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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. partikelcomposition. -- part. mit nom.
die bedeutung hervorgebracht hat. Nicht zu übersehen
ist auch, daß in den fällen 1 und 6., wo die partikel am
lebhaftesten war, seit sie ihre wirkung einbüßte, fast alle
damit gebildeten wörter aufgegeben worden sind. Hätte
der grund ihrer bildung in etwas anderm gelegen, so
würden sie fortdauern. -- e) wo der schwächere sinn
gilt, namentlich in nr. 3. 4. 5. 7. 8. 9. und solange nicht
(nach b.) verhärtung eingetreten ist, leidet es keinen
zweifel, daß die partikel nach zeit und ort wegbleibt.
Vgl. goth. sves, ahd. gi-suas; ahd. lid, nhd. g-lied; mhd.
haß Bon., neben ge-haß; nhd. lind neben ge-lind u. a. m.
Hier werden sich bisweilen feinere unterscheidungen
der bedeutung ergeben; wo nicht, so ist nach der älte-
ren sprache zu entscheiden, was für organisch zu hal-
ten sei, das setzen oder auslaßen der partikel? -- f) diese
frage, allgemein für sämmtliche fälle des ge- aufgewor-
fen, hat besonderen einfluß auf beurtheilung der nordi-
schen und engl. sprache. Im engl. muß unbedenklich
für unorganisch angenommen werden, was durchgreifen-
den grundsätzen der ags. wortbildung zuwider läust. Da
nun das ags. ge- mit dem hochd. meist übereinstimmt,
so folgt, daß es in verschiednen engl. wörtern weggefal-
len
ist, deren begriff, ohne es voraus zu setzen, gar
nicht recht erklärt werden könnte. Einigemahl haftet noch
die verdunkelte partikel, im altengl. öfter und deutlicher.
Der sociativbegriff ist begreiflich der seltenste: fere (socius)
ags. ge-fera, jetzt veraltet, aber vordem häufiger (Nares's
gloß. fere, feere, pheer) altengl. fere und y-fere; make
(amicus, socius, par) ags. ge-maca, ahd. ki-mahho, (vgl.
Nares h. v.); ye-man, yeo-man (contubernalis, satelles,
minister) ags. ge-mana, altengl. y-mone (Horn, zeile 530.
842); reeve, reve (minister) ags. ge-refa. Beispiele von
andern wörtern: birth, ags. ge-byrd, ahd. ki-purt; fight,
ags. ge-feoht, ahd. ki-feht; kind, ags. ge-cynd, ahd. ki-
chunt; mind, ags. ge-mynd, ahd. ki-munt; loom (sup-
pellex), ags. ge-loma, ahd. ki-luomo?; shape, ags. ge-
sceap; sight, ags. ge-sicht, ahd. ki-siht. Und die adj.
foe (inimicus) ags. ge-fah, ge-fa, ahd. ki-veh, im alt-
engl. begegnet die schwache flexion fone (st. des heutigen
foes) ags. ge-fahan, die feindlichen, die feinde (Nares
v. fone); like, ags. ge-leic, ahd. ka-leih, altengl. y-like;
altengl. y-lome (saepe) Horn z. 197. ags. ge-lome; mad
(amens) ags. ge-mad, ahd. ka-meit *); e-nough (warum

*) das goth. gamaids bedeutet leiblich schwach, das ahd. ka-
meit, ags. gemad, engl. mad schwach an geist, thöricht, das mhd.

III. partikelcompoſition. — part. mit nom.
die bedeutung hervorgebracht hat. Nicht zu überſehen
iſt auch, daß in den fällen 1 und 6., wo die partikel am
lebhafteſten war, ſeit ſie ihre wirkung einbüßte, faſt alle
damit gebildeten wörter aufgegeben worden ſind. Hätte
der grund ihrer bildung in etwas anderm gelegen, ſo
würden ſie fortdauern. — e) wo der ſchwächere ſinn
gilt, namentlich in nr. 3. 4. 5. 7. 8. 9. und ſolange nicht
(nach b.) verhärtung eingetreten iſt, leidet es keinen
zweifel, daß die partikel nach zeit und ort wegbleibt.
Vgl. goth. ſvês, ahd. gi-ſuâs; ahd. lid, nhd. g-lied; mhd.
haƷ Bon., neben ge-haƷ; nhd. lind neben ge-lind u. a. m.
Hier werden ſich bisweilen feinere unterſcheidungen
der bedeutung ergeben; wo nicht, ſo iſt nach der älte-
ren ſprache zu entſcheiden, was für organiſch zu hal-
ten ſei, das ſetzen oder auslaßen der partikel? — f) dieſe
frage, allgemein für ſämmtliche fälle des ge- aufgewor-
fen, hat beſonderen einfluß auf beurtheilung der nordi-
ſchen und engl. ſprache. Im engl. muß unbedenklich
für unorganiſch angenommen werden, was durchgreifen-
den grundſätzen der agſ. wortbildung zuwider läuſt. Da
nun das agſ. ge- mit dem hochd. meiſt übereinſtimmt,
ſo folgt, daß es in verſchiednen engl. wörtern weggefal-
len
iſt, deren begriff, ohne es voraus zu ſetzen, gar
nicht recht erklärt werden könnte. Einigemahl haftet noch
die verdunkelte partikel, im altengl. öfter und deutlicher.
Der ſociativbegriff iſt begreiflich der ſeltenſte: fere (ſocius)
agſ. ge-fêra, jetzt veraltet, aber vordem häufiger (Nares’s
gloß. fere, feere, pheer) altengl. fere und y-fere; make
(amicus, ſocius, par) agſ. ge-maca, ahd. ki-mahho, (vgl.
Nares h. v.); ye-man, yeo-man (contubernalis, ſatelles,
miniſter) agſ. ge-mana, altengl. y-mone (Horn, zeile 530.
842); reeve, reve (miniſter) agſ. ge-rêfa. Beiſpiele von
andern wörtern: birth, agſ. ge-byrd, ahd. ki-purt; fight,
agſ. ge-fëoht, ahd. ki-fëht; kind, agſ. ge-cynd, ahd. ki-
chunt; mind, agſ. ge-mynd, ahd. ki-munt; loom (ſup-
pellex), agſ. ge-lôma, ahd. ki-luomo?; ſhape, agſ. ge-
ſcëap; ſight, agſ. ge-ſicht, ahd. ki-ſiht. Und die adj.
foe (inimicus) agſ. ge-fâh, ge-fâ, ahd. ki-vêh, im alt-
engl. begegnet die ſchwache flexion fone (ſt. des heutigen
foes) agſ. ge-fâhan, die feindlichen, die feinde (Nares
v. fone); like, agſ. ge-lîc, ahd. ka-lîh, altengl. y-like;
altengl. y-lome (ſaepe) Horn z. 197. agſ. ge-lôme; mad
(amens) agſ. ge-mâd, ahd. ka-meit *); e-nough (warum

*) das goth. gamáids bedeutet leiblich ſchwach, das ahd. ka-
meit, agſ. gemâd, engl. mad ſchwach an geiſt, thöricht, das mhd.
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[750/0768] III. partikelcompoſition. — part. mit nom. die bedeutung hervorgebracht hat. Nicht zu überſehen iſt auch, daß in den fällen 1 und 6., wo die partikel am lebhafteſten war, ſeit ſie ihre wirkung einbüßte, faſt alle damit gebildeten wörter aufgegeben worden ſind. Hätte der grund ihrer bildung in etwas anderm gelegen, ſo würden ſie fortdauern. — e) wo der ſchwächere ſinn gilt, namentlich in nr. 3. 4. 5. 7. 8. 9. und ſolange nicht (nach b.) verhärtung eingetreten iſt, leidet es keinen zweifel, daß die partikel nach zeit und ort wegbleibt. Vgl. goth. ſvês, ahd. gi-ſuâs; ahd. lid, nhd. g-lied; mhd. haƷ Bon., neben ge-haƷ; nhd. lind neben ge-lind u. a. m. Hier werden ſich bisweilen feinere unterſcheidungen der bedeutung ergeben; wo nicht, ſo iſt nach der älte- ren ſprache zu entſcheiden, was für organiſch zu hal- ten ſei, das ſetzen oder auslaßen der partikel? — f) dieſe frage, allgemein für ſämmtliche fälle des ge- aufgewor- fen, hat beſonderen einfluß auf beurtheilung der nordi- ſchen und engl. ſprache. Im engl. muß unbedenklich für unorganiſch angenommen werden, was durchgreifen- den grundſätzen der agſ. wortbildung zuwider läuſt. Da nun das agſ. ge- mit dem hochd. meiſt übereinſtimmt, ſo folgt, daß es in verſchiednen engl. wörtern weggefal- len iſt, deren begriff, ohne es voraus zu ſetzen, gar nicht recht erklärt werden könnte. Einigemahl haftet noch die verdunkelte partikel, im altengl. öfter und deutlicher. Der ſociativbegriff iſt begreiflich der ſeltenſte: fere (ſocius) agſ. ge-fêra, jetzt veraltet, aber vordem häufiger (Nares’s gloß. fere, feere, pheer) altengl. fere und y-fere; make (amicus, ſocius, par) agſ. ge-maca, ahd. ki-mahho, (vgl. Nares h. v.); ye-man, yeo-man (contubernalis, ſatelles, miniſter) agſ. ge-mana, altengl. y-mone (Horn, zeile 530. 842); reeve, reve (miniſter) agſ. ge-rêfa. Beiſpiele von andern wörtern: birth, agſ. ge-byrd, ahd. ki-purt; fight, agſ. ge-fëoht, ahd. ki-fëht; kind, agſ. ge-cynd, ahd. ki- chunt; mind, agſ. ge-mynd, ahd. ki-munt; loom (ſup- pellex), agſ. ge-lôma, ahd. ki-luomo?; ſhape, agſ. ge- ſcëap; ſight, agſ. ge-ſicht, ahd. ki-ſiht. Und die adj. foe (inimicus) agſ. ge-fâh, ge-fâ, ahd. ki-vêh, im alt- engl. begegnet die ſchwache flexion fone (ſt. des heutigen foes) agſ. ge-fâhan, die feindlichen, die feinde (Nares v. fone); like, agſ. ge-lîc, ahd. ka-lîh, altengl. y-like; altengl. y-lome (ſaepe) Horn z. 197. agſ. ge-lôme; mad (amens) agſ. ge-mâd, ahd. ka-meit *); e-nough (warum *) das goth. gamáids bedeutet leiblich ſchwach, das ahd. ka- meit, agſ. gemâd, engl. mad ſchwach an geiſt, thöricht, das mhd.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/768>, abgerufen am 22.11.2024.