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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. partikelcomposition. -- part. mit nom.
lium); um-sat (insidiae); um-sia (providentia); um-skipti
(mutatio); um-skurn (circumcilio); um-slag (involucrum);
um-sysla (procuratio); um-tal (rumor); um-varp (sepi-
mentum); um-vindr (difficilis); um-yrdi (ambages verbo-
rum). Mhd. umbe-ganc; umbe-hanc Trist. Barl.; umbe-
jac grundr. 261; um-bekreiß Trist.; umbe-louf Barl.;
umbe-rede Trist.; umbe-sage Wigal.; umbe-saeße (vicinus)
Trist. Wh. 2, 14b; umbe-sleif Wh. 1, 102b; umbe-trit
grundr. 261; umbe-vanc Trist.; umbe-vart Barl. u. a. m.
Nhd. um-bruch; -fall; -fang; -frage; -gang; -hang;
-kehr; -kreiß; -lauf; -riß; -satz; -schlag; -schrift;
-schweif; -sicht; -stand; -sturz; -trieb; -tritt; -weg;
-wurf; -zug. Die part. behält vor dem nomen jederzeit
den ton, verliert ihn aber oft vor dem verbum. -- Sie
berührt sich, wenn auch unverwandt, mit bi-, vgl. ahd.
pi-loh, umpi-loh; goth. bi-sunja, ahd. umpi-sedalo; ahd.
pi-fanc, umpi-fanc.

un- (in-) goth. ahd. alts. ags. mhd. nhd.; altn. o- (für
on-, un-, wie a, ei für an, in) schwed. o-, dän. u-. Frü-
heres ahd. una- (wie ana für späteres an) läßt sich aus
dem zu einzeln stehenden una-holda ker. 85. uno-holde N.
59; 2. nicht beweisen, auch findet sich, neben ana, nur
un- im goth. Formell scheint diese überall untrennbar,
stets betonte partikel sowohl dem in als dem ana verwandt,
ihrer privativen bedeutung unbeschadet (vgl. das altn.
vermindernde ei-, vorhin s. 761.), wie das lat. völlig mit
der praep. in zusammenfallende privative in- bestätigt;
vielleicht sind derselben wurzel inuh und ana. Un- com-
poniert sich bloß mit dem nomen, nie mit dem verbum
(abgesehen vom participium), d. h. alle fälle, wo es vor
dem verbum erscheint, setzen composition mit dem no-
men, von welcher sie abgeleitet sind, voraus. Die bedeu-
tung des un- ist, wie gesagt, privativ, schwächend, kei-
neswegs rein negativ, gleich der des ni; mehr oder we-
niger fällt es in den sinn von a-, aba-, missa-, wana-.
Daher auch un- keine verneinende pronomina bildet und
z. b. un-vaihts, un-manna verschieden ist von ni-vaihts,
m-manna; man kann ags. villan für ne-villan (lat. nolle
f. ne-velle), weder un-villan noch in-velle sagen. 1) zu-
sammensetzung des un- mit substantiven erfolgt seltner,
als mit adjectiven. a) vor leibliche subst. (personen, thiere,
pflanzen) gesetzt gibt es den begriff des unnatürlichen,
verkehrten, bösen, aber meist für bestimmte anwendun-
gen, nur bisweilen als allgemeiner gegensatz zu dem, was
das subst. enthält. Goth. un-hultha masc., lieber un-hultho

III. partikelcompoſition. — part. mit nom.
lium); um-ſât (inſidiae); um-ſiâ (providentia); um-ſkipti
(mutatio); um-ſkurn (circumcilio); um-ſlag (involucrum);
um-ſŷſla (procuratio); um-tal (rumor); um-varp (ſepi-
mentum); um-vindr (difficilis); um-yrdi (ambages verbo-
rum). Mhd. umbe-ganc; umbe-hanc Triſt. Barl.; umbe-
jac grundr. 261; um-bekreiƷ Triſt.; umbe-louf Barl.;
umbe-rede Triſt.; umbe-ſage Wigal.; umbe-ſæƷe (vicinus)
Triſt. Wh. 2, 14b; umbe-ſleif Wh. 1, 102b; umbe-trit
grundr. 261; umbe-vanc Triſt.; umbe-vart Barl. u. a. m.
Nhd. um-bruch; -fall; -fang; -frage; -gang; -hang;
-kehr; -kreiß; -lauf; -riß; -ſatz; -ſchlag; -ſchrift;
-ſchweif; -ſicht; -ſtand; -ſturz; -trieb; -tritt; -weg;
-wurf; -zug. Die part. behält vor dem nomen jederzeit
den ton, verliert ihn aber oft vor dem verbum. — Sie
berührt ſich, wenn auch unverwandt, mit bi-, vgl. ahd.
pi-loh, umpi-loh; goth. bi-ſunja, ahd. umpi-ſëdalo; ahd.
pi-fanc, umpi-fanc.

un- (in-) goth. ahd. altſ. agſ. mhd. nhd.; altn. ô- (für
on-, un-, wie â, î für an, in) ſchwed. o-, dän. u-. Frü-
heres ahd. una- (wie ana für ſpäteres an) läßt ſich aus
dem zu einzeln ſtehenden una-holda ker. 85. uno-holde N.
59; 2. nicht beweiſen, auch findet ſich, neben ana, nur
un- im goth. Formell ſcheint dieſe überall untrennbar,
ſtets betonte partikel ſowohl dem in als dem ana verwandt,
ihrer privativen bedeutung unbeſchadet (vgl. das altn.
vermindernde î-, vorhin ſ. 761.), wie das lat. völlig mit
der praep. in zuſammenfallende privative in- beſtätigt;
vielleicht ſind derſelben wurzel ïnuh und âna. Un- com-
poniert ſich bloß mit dem nomen, nie mit dem verbum
(abgeſehen vom participium), d. h. alle fälle, wo es vor
dem verbum erſcheint, ſetzen compoſition mit dem no-
men, von welcher ſie abgeleitet ſind, voraus. Die bedeu-
tung des un- iſt, wie geſagt, privativ, ſchwächend, kei-
neswegs rein negativ, gleich der des ni; mehr oder we-
niger fällt es in den ſinn von â-, aba-, miſſa-, wana-.
Daher auch un- keine verneinende pronomina bildet und
z. b. un-vaíhts, un-manna verſchieden iſt von ni-vaíhts,
m-manna; man kann agſ. villan für ne-villan (lat. nolle
f. ne-velle), weder un-villan noch in-velle ſagen. 1) zu-
ſammenſetzung des un- mit ſubſtantiven erfolgt ſeltner,
als mit adjectiven. α) vor leibliche ſubſt. (perſonen, thiere,
pflanzen) geſetzt gibt es den begriff des unnatürlichen,
verkehrten, böſen, aber meiſt für beſtimmte anwendun-
gen, nur bisweilen als allgemeiner gegenſatz zu dem, was
das ſubſt. enthält. Goth. un-hulþa maſc., lieber un-hulþô

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[775/0793] III. partikelcompoſition. — part. mit nom. lium); um-ſât (inſidiae); um-ſiâ (providentia); um-ſkipti (mutatio); um-ſkurn (circumcilio); um-ſlag (involucrum); um-ſŷſla (procuratio); um-tal (rumor); um-varp (ſepi- mentum); um-vindr (difficilis); um-yrdi (ambages verbo- rum). Mhd. umbe-ganc; umbe-hanc Triſt. Barl.; umbe- jac grundr. 261; um-bekreiƷ Triſt.; umbe-louf Barl.; umbe-rede Triſt.; umbe-ſage Wigal.; umbe-ſæƷe (vicinus) Triſt. Wh. 2, 14b; umbe-ſleif Wh. 1, 102b; umbe-trit grundr. 261; umbe-vanc Triſt.; umbe-vart Barl. u. a. m. Nhd. um-bruch; -fall; -fang; -frage; -gang; -hang; -kehr; -kreiß; -lauf; -riß; -ſatz; -ſchlag; -ſchrift; -ſchweif; -ſicht; -ſtand; -ſturz; -trieb; -tritt; -weg; -wurf; -zug. Die part. behält vor dem nomen jederzeit den ton, verliert ihn aber oft vor dem verbum. — Sie berührt ſich, wenn auch unverwandt, mit bi-, vgl. ahd. pi-loh, umpi-loh; goth. bi-ſunja, ahd. umpi-ſëdalo; ahd. pi-fanc, umpi-fanc. un- (in-) goth. ahd. altſ. agſ. mhd. nhd.; altn. ô- (für on-, un-, wie â, î für an, in) ſchwed. o-, dän. u-. Frü- heres ahd. una- (wie ana für ſpäteres an) läßt ſich aus dem zu einzeln ſtehenden una-holda ker. 85. uno-holde N. 59; 2. nicht beweiſen, auch findet ſich, neben ana, nur un- im goth. Formell ſcheint dieſe überall untrennbar, ſtets betonte partikel ſowohl dem in als dem ana verwandt, ihrer privativen bedeutung unbeſchadet (vgl. das altn. vermindernde î-, vorhin ſ. 761.), wie das lat. völlig mit der praep. in zuſammenfallende privative in- beſtätigt; vielleicht ſind derſelben wurzel ïnuh und âna. Un- com- poniert ſich bloß mit dem nomen, nie mit dem verbum (abgeſehen vom participium), d. h. alle fälle, wo es vor dem verbum erſcheint, ſetzen compoſition mit dem no- men, von welcher ſie abgeleitet ſind, voraus. Die bedeu- tung des un- iſt, wie geſagt, privativ, ſchwächend, kei- neswegs rein negativ, gleich der des ni; mehr oder we- niger fällt es in den ſinn von â-, aba-, miſſa-, wana-. Daher auch un- keine verneinende pronomina bildet und z. b. un-vaíhts, un-manna verſchieden iſt von ni-vaíhts, m-manna; man kann agſ. villan für ne-villan (lat. nolle f. ne-velle), weder un-villan noch in-velle ſagen. 1) zu- ſammenſetzung des un- mit ſubſtantiven erfolgt ſeltner, als mit adjectiven. α) vor leibliche ſubſt. (perſonen, thiere, pflanzen) geſetzt gibt es den begriff des unnatürlichen, verkehrten, böſen, aber meiſt für beſtimmte anwendun- gen, nur bisweilen als allgemeiner gegenſatz zu dem, was das ſubſt. enthält. Goth. un-hulþa maſc., lieber un-hulþô

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 775. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/793>, abgerufen am 22.11.2024.