Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.war und fragte den Jüngling, wie es mit dem Schreiben, das er ihm anvertraut, zugegangen wäre? "Jch weiß von nichts, antwortete er, es müßte in der Nacht geschehen sein, als ich geschlafen habe." Der König aber war zornig und sprach: "nein, so soll es nicht gehen, wer meine Tochter will haben, muß mir aus der Hölle drei goldne Haare von des Teufels Haupt holen; bringst du mir die, so sollst du meine Tochter behalten." "Die will ich schon holen," sprach das Glückskind! nahm Abschied von seiner Frau und zog fort. Nun kam er vor eine große Stadt, da fragte ihn der Wächter vor dem Thor, was er für ein Gewerb verstehe und was er wisse? "Jch weiß alles," gab er zur Antwort. "So kannst du uns einen Gefallen thun und sagen, warum unser Marktbrunnen, der sonst Wein quoll, jetzt nicht einmal Wasser quillt; wir wollen dir zwei Esel mit Gold dafür geben." "Recht gern, antwortete er, wenn ich wiederkomme." Da ging er weiter und kam vor eine andere Stadt, deren Wächter fragte auch: "was für ein Gewerb verstehst du und was weißt du?" "Jch weiß alles" antwortete er. So kannst du uns einen Gefallen thun und sagen, warum ein Baum, der sonst goldne Aepfel trug, jetzt nicht einmal Blätter hervortreibt?" "Recht gern, antwortete er, wann ich wiederkomme." Da ging er weiter und kam an ein groß Wasser, über das er hinüber mußte. Der Schiffmann fragte ihn: "was für ein Gewerb verstehst du und was weißt du?" "Jch weiß alles" antwortete er. "So kannst du mir einen Gefallen thun, sprach der Schiffmann und mir sagen, warum ich ewig fahren muß und war und fragte den Juͤngling, wie es mit dem Schreiben, das er ihm anvertraut, zugegangen waͤre? „Jch weiß von nichts, antwortete er, es muͤßte in der Nacht geschehen sein, als ich geschlafen habe.“ Der Koͤnig aber war zornig und sprach: „nein, so soll es nicht gehen, wer meine Tochter will haben, muß mir aus der Hoͤlle drei goldne Haare von des Teufels Haupt holen; bringst du mir die, so sollst du meine Tochter behalten.“ „Die will ich schon holen,“ sprach das Gluͤckskind! nahm Abschied von seiner Frau und zog fort. Nun kam er vor eine große Stadt, da fragte ihn der Waͤchter vor dem Thor, was er fuͤr ein Gewerb verstehe und was er wisse? „Jch weiß alles,“ gab er zur Antwort. „So kannst du uns einen Gefallen thun und sagen, warum unser Marktbrunnen, der sonst Wein quoll, jetzt nicht einmal Wasser quillt; wir wollen dir zwei Esel mit Gold dafuͤr geben.“ „Recht gern, antwortete er, wenn ich wiederkomme.“ Da ging er weiter und kam vor eine andere Stadt, deren Waͤchter fragte auch: „was fuͤr ein Gewerb verstehst du und was weißt du?“ „Jch weiß alles“ antwortete er. So kannst du uns einen Gefallen thun und sagen, warum ein Baum, der sonst goldne Aepfel trug, jetzt nicht einmal Blaͤtter hervortreibt?“ „Recht gern, antwortete er, wann ich wiederkomme.“ Da ging er weiter und kam an ein groß Wasser, uͤber das er hinuͤber mußte. Der Schiffmann fragte ihn: „was fuͤr ein Gewerb verstehst du und was weißt du?“ „Jch weiß alles“ antwortete er. „So kannst du mir einen Gefallen thun, sprach der Schiffmann und mir sagen, warum ich ewig fahren muß und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0215" n="151"/> war und fragte den Juͤngling, wie es mit dem Schreiben, das er ihm anvertraut, zugegangen waͤre? „Jch weiß von nichts, antwortete er, es muͤßte in der Nacht geschehen sein, als ich geschlafen habe.“ Der Koͤnig aber war zornig und sprach: „nein, so soll es nicht gehen, wer meine Tochter will haben, muß mir aus der Hoͤlle drei goldne Haare von des Teufels Haupt holen; bringst du mir die, so sollst du meine Tochter behalten.“ „Die will ich schon holen,“ sprach das Gluͤckskind! nahm Abschied von seiner Frau und zog fort.</p><lb/> <p>Nun kam er vor eine große Stadt, da fragte ihn der Waͤchter vor dem Thor, was er fuͤr ein Gewerb verstehe und was er wisse? „Jch weiß alles,“ gab er zur Antwort. „So kannst du uns einen Gefallen thun und sagen, warum unser Marktbrunnen, der sonst Wein quoll, jetzt nicht einmal Wasser quillt; wir wollen dir zwei Esel mit Gold dafuͤr geben.“ „Recht gern, antwortete er, wenn ich wiederkomme.“ Da ging er weiter und kam vor eine andere Stadt, deren Waͤchter fragte auch: „was fuͤr ein Gewerb verstehst du und was weißt du?“ „Jch weiß alles“ antwortete er. So kannst du uns einen Gefallen thun und sagen, warum ein Baum, der sonst goldne Aepfel trug, jetzt nicht einmal Blaͤtter hervortreibt?“ „Recht gern, antwortete er, wann ich wiederkomme.“ Da ging er weiter und kam an ein groß Wasser, uͤber das er hinuͤber mußte. Der Schiffmann fragte ihn: „was fuͤr ein Gewerb verstehst du und was weißt du?“ „Jch weiß alles“ antwortete er. „So kannst du mir einen Gefallen thun, sprach der Schiffmann und mir sagen, warum ich ewig fahren muß und </p> </div> </body> </text> </TEI> [151/0215]
war und fragte den Juͤngling, wie es mit dem Schreiben, das er ihm anvertraut, zugegangen waͤre? „Jch weiß von nichts, antwortete er, es muͤßte in der Nacht geschehen sein, als ich geschlafen habe.“ Der Koͤnig aber war zornig und sprach: „nein, so soll es nicht gehen, wer meine Tochter will haben, muß mir aus der Hoͤlle drei goldne Haare von des Teufels Haupt holen; bringst du mir die, so sollst du meine Tochter behalten.“ „Die will ich schon holen,“ sprach das Gluͤckskind! nahm Abschied von seiner Frau und zog fort.
Nun kam er vor eine große Stadt, da fragte ihn der Waͤchter vor dem Thor, was er fuͤr ein Gewerb verstehe und was er wisse? „Jch weiß alles,“ gab er zur Antwort. „So kannst du uns einen Gefallen thun und sagen, warum unser Marktbrunnen, der sonst Wein quoll, jetzt nicht einmal Wasser quillt; wir wollen dir zwei Esel mit Gold dafuͤr geben.“ „Recht gern, antwortete er, wenn ich wiederkomme.“ Da ging er weiter und kam vor eine andere Stadt, deren Waͤchter fragte auch: „was fuͤr ein Gewerb verstehst du und was weißt du?“ „Jch weiß alles“ antwortete er. So kannst du uns einen Gefallen thun und sagen, warum ein Baum, der sonst goldne Aepfel trug, jetzt nicht einmal Blaͤtter hervortreibt?“ „Recht gern, antwortete er, wann ich wiederkomme.“ Da ging er weiter und kam an ein groß Wasser, uͤber das er hinuͤber mußte. Der Schiffmann fragte ihn: „was fuͤr ein Gewerb verstehst du und was weißt du?“ „Jch weiß alles“ antwortete er. „So kannst du mir einen Gefallen thun, sprach der Schiffmann und mir sagen, warum ich ewig fahren muß und
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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