nommen. Er warf seinen Ranzen auf den Tisch und erzählte von seinen Brüdern: "der eine hat ein Tischgen deck dich, der andere einen Goldesel mitgebracht, das ist alles recht gut, aber nichts gegen das, was ich da im Ranzen habe, das kann die ganze Welt nicht bezahlen. Der Wirth ward neugierig und hoffte den Schatz auch noch zu kriegen. Als es Nacht ward, legte sich der Schneider auf die Streu und seinen Ranzen legte er unter den Kopf. Der Wirth blieb auf und wartete, bis er dacht der Schneider schlafe fest, da ging er herzu, holte einen andern Ranzen, und wollte dem Schneider seinen unter dem Kopf wegziehen. Der war aber wach geblieben, und als er die Hand des Wirths merkte, rief er: "Knüppel aus dem Ranzen!" Da sprang der Knüppel heraus, auf den Wirth und prügelte ihn so wichtig, daß er auf die Knie fiel und sehr um Gnade schrie. Der Schneider ließ aber den Knüppel nicht eher ruhen, bis der Dieb das Tischgen deck dich und den Goldesel heraus gab. Dann zog er mit den drei Wunderstük- ken heim und sie lebten von nun an in Reich- thum und Glückseeligkeit, und der Vater sag- te:" meinen Pfannkuchen und meinen Heller hab ich nicht umsonst ausgegeben!"
nommen. Er warf ſeinen Ranzen auf den Tiſch und erzaͤhlte von ſeinen Bruͤdern: „der eine hat ein Tiſchgen deck dich, der andere einen Goldeſel mitgebracht, das iſt alles recht gut, aber nichts gegen das, was ich da im Ranzen habe, das kann die ganze Welt nicht bezahlen. Der Wirth ward neugierig und hoffte den Schatz auch noch zu kriegen. Als es Nacht ward, legte ſich der Schneider auf die Streu und ſeinen Ranzen legte er unter den Kopf. Der Wirth blieb auf und wartete, bis er dacht der Schneider ſchlafe feſt, da ging er herzu, holte einen andern Ranzen, und wollte dem Schneider ſeinen unter dem Kopf wegziehen. Der war aber wach geblieben, und als er die Hand des Wirths merkte, rief er: „Knuͤppel aus dem Ranzen!“ Da ſprang der Knuͤppel heraus, auf den Wirth und pruͤgelte ihn ſo wichtig, daß er auf die Knie fiel und ſehr um Gnade ſchrie. Der Schneider ließ aber den Knuͤppel nicht eher ruhen, bis der Dieb das Tiſchgen deck dich und den Goldeſel heraus gab. Dann zog er mit den drei Wunderſtuͤk- ken heim und ſie lebten von nun an in Reich- thum und Gluͤckſeeligkeit, und der Vater ſag- te:“ meinen Pfannkuchen und meinen Heller hab ich nicht umſonſt ausgegeben!“
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0205"n="171"/>
nommen. Er warf ſeinen Ranzen auf den Tiſch<lb/>
und erzaͤhlte von ſeinen Bruͤdern: „der eine<lb/>
hat ein Tiſchgen deck dich, der andere einen<lb/>
Goldeſel mitgebracht, das iſt alles recht gut,<lb/>
aber nichts gegen das, was ich da im Ranzen<lb/>
habe, das kann die ganze Welt nicht bezahlen.<lb/>
Der Wirth ward neugierig und hoffte den<lb/>
Schatz auch noch zu kriegen. Als es Nacht<lb/>
ward, legte ſich der Schneider auf die Streu<lb/>
und ſeinen Ranzen legte er unter den Kopf.<lb/>
Der Wirth blieb auf und wartete, bis er dacht<lb/>
der Schneider ſchlafe feſt, da ging er herzu,<lb/>
holte einen andern Ranzen, und wollte dem<lb/>
Schneider ſeinen unter dem Kopf wegziehen.<lb/>
Der war aber wach geblieben, und als er die<lb/>
Hand des Wirths merkte, rief er: „Knuͤppel<lb/>
aus dem Ranzen!“ Da ſprang der Knuͤppel<lb/>
heraus, auf den Wirth und pruͤgelte ihn ſo<lb/>
wichtig, daß er auf die Knie fiel und ſehr um<lb/>
Gnade ſchrie. Der Schneider ließ aber den<lb/>
Knuͤppel nicht eher ruhen, bis der Dieb das<lb/>
Tiſchgen deck dich und den Goldeſel heraus<lb/>
gab. Dann zog er mit den drei Wunderſtuͤk-<lb/>
ken heim und ſie lebten von nun an in Reich-<lb/>
thum und Gluͤckſeeligkeit, und der Vater ſag-<lb/>
te:“ meinen Pfannkuchen und meinen Heller<lb/>
hab ich nicht umſonſt ausgegeben!“</p></div></div><lb/></body></text></TEI>
[171/0205]
nommen. Er warf ſeinen Ranzen auf den Tiſch
und erzaͤhlte von ſeinen Bruͤdern: „der eine
hat ein Tiſchgen deck dich, der andere einen
Goldeſel mitgebracht, das iſt alles recht gut,
aber nichts gegen das, was ich da im Ranzen
habe, das kann die ganze Welt nicht bezahlen.
Der Wirth ward neugierig und hoffte den
Schatz auch noch zu kriegen. Als es Nacht
ward, legte ſich der Schneider auf die Streu
und ſeinen Ranzen legte er unter den Kopf.
Der Wirth blieb auf und wartete, bis er dacht
der Schneider ſchlafe feſt, da ging er herzu,
holte einen andern Ranzen, und wollte dem
Schneider ſeinen unter dem Kopf wegziehen.
Der war aber wach geblieben, und als er die
Hand des Wirths merkte, rief er: „Knuͤppel
aus dem Ranzen!“ Da ſprang der Knuͤppel
heraus, auf den Wirth und pruͤgelte ihn ſo
wichtig, daß er auf die Knie fiel und ſehr um
Gnade ſchrie. Der Schneider ließ aber den
Knuͤppel nicht eher ruhen, bis der Dieb das
Tiſchgen deck dich und den Goldeſel heraus
gab. Dann zog er mit den drei Wunderſtuͤk-
ken heim und ſie lebten von nun an in Reich-
thum und Gluͤckſeeligkeit, und der Vater ſag-
te:“ meinen Pfannkuchen und meinen Heller
hab ich nicht umſonſt ausgegeben!“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/205>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.