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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.

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Fenster hinab. Die Räuber machten ihm große Lobsprüche 'du bist ein gewaltiger Held,' sagten sie, 'willst du unser Hauptmann werden?' Daumerling bedankte sich aber, und sagte er wollte erst die Welt sehen. Sie theilten nun die Beute, das Schneiderlein aber verlangte nur einen Kreuzer, weil es nicht mehr tragen konnte.

Darauf schnallte es seinen Degen wieder um den Leib, sagte den Räubern guten Tag, und nahm den Weg zwischen die Beine. Bei etlichen Meistern gieng er zwar in Arbeit, endlich aber, weils mit dem Handwerk nicht recht fort wollte, verdingte es sich als Hausknecht in einem Gasthof. Die Mägde aber konnten es nicht leiden, denn ohne gesehen zu werden sah es alles, was sie heimlich thaten, und gab bei der Herrschaft an was sie sich von den Tellern weg genommen und aus dem Keller für sich mitgebracht hatten. Da sprachen sie 'wart, wir wollen dirs eintränken,' und verabredeten untereinander ihm einen Schabernack anzuthun. Als die eine Magd bald hernach im Garten mähte, und den Daumerling da herumspringen, und an den Kräutern auf und abkriechen sah, mähte sie ihn mit dem Gras schnell zusammen, band alles in ein großes Tuch, und warf es heimlich den Kühen vor. Nun war eine große schwarze darunter, die schluckte ihn mit hinab, ohne ihm weh zu thun. Unten gefiels ihm aber schlecht, denn es war ganz finster, und brannte da kein Licht. Als die Kuh gemelkt wurde, da rief er

'strip, strap, stroll,
ist der Eimer bald voll?'

Fenster hinab. Die Räuber machten ihm große Lobsprüche ‘du bist ein gewaltiger Held,’ sagten sie, ‘willst du unser Hauptmann werden?’ Daumerling bedankte sich aber, und sagte er wollte erst die Welt sehen. Sie theilten nun die Beute, das Schneiderlein aber verlangte nur einen Kreuzer, weil es nicht mehr tragen konnte.

Darauf schnallte es seinen Degen wieder um den Leib, sagte den Räubern guten Tag, und nahm den Weg zwischen die Beine. Bei etlichen Meistern gieng er zwar in Arbeit, endlich aber, weils mit dem Handwerk nicht recht fort wollte, verdingte es sich als Hausknecht in einem Gasthof. Die Mägde aber konnten es nicht leiden, denn ohne gesehen zu werden sah es alles, was sie heimlich thaten, und gab bei der Herrschaft an was sie sich von den Tellern weg genommen und aus dem Keller für sich mitgebracht hatten. Da sprachen sie ‘wart, wir wollen dirs eintränken,’ und verabredeten untereinander ihm einen Schabernack anzuthun. Als die eine Magd bald hernach im Garten mähte, und den Daumerling da herumspringen, und an den Kräutern auf und abkriechen sah, mähte sie ihn mit dem Gras schnell zusammen, band alles in ein großes Tuch, und warf es heimlich den Kühen vor. Nun war eine große schwarze darunter, die schluckte ihn mit hinab, ohne ihm weh zu thun. Unten gefiels ihm aber schlecht, denn es war ganz finster, und brannte da kein Licht. Als die Kuh gemelkt wurde, da rief er

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[267/0316] Fenster hinab. Die Räuber machten ihm große Lobsprüche ‘du bist ein gewaltiger Held,’ sagten sie, ‘willst du unser Hauptmann werden?’ Daumerling bedankte sich aber, und sagte er wollte erst die Welt sehen. Sie theilten nun die Beute, das Schneiderlein aber verlangte nur einen Kreuzer, weil es nicht mehr tragen konnte. Darauf schnallte es seinen Degen wieder um den Leib, sagte den Räubern guten Tag, und nahm den Weg zwischen die Beine. Bei etlichen Meistern gieng er zwar in Arbeit, endlich aber, weils mit dem Handwerk nicht recht fort wollte, verdingte es sich als Hausknecht in einem Gasthof. Die Mägde aber konnten es nicht leiden, denn ohne gesehen zu werden sah es alles, was sie heimlich thaten, und gab bei der Herrschaft an was sie sich von den Tellern weg genommen und aus dem Keller für sich mitgebracht hatten. Da sprachen sie ‘wart, wir wollen dirs eintränken,’ und verabredeten untereinander ihm einen Schabernack anzuthun. Als die eine Magd bald hernach im Garten mähte, und den Daumerling da herumspringen, und an den Kräutern auf und abkriechen sah, mähte sie ihn mit dem Gras schnell zusammen, band alles in ein großes Tuch, und warf es heimlich den Kühen vor. Nun war eine große schwarze darunter, die schluckte ihn mit hinab, ohne ihm weh zu thun. Unten gefiels ihm aber schlecht, denn es war ganz finster, und brannte da kein Licht. Als die Kuh gemelkt wurde, da rief er ‘strip, strap, stroll, ist der Eimer bald voll?’

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/316>, abgerufen am 24.11.2024.