Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.III. partikelcomp. -- untr. part. mit verb. Parc. 48a 78b Barl.; ent-scheiben Ulr. Trist.; ent-schuohenWh. 2, 60a 125b; ent-setzen Parc. 84c; ent-sitzen Parc. 136c 168c Karl 14a 128b; ent-sließen Parc. 123a; ent- slifen Wigal. Karl 122a; ent-sorgen Trist. 79; ent-stricken a. Tit. 95. Wigal.; en-tragen (auferre) Barl.; en-tuon (aperire) scheint abgekommen; ent-wapen Parc. 180b; ent-warnen (armis exuere) Karl 72a; ent-waeten Trist.; ent-werden Trist.; ent-wern (recusare) Barl.; ent-wesen Nib. Trist.; ent-weten (solvere) Barl.; ent-wichen Parc. 67a Karl 54a Flore 48a; ent-wirken Wh. 2, 132b Karl 54a. Nhd. ent-arten; -behren; -binden; -decken; -ehren; -erben; -fallen; -fahren; -färben; -feßeln; -fliegen; -flichen; -fließen; -führen; -gehen; -hauplen; -heben; -hüllen; -kleiden; -kommen; -krälten; -laden; -lasten; -laufen; -leiben; -mannen; -masten; -rathen; -reißen; -rinnen; -schlagen; -schuhen; -seelen; -setzen; (nicht mehr -sitzen); -siegeln; -sinken; -stellen; -waffnen; -weichen; -weihen; -wenden; -wischen; -wöhnen; -wölken; -wurzeln; -ziehen etc. Engl. haben diese häu- figen comp., für die privative bedeutung, statt des ags. on- ein mit der part. un- (s. 775.) schädlich vermischen- des un- bekommen: un-arm; un-bind; un-bit; un-bur- den; un-child; un-do; un-geer (ahd. in-karwjan); un- loose; un-rigg u. a. m. -- 4) mit dem privativen ent- sind, wie die unter 3. gegebenen beispiele zum theil zei- gen, manche transitiva aus nominibus gebildet worden, und können ihrer täglich neue werden, während die ent- unter 1. 2. sich der fortbildung versagen. Die heutige sprache verfährt dabei, wie mit dem be- 2. (s. 803.), da- her auch das plural -er und adj. -ig: ent-blättern, ent- geistern, ent-göttern, ent-völkern, ent-heiligen, ent-le- digen, ent-muthigen, ent-reinigen (schon Keisersberg), ent-sündigen, ent-schädigen. Der älteren können der- gleichen comp. nicht mit bestimmtheit beigelegt werden, denn wer sagt uns, daß dem int-halson, int-hregilon, int-nagilen, in-peinan, int-scuohan, in-zaunan, int-nacku- ton nicht schon einfache verba halson etc. unterliegen? Zu mehreren mhd. dürsten fie sich aber nicht nachwei- sen laßen. -- Bemerkungen zu ent-: a) die verschieden- heit der bedeutungen 2 und 3. gründet sich auf die dre- hung des partikelbegriffs. Man muß historisch lernen, daß z. b. entflammen so viel wie befeuern, entgeistern aber das gegentheil von begeistern ist; daß entreinen unrein machen, nicht aber entleeren aufüllen bedeutet. Der privative sinn mag sich, fast wie beim be-, aus pri- III. partikelcomp. — untr. part. mit verb. Parc. 48a 78b Barl.; ent-ſchîben Ulr. Triſt.; ent-ſchuohenWh. 2, 60a 125b; ent-ſetzen Parc. 84c; ent-ſitzen Parc. 136c 168c Karl 14a 128b; ent-ſlieƷen Parc. 123a; ent- ſlifen Wigal. Karl 122a; ent-ſorgen Triſt. 79; ent-ſtricken a. Tit. 95. Wigal.; en-tragen (auferre) Barl.; en-tuon (aperire) ſcheint abgekommen; ent-wâpen Parc. 180b; ent-warnen (armis exuere) Karl 72a; ent-wæten Triſt.; ent-wërden Triſt.; ent-wërn (recuſare) Barl.; ent-wëſen Nib. Triſt.; ent-wëten (ſolvere) Barl.; ent-wichen Parc. 67a Karl 54a Flore 48a; ent-wirken Wh. 2, 132b Karl 54a. Nhd. ent-arten; -behren; -binden; -decken; -ehren; -erben; -fallen; -fahren; -färben; -feßeln; -fliegen; -flichen; -fließen; -führen; -gehen; -hauplen; -heben; -hüllen; -kleiden; -kommen; -krälten; -laden; -laſten; -laufen; -leiben; -mannen; -maſten; -rathen; -reißen; -rinnen; -ſchlagen; -ſchuhen; -ſeelen; -ſetzen; (nicht mehr -ſitzen); -ſiegeln; -ſinken; -ſtellen; -waffnen; -weichen; -weihen; -wenden; -wiſchen; -wöhnen; -wölken; -wurzeln; -ziehen etc. Engl. haben dieſe häu- figen comp., für die privative bedeutung, ſtatt des agſ. on- ein mit der part. un- (ſ. 775.) ſchädlich vermiſchen- des un- bekommen: un-arm; un-bind; un-bit; un-bur- den; un-child; un-do; un-geer (ahd. in-karwjan); un- looſe; un-rigg u. a. m. — 4) mit dem privativen ent- ſind, wie die unter 3. gegebenen beiſpiele zum theil zei- gen, manche tranſitiva aus nominibus gebildet worden, und können ihrer täglich neue werden, während die ent- unter 1. 2. ſich der fortbildung verſagen. Die heutige ſprache verfährt dabei, wie mit dem be- 2. (ſ. 803.), da- her auch das plural -er und adj. -ig: ent-blättern, ent- geiſtern, ent-göttern, ent-völkern, ent-heiligen, ent-le- digen, ent-muthigen, ent-reinigen (ſchon Keiſersberg), ent-ſündigen, ent-ſchädigen. Der älteren können der- gleichen comp. nicht mit beſtimmtheit beigelegt werden, denn wer ſagt uns, daß dem int-halſôn, int-hregilôn, int-nagilen, in-peinan, int-ſcuohan, in-zûnan, int-nacku- tôn nicht ſchon einfache verba halſôn etc. unterliegen? Zu mehreren mhd. dürſten fie ſich aber nicht nachwei- ſen laßen. — Bemerkungen zu ent-: a) die verſchieden- heit der bedeutungen 2 und 3. gründet ſich auf die dre- hung des partikelbegriffs. Man muß hiſtoriſch lernen, daß z. b. entflammen ſo viel wie befeuern, entgeiſtern aber das gegentheil von begeiſtern iſt; daß entreinen unrein machen, nicht aber entleeren aufüllen bedeutet. 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III. partikelcomp. — untr. part. mit verb.
Parc. 48a 78b Barl.; ent-ſchîben Ulr. Triſt.; ent-ſchuohen
Wh. 2, 60a 125b; ent-ſetzen Parc. 84c; ent-ſitzen Parc.
136c 168c Karl 14a 128b; ent-ſlieƷen Parc. 123a; ent-
ſlifen Wigal. Karl 122a; ent-ſorgen Triſt. 79; ent-ſtricken
a. Tit. 95. Wigal.; en-tragen (auferre) Barl.; en-tuon
(aperire) ſcheint abgekommen; ent-wâpen Parc. 180b;
ent-warnen (armis exuere) Karl 72a; ent-wæten Triſt.;
ent-wërden Triſt.; ent-wërn (recuſare) Barl.; ent-wëſen
Nib. Triſt.; ent-wëten (ſolvere) Barl.; ent-wichen Parc.
67a Karl 54a Flore 48a; ent-wirken Wh. 2, 132b Karl
54a. Nhd. ent-arten; -behren; -binden; -decken; -ehren;
-erben; -fallen; -fahren; -färben; -feßeln; -fliegen;
-flichen; -fließen; -führen; -gehen; -hauplen; -heben;
-hüllen; -kleiden; -kommen; -krälten; -laden; -laſten;
-laufen; -leiben; -mannen; -maſten; -rathen; -reißen;
-rinnen; -ſchlagen; -ſchuhen; -ſeelen; -ſetzen; (nicht
mehr -ſitzen); -ſiegeln; -ſinken; -ſtellen; -waffnen;
-weichen; -weihen; -wenden; -wiſchen; -wöhnen;
-wölken; -wurzeln; -ziehen etc. Engl. haben dieſe häu-
figen comp., für die privative bedeutung, ſtatt des agſ.
on- ein mit der part. un- (ſ. 775.) ſchädlich vermiſchen-
des un- bekommen: un-arm; un-bind; un-bit; un-bur-
den; un-child; un-do; un-geer (ahd. in-karwjan); un-
looſe; un-rigg u. a. m. — 4) mit dem privativen ent-
ſind, wie die unter 3. gegebenen beiſpiele zum theil zei-
gen, manche tranſitiva aus nominibus gebildet worden,
und können ihrer täglich neue werden, während die ent-
unter 1. 2. ſich der fortbildung verſagen. Die heutige
ſprache verfährt dabei, wie mit dem be- 2. (ſ. 803.), da-
her auch das plural -er und adj. -ig: ent-blättern, ent-
geiſtern, ent-göttern, ent-völkern, ent-heiligen, ent-le-
digen, ent-muthigen, ent-reinigen (ſchon Keiſersberg),
ent-ſündigen, ent-ſchädigen. Der älteren können der-
gleichen comp. nicht mit beſtimmtheit beigelegt werden,
denn wer ſagt uns, daß dem int-halſôn, int-hregilôn,
int-nagilen, in-peinan, int-ſcuohan, in-zûnan, int-nacku-
tôn nicht ſchon einfache verba halſôn etc. unterliegen?
Zu mehreren mhd. dürſten fie ſich aber nicht nachwei-
ſen laßen. — Bemerkungen zu ent-: a) die verſchieden-
heit der bedeutungen 2 und 3. gründet ſich auf die dre-
hung des partikelbegriffs. Man muß hiſtoriſch lernen,
daß z. b. entflammen ſo viel wie befeuern, entgeiſtern
aber das gegentheil von begeiſtern iſt; daß entreinen
unrein machen, nicht aber entleeren aufüllen bedeutet.
Der privative ſinn mag ſich, faſt wie beim be-, aus pri-
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