. fem., hingegen ſt. maſc. holan-
tar (ſambucus) ſgall. monſ. 414. verkürzt hol-dir trev.
17a und wëhhal-tar (juniperus) wechul-der trev. 17a. Die
mhd. dichter enthalten ſich der gewis noch gangbaren na-
men im reim, nur das ungedruckte wahtelmære (grundr.
p. 324. nr. 45.) gewährt aphalter: malter; in proſa wer-
den ſie eher vorkommen, vgl. Oberl. 19. Nhd. dauern
nach art ſolcher wörter verhärtet fort: holun-der, maß-
hol-der, wachol-der (nd. queckol-der); affol-der gilt im
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