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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.

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63.
Die drei Federn.

Es war einmal ein König, der hatte drei Söhne, davon waren zwei klug und gescheidt, aber der dritte sprach nicht viel, war einfältig, und wurde der Dummling genannt. Als der König nun alt wurde, daß er an sein Ende dachte, wußte er nicht welcher von seinen Söhnen nach ihm das Reich erben sollte. Da sprach er zu ihnen 'ziehet aus, und wer mir den feinsten Teppich bringt, der soll nach meinem Tod König sein.' Und damit es keinen Streit unter ihnen gab, führte er sie vor sein Schloß, blies drei Federn in die Luft und sprach 'wie die fliegen, so sollt ihr ziehen.' Die eine Feder flog nach Osten, die andere nach Westen, die dritte flog aber gerad aus, und flog nicht so weit als die andern, sondern fiel zur Erde. Nun ging der eine Bruder rechts, der andere gieng links, und sie lachten den Dummling aus, der da bei der dritten Feder auf der Erde bleiben müßte.

Der Dummling setzte sich nieder, und war traurig. Da bemerkte er auf einmal neben der Feder eine Thüre in der Erde. Er öffnete sie, fand eine Treppe, und stieg hinab. Da kam er vor eine andere Thüre, wo er anklopfte und hörte wie es inwendig rief

'Jungfer grün und klein,
Hutzelbein,
63.
Die drei Federn.

Es war einmal ein König, der hatte drei Söhne, davon waren zwei klug und gescheidt, aber der dritte sprach nicht viel, war einfältig, und wurde der Dummling genannt. Als der König nun alt wurde, daß er an sein Ende dachte, wußte er nicht welcher von seinen Söhnen nach ihm das Reich erben sollte. Da sprach er zu ihnen ‘ziehet aus, und wer mir den feinsten Teppich bringt, der soll nach meinem Tod König sein.’ Und damit es keinen Streit unter ihnen gab, führte er sie vor sein Schloß, blies drei Federn in die Luft und sprach ‘wie die fliegen, so sollt ihr ziehen.’ Die eine Feder flog nach Osten, die andere nach Westen, die dritte flog aber gerad aus, und flog nicht so weit als die andern, sondern fiel zur Erde. Nun ging der eine Bruder rechts, der andere gieng links, und sie lachten den Dummling aus, der da bei der dritten Feder auf der Erde bleiben müßte.

Der Dummling setzte sich nieder, und war traurig. Da bemerkte er auf einmal neben der Feder eine Thüre in der Erde. Er öffnete sie, fand eine Treppe, und stieg hinab. Da kam er vor eine andere Thüre, wo er anklopfte und hörte wie es inwendig rief

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[407/0456] 63. Die drei Federn. Es war einmal ein König, der hatte drei Söhne, davon waren zwei klug und gescheidt, aber der dritte sprach nicht viel, war einfältig, und wurde der Dummling genannt. Als der König nun alt wurde, daß er an sein Ende dachte, wußte er nicht welcher von seinen Söhnen nach ihm das Reich erben sollte. Da sprach er zu ihnen ‘ziehet aus, und wer mir den feinsten Teppich bringt, der soll nach meinem Tod König sein.’ Und damit es keinen Streit unter ihnen gab, führte er sie vor sein Schloß, blies drei Federn in die Luft und sprach ‘wie die fliegen, so sollt ihr ziehen.’ Die eine Feder flog nach Osten, die andere nach Westen, die dritte flog aber gerad aus, und flog nicht so weit als die andern, sondern fiel zur Erde. Nun ging der eine Bruder rechts, der andere gieng links, und sie lachten den Dummling aus, der da bei der dritten Feder auf der Erde bleiben müßte. Der Dummling setzte sich nieder, und war traurig. Da bemerkte er auf einmal neben der Feder eine Thüre in der Erde. Er öffnete sie, fand eine Treppe, und stieg hinab. Da kam er vor eine andere Thüre, wo er anklopfte und hörte wie es inwendig rief ‘Jungfer grün und klein, Hutzelbein,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/456>, abgerufen am 21.11.2024.