Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.mich raus, sonst verbrenn ich, ich bin schon längst ausgebacken.' Da trat es fleißig herzu, und holte alles heraus. Danach gieng es weiter, und kam zu einem Baum, der hieng voll Aepfel, und rief ihm zu 'ach schüttel mich, schüttel mich, wir Aepfel sind alle mit einander reif.' Da schüttelte es den Baum, daß die Aepfel fielen als regneten sie, so lang bis keiner mehr oben war; und dann gieng es wieder weiter. Endlich kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte eine alte Frau, weil sie aber so große Zähne hatte, ward ihm Angst, und es wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach 'fürchte dich nicht, liebes Kind, bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Hause ordentlich thun willst, so soll dirs gut gehn; nur mußt du Acht geben daß du mein Bett gut machst, und es fleißig aufschüttelst, daß die Federn fliegen, dann schneit es in der Welt;*) ich bin die Frau Holle.' Weil die Alte ihm so gut zusprach, willigte das Mädchen ein, und begab sich in ihren Dienst. Es besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit, und schüttelte ihr das Bett immer gewaltig auf; dafür hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein böses Wort, und alle Tage Gesottenes und Gebratenes. Nun war es eine Zeitlang bei der Frau Holle, da ward es traurig in seinem Herzen: und ob es hier gleich viel tausendmal besser war als zu Haus, so hatte es doch ein Verlangen dahin; *) Darum sagt man in Hessen, wenn es schneit, die Frau Holle macht ihr Bett.
mich raus, sonst verbrenn ich, ich bin schon längst ausgebacken.’ Da trat es fleißig herzu, und holte alles heraus. Danach gieng es weiter, und kam zu einem Baum, der hieng voll Aepfel, und rief ihm zu ‘ach schüttel mich, schüttel mich, wir Aepfel sind alle mit einander reif.’ Da schüttelte es den Baum, daß die Aepfel fielen als regneten sie, so lang bis keiner mehr oben war; und dann gieng es wieder weiter. Endlich kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte eine alte Frau, weil sie aber so große Zähne hatte, ward ihm Angst, und es wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach ‘fürchte dich nicht, liebes Kind, bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Hause ordentlich thun willst, so soll dirs gut gehn; nur mußt du Acht geben daß du mein Bett gut machst, und es fleißig aufschüttelst, daß die Federn fliegen, dann schneit es in der Welt;*) ich bin die Frau Holle.’ Weil die Alte ihm so gut zusprach, willigte das Mädchen ein, und begab sich in ihren Dienst. Es besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit, und schüttelte ihr das Bett immer gewaltig auf; dafür hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein böses Wort, und alle Tage Gesottenes und Gebratenes. Nun war es eine Zeitlang bei der Frau Holle, da ward es traurig in seinem Herzen: und ob es hier gleich viel tausendmal besser war als zu Haus, so hatte es doch ein Verlangen dahin; *) Darum sagt man in Hessen, wenn es schneit, die Frau Holle macht ihr Bett.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0204" n="155"/> mich raus, sonst verbrenn ich, ich bin schon längst ausgebacken.’ Da trat es fleißig herzu, und holte alles heraus. Danach gieng es weiter, und kam zu einem Baum, der hieng voll Aepfel, und rief ihm zu ‘ach schüttel mich, schüttel mich, wir Aepfel sind alle mit einander reif.’ Da schüttelte es den Baum, daß die Aepfel fielen als regneten sie, so lang bis keiner mehr oben war; und dann gieng es wieder weiter. Endlich kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte eine alte Frau, weil sie aber so große Zähne hatte, ward ihm Angst, und es wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach ‘fürchte dich nicht, liebes Kind, bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Hause ordentlich thun willst, so soll dirs gut gehn; nur mußt du Acht geben daß du mein Bett gut machst, und es fleißig aufschüttelst, daß die Federn fliegen, dann schneit es in der Welt;<note place="foot" n="*)">Darum sagt man in Hessen, wenn es schneit, die Frau Holle macht ihr Bett.</note> ich bin die Frau Holle.’ Weil die Alte ihm so gut zusprach, willigte das Mädchen ein, und begab sich in ihren Dienst. Es besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit, und schüttelte ihr das Bett immer gewaltig auf; dafür hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein böses Wort, und alle Tage Gesottenes und Gebratenes. Nun war es eine Zeitlang bei der Frau Holle, da ward es traurig in seinem Herzen: und ob es hier gleich viel tausendmal besser war als zu Haus, so hatte es doch ein Verlangen dahin; </p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0204]
mich raus, sonst verbrenn ich, ich bin schon längst ausgebacken.’ Da trat es fleißig herzu, und holte alles heraus. Danach gieng es weiter, und kam zu einem Baum, der hieng voll Aepfel, und rief ihm zu ‘ach schüttel mich, schüttel mich, wir Aepfel sind alle mit einander reif.’ Da schüttelte es den Baum, daß die Aepfel fielen als regneten sie, so lang bis keiner mehr oben war; und dann gieng es wieder weiter. Endlich kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte eine alte Frau, weil sie aber so große Zähne hatte, ward ihm Angst, und es wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach ‘fürchte dich nicht, liebes Kind, bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Hause ordentlich thun willst, so soll dirs gut gehn; nur mußt du Acht geben daß du mein Bett gut machst, und es fleißig aufschüttelst, daß die Federn fliegen, dann schneit es in der Welt; *) ich bin die Frau Holle.’ Weil die Alte ihm so gut zusprach, willigte das Mädchen ein, und begab sich in ihren Dienst. Es besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit, und schüttelte ihr das Bett immer gewaltig auf; dafür hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein böses Wort, und alle Tage Gesottenes und Gebratenes. Nun war es eine Zeitlang bei der Frau Holle, da ward es traurig in seinem Herzen: und ob es hier gleich viel tausendmal besser war als zu Haus, so hatte es doch ein Verlangen dahin;
*) Darum sagt man in Hessen, wenn es schneit, die Frau Holle macht ihr Bett.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-07-24T14:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |