Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.III. partikelcomposition. -- part. mit nom. nicht nough?) altengl. y-now, ags. ge-noh, ahd. ka-nuoc;sound, ags. ge-sund, ahd. ki-sunt; altengl, y-wis (certus) ags, ge-vis, ahd. ka-wis. Einzelne mögen schon im ags. zuweilen ohne die partikel vorkommen, z. b. fah (inimi- cus) sund (sanus), aber gewöhnhch steht sie und es heißt so wenig mad, cynd als im ahd. meit, chunt. -- g) zeugt die unterdrückung der partikel im engl. nicht zugleich für ihren ausfall im nordischen? s. 735. aus einigen über- bleibseln beweise, daß sie der mundart an sich und vor alters keineswegs fremd gewesen ist. Folgende wörter außer g-ranni, g-neisti, g-leikr, g-nogr scheinen ihrer nach analogie des goth. ags. und ahd. fähig: bauri (rusti- cus); hlyri (frater, socius); landi (popularis) ahd. ki-lanto; leika (socia ludi, ki-spila); maki (par); rauni (familiaris); mati (socius); sinni (fautor, amicus); nautr (socius); burdr (nativitas); skap (indoles); vis (certus) u. a. m. Collectiva in der weise von nr. 2. kenne ich nicht, auch keine adj. nr. 6. für welche, wie im nhd. das part. praet. gesetzt wird, vgl. goth. ga-skohs, ahd. ka-loup, ka-ve- dar, ka-har mit altn. skoadr, laufgadr, fiadradr, haerdr und nhd. geschuht, belaubt, gefiedert, bekannt. Die nord. sprache verräth also in dieser materie wenig alterthüm- liches. -- h) die partikel ga- scheint mir nahverwandt mit dem lat. cum, con-, wo nicht dasselbe. Hierauf führt einmahl die bedeutung, vgl. con-sors, ga-hloßo; con-sonus, ga-hel etc. namentlich auch das ags. ge -- ge, lat. cum -- tum. Wichtiger und verhüllter ist die ähn- lichkeit der form. Auf den ersten blick widersprechen sowohl der anlaut, als die mangelnde auslautende liquida. Was jenen betrifft, fordert die lautverschiebung freilich deutsches h für lat. c; allein es könnte sich wiederum hier verhalten, wie bei dem goth. ableitenden -ag, ahd. -ac, das dem lat. -ic, -ac parallel lauft (s. 309. 310) und wofür zuweilen -ah begegnet (s. 316.). Ein nicht un- wahrscheinliches ha- für ga- wird hernach beigebracht werden. Ob anlautende h- in den formeln hl, hn, hr, hv aus unsrer partikel denkbar seien? steht dahin und läßt sich nicht vorschnell abweisen, denn der spätere wegfall des h stimmt zum wegfall der partikel, obgleich sehr verschiedene sprachperioden mitwirken, die auch er- klären helfen, wie nach verdunklung der partikel schein- gemeit geht aus dem begriffe leer, dünkelhaft, eitel, leichtsinnig
ganz in die gute bedeutung von stolz, fröhlich, lustig über. III. partikelcompoſition. — part. mit nom. nicht nough?) altengl. y-now, agſ. ge-nôh, ahd. ka-nuoc;ſound, agſ. ge-ſund, ahd. ki-ſunt; altengl, y-wis (certus) agſ, ge-vis, ahd. ka-wis. Einzelne mögen ſchon im agſ. zuweilen ohne die partikel vorkommen, z. b. fâh (inimi- cus) ſund (ſanus), aber gewöhnhch ſteht ſie und es heißt ſo wenig mâd, cynd als im ahd. meit, chunt. — g) zeugt die unterdrückung der partikel im engl. nicht zugleich für ihren ausfall im nordiſchen? ſ. 735. aus einigen über- bleibſeln beweiſe, daß ſie der mundart an ſich und vor alters keineswegs fremd geweſen iſt. Folgende wörter außer g-ranni, g-neiſti, g-lîkr, g-nôgr ſcheinen ihrer nach analogie des goth. agſ. und ahd. fähig: bûri (ruſti- cus); hlyri (frater, ſocius); landi (popularis) ahd. ki-lanto; leika (ſocia ludi, ki-ſpila); maki (par); rûni (familiaris); mâti (ſocius); ſinni (fautór, amicus); nautr (ſocius); burdr (nativitas); ſkap (indoles); vis (certus) u. a. m. Collectiva in der weiſe von nr. 2. kenne ich nicht, auch keine adj. nr. 6. für welche, wie im nhd. das part. praet. geſetzt wird, vgl. goth. ga-ſkôhs, ahd. ka-loup, ka-vë- dar, ka-hâr mit altn. ſkôadr, laufgadr, fiadradr, hærdr und nhd. geſchuht, belaubt, gefiedert, bekannt. Die nord. ſprache verräth alſo in dieſer materie wenig alterthüm- liches. — h) die partikel ga- ſcheint mir nahverwandt mit dem lat. cum, con-, wo nicht daſſelbe. Hierauf führt einmahl die bedeutung, vgl. con-ſors, ga-hlôƷo; con-ſonus, ga-hël etc. namentlich auch das agſ. ge — ge, lat. cum — tum. Wichtiger und verhüllter iſt die ähn- lichkeit der form. Auf den erſten blick widerſprechen ſowohl der anlaut, als die mangelnde auslautende liquida. Was jenen betrifft, fordert die lautverſchiebung freilich deutſches h für lat. c; allein es könnte ſich wiederum hier verhalten, wie bei dem goth. ableitenden -ag, ahd. -ac, das dem lat. -ic, -ac parallel lauft (ſ. 309. 310) und wofür zuweilen -ah begegnet (ſ. 316.). Ein nicht un- wahrſcheinliches ha- für ga- wird hernach beigebracht werden. Ob anlautende h- in den formeln hl, hn, hr, hv aus unſrer partikel denkbar ſeien? ſteht dahin und läßt ſich nicht vorſchnell abweiſen, denn der ſpätere wegfall des h ſtimmt zum wegfall der partikel, obgleich ſehr verſchiedene ſprachperioden mitwirken, die auch er- klären helfen, wie nach verdunklung der partikel ſchein- gemeit geht aus dem begriffe leer, dünkelhaft, eitel, leichtſinnig
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III. partikelcompoſition. — part. mit nom.
nicht nough?) altengl. y-now, agſ. ge-nôh, ahd. ka-nuoc;
ſound, agſ. ge-ſund, ahd. ki-ſunt; altengl, y-wis (certus)
agſ, ge-vis, ahd. ka-wis. Einzelne mögen ſchon im agſ.
zuweilen ohne die partikel vorkommen, z. b. fâh (inimi-
cus) ſund (ſanus), aber gewöhnhch ſteht ſie und es heißt
ſo wenig mâd, cynd als im ahd. meit, chunt. — g) zeugt
die unterdrückung der partikel im engl. nicht zugleich
für ihren ausfall im nordiſchen? ſ. 735. aus einigen über-
bleibſeln beweiſe, daß ſie der mundart an ſich und vor
alters keineswegs fremd geweſen iſt. Folgende wörter
außer g-ranni, g-neiſti, g-lîkr, g-nôgr ſcheinen ihrer
nach analogie des goth. agſ. und ahd. fähig: bûri (ruſti-
cus); hlyri (frater, ſocius); landi (popularis) ahd. ki-lanto;
leika (ſocia ludi, ki-ſpila); maki (par); rûni (familiaris);
mâti (ſocius); ſinni (fautór, amicus); nautr (ſocius);
burdr (nativitas); ſkap (indoles); vis (certus) u. a. m.
Collectiva in der weiſe von nr. 2. kenne ich nicht, auch
keine adj. nr. 6. für welche, wie im nhd. das part. praet.
geſetzt wird, vgl. goth. ga-ſkôhs, ahd. ka-loup, ka-vë-
dar, ka-hâr mit altn. ſkôadr, laufgadr, fiadradr, hærdr
und nhd. geſchuht, belaubt, gefiedert, bekannt. Die nord.
ſprache verräth alſo in dieſer materie wenig alterthüm-
liches. — h) die partikel ga- ſcheint mir nahverwandt
mit dem lat. cum, con-, wo nicht daſſelbe. Hierauf
führt einmahl die bedeutung, vgl. con-ſors, ga-hlôƷo;
con-ſonus, ga-hël etc. namentlich auch das agſ. ge — ge,
lat. cum — tum. Wichtiger und verhüllter iſt die ähn-
lichkeit der form. Auf den erſten blick widerſprechen
ſowohl der anlaut, als die mangelnde auslautende liquida.
Was jenen betrifft, fordert die lautverſchiebung freilich
deutſches h für lat. c; allein es könnte ſich wiederum
hier verhalten, wie bei dem goth. ableitenden -ag, ahd.
-ac, das dem lat. -ic, -ac parallel lauft (ſ. 309. 310) und
wofür zuweilen -ah begegnet (ſ. 316.). Ein nicht un-
wahrſcheinliches ha- für ga- wird hernach beigebracht
werden. Ob anlautende h- in den formeln hl, hn, hr,
hv aus unſrer partikel denkbar ſeien? ſteht dahin und
läßt ſich nicht vorſchnell abweiſen, denn der ſpätere
wegfall des h ſtimmt zum wegfall der partikel, obgleich
ſehr verſchiedene ſprachperioden mitwirken, die auch er-
klären helfen, wie nach verdunklung der partikel ſchein-
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*) gemeit geht aus dem begriffe leer, dünkelhaft, eitel, leichtſinnig
ganz in die gute bedeutung von ſtolz, fröhlich, luſtig über.
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