Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

da ward er vergnügt, nahte sich dem Tisch und
aß sich satt. Und als er fertig gegessen hatte,
nahm er die Serviette mit sich und ging wei-
ter, und wenn ihn wieder Hunger und Durst
ankam, so deckte er die Serviette auf und was
er wünschte, das stund darauf. Nach einer
Tagreise kam er zu einem Köhler, der brannte
Kohlen und kochte Kartoffeln. Der Köhler bat
ihn zu Gast, er sagte aber: "ich will nicht bei
dir essen, aber ich will dich zu Gast bitten,"
der Köhler fragte: "wie ist das möglich, ich
sehe ja nicht, daß du etwas bei dir hast." --
"Das thut nichts, setz' dich nur her" damit
deckte er seine Serviette auf, da stand alles,
was zu wünschen war. Der Köhler ließ sichs
gut schmecken und hatte großen Gefallen an
der Serviette und als sie abgegessen hatten sag-
te er: tausch mit mir, ich geb dir für die Ser-
viette einen alten Soldatentornister wenn du
mit der Hand darauf klopfst, kommt jedesmal
ein Gefreiter und sechs Mann Soldaten mit
Ober- und Untergewehr heraus, die können mir
im Wald nichts helfen, aber die Serviette wär
mir lieb." Der Tausch ging vor sich, der Köh-
ler behielt die Serviette, der Schwarzenfelser
nahm den Tornister mit. Kaum war er aber
ein Stück Wegs gegangen, so schlug er darauf,
da kamen die Kriegshelden heraus: "was ver-
langt mein Herr?" -- "Ihr marschirt hin

da ward er vergnuͤgt, nahte ſich dem Tiſch und
aß ſich ſatt. Und als er fertig gegeſſen hatte,
nahm er die Serviette mit ſich und ging wei-
ter, und wenn ihn wieder Hunger und Durſt
ankam, ſo deckte er die Serviette auf und was
er wuͤnſchte, das ſtund darauf. Nach einer
Tagreiſe kam er zu einem Koͤhler, der brannte
Kohlen und kochte Kartoffeln. Der Koͤhler bat
ihn zu Gaſt, er ſagte aber: „ich will nicht bei
dir eſſen, aber ich will dich zu Gaſt bitten,“
der Koͤhler fragte: „wie iſt das moͤglich, ich
ſehe ja nicht, daß du etwas bei dir haſt.“ —
„Das thut nichts, ſetz' dich nur her“ damit
deckte er ſeine Serviette auf, da ſtand alles,
was zu wuͤnſchen war. Der Koͤhler ließ ſichs
gut ſchmecken und hatte großen Gefallen an
der Serviette und als ſie abgegeſſen hatten ſag-
te er: tauſch mit mir, ich geb dir fuͤr die Ser-
viette einen alten Soldatentorniſter wenn du
mit der Hand darauf klopfſt, kommt jedesmal
ein Gefreiter und ſechs Mann Soldaten mit
Ober- und Untergewehr heraus, die koͤnnen mir
im Wald nichts helfen, aber die Serviette waͤr
mir lieb.“ Der Tauſch ging vor ſich, der Koͤh-
ler behielt die Serviette, der Schwarzenfelſer
nahm den Torniſter mit. Kaum war er aber
ein Stuͤck Wegs gegangen, ſo ſchlug er darauf,
da kamen die Kriegshelden heraus: „was ver-
langt mein Herr?“ — „Ihr marſchirt hin

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0207" n="173"/>
da ward er vergnu&#x0364;gt, nahte &#x017F;ich dem Ti&#x017F;ch und<lb/>&#x017F;ich &#x017F;att. Und als er fertig gege&#x017F;&#x017F;en hatte,<lb/>
nahm er die Serviette mit &#x017F;ich und ging wei-<lb/>
ter, und wenn ihn wieder Hunger und Dur&#x017F;t<lb/>
ankam, &#x017F;o deckte er die Serviette auf und was<lb/>
er wu&#x0364;n&#x017F;chte, das &#x017F;tund darauf. Nach einer<lb/>
Tagrei&#x017F;e kam er zu einem Ko&#x0364;hler, der brannte<lb/>
Kohlen und kochte Kartoffeln. Der Ko&#x0364;hler bat<lb/>
ihn zu Ga&#x017F;t, er &#x017F;agte aber: &#x201E;ich will nicht bei<lb/>
dir e&#x017F;&#x017F;en, aber ich will dich zu Ga&#x017F;t bitten,&#x201C;<lb/>
der Ko&#x0364;hler fragte: &#x201E;wie i&#x017F;t das mo&#x0364;glich, ich<lb/>
&#x017F;ehe ja nicht, daß du etwas bei dir ha&#x017F;t.&#x201C; &#x2014;<lb/>
&#x201E;Das thut nichts, &#x017F;etz' dich nur her&#x201C; damit<lb/>
deckte er &#x017F;eine Serviette auf, da &#x017F;tand alles,<lb/>
was zu wu&#x0364;n&#x017F;chen war. Der Ko&#x0364;hler ließ &#x017F;ichs<lb/>
gut &#x017F;chmecken und hatte großen Gefallen an<lb/>
der Serviette und als &#x017F;ie abgege&#x017F;&#x017F;en hatten &#x017F;ag-<lb/>
te er: tau&#x017F;ch mit mir, ich geb dir fu&#x0364;r die Ser-<lb/>
viette einen alten Soldatentorni&#x017F;ter wenn du<lb/>
mit der Hand darauf klopf&#x017F;t, kommt jedesmal<lb/>
ein Gefreiter und &#x017F;echs Mann Soldaten mit<lb/>
Ober- und Untergewehr heraus, die ko&#x0364;nnen mir<lb/>
im Wald nichts helfen, aber die Serviette wa&#x0364;r<lb/>
mir lieb.&#x201C; Der Tau&#x017F;ch ging vor &#x017F;ich, der Ko&#x0364;h-<lb/>
ler behielt die Serviette, der Schwarzenfel&#x017F;er<lb/>
nahm den Torni&#x017F;ter mit. Kaum war er aber<lb/>
ein Stu&#x0364;ck Wegs gegangen, &#x017F;o &#x017F;chlug er darauf,<lb/>
da kamen die Kriegshelden heraus: &#x201E;was ver-<lb/>
langt mein Herr?&#x201C; &#x2014; &#x201E;Ihr mar&#x017F;chirt hin<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0207] da ward er vergnuͤgt, nahte ſich dem Tiſch und aß ſich ſatt. Und als er fertig gegeſſen hatte, nahm er die Serviette mit ſich und ging wei- ter, und wenn ihn wieder Hunger und Durſt ankam, ſo deckte er die Serviette auf und was er wuͤnſchte, das ſtund darauf. Nach einer Tagreiſe kam er zu einem Koͤhler, der brannte Kohlen und kochte Kartoffeln. Der Koͤhler bat ihn zu Gaſt, er ſagte aber: „ich will nicht bei dir eſſen, aber ich will dich zu Gaſt bitten,“ der Koͤhler fragte: „wie iſt das moͤglich, ich ſehe ja nicht, daß du etwas bei dir haſt.“ — „Das thut nichts, ſetz' dich nur her“ damit deckte er ſeine Serviette auf, da ſtand alles, was zu wuͤnſchen war. Der Koͤhler ließ ſichs gut ſchmecken und hatte großen Gefallen an der Serviette und als ſie abgegeſſen hatten ſag- te er: tauſch mit mir, ich geb dir fuͤr die Ser- viette einen alten Soldatentorniſter wenn du mit der Hand darauf klopfſt, kommt jedesmal ein Gefreiter und ſechs Mann Soldaten mit Ober- und Untergewehr heraus, die koͤnnen mir im Wald nichts helfen, aber die Serviette waͤr mir lieb.“ Der Tauſch ging vor ſich, der Koͤh- ler behielt die Serviette, der Schwarzenfelſer nahm den Torniſter mit. Kaum war er aber ein Stuͤck Wegs gegangen, ſo ſchlug er darauf, da kamen die Kriegshelden heraus: „was ver- langt mein Herr?“ — „Ihr marſchirt hin

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/207
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/207>, abgerufen am 24.11.2024.