Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

steht ein alter Baum, den hau ab, so wirst du in den Wurzeln etwas finden.' Darauf nahm das Männlein Abschied.

Der Dummling gieng hin, und hieb den Baum um, und wie er fiel, saß in den Wurzeln eine Gans, die hatte Federn von reinem Gold. Er hob sie heraus, nahm sie mit sich, und gieng in ein Wirthshaus, da wollte er übernachten. Der Wirth hatte aber drei Töchter, die sahen die Gans, waren neugierig was das für ein wunderlicher Vogel wäre, und hätten gar gern eine von seinen goldenen Federn gehabt. Endlich dachte die älteste 'ich soll und muß eine Feder haben,' wartete bis der Dummling hinausgegangen war, und faßte die Gans beim Flügel, aber Finger und Hand blieben ihr daran festhängen. Bald danach kam die zweite, und hatte keinen andern Gedanken als sich eine goldene Feder zu holen, kaum aber hatte sie ihre Schwester angerührt, so blieb sie festhängen. Endlich kam auch die dritte, und wollte eine Feder, da schrieen die andern 'bleib weg, ums Himmelswillen, bleib weg.' Aber sie begriff nicht warum sie wegbleiben sollte, dachte 'sind die dabei, so kann ich auch dabei sein,' und sprang herzu, aber wie sie ihre Schwester angerührt hatte, so blieb sie an ihr hängen. So mußten sie die Nacht bei der Gans zubringen.

Am andern Morgen nahm der Dummling die Gans in den Arm, gieng fort, und bekümmerte sich nicht um die drei Mädchen, die daran hiengen. Sie mußten immer hinter ihm drein laufen, links und rechts, wies ihm in die Beine kam. Mitten auf dem Felde begegnete ihnen der Pfarrer, und als er den Aufzug

steht ein alter Baum, den hau ab, so wirst du in den Wurzeln etwas finden.’ Darauf nahm das Männlein Abschied.

Der Dummling gieng hin, und hieb den Baum um, und wie er fiel, saß in den Wurzeln eine Gans, die hatte Federn von reinem Gold. Er hob sie heraus, nahm sie mit sich, und gieng in ein Wirthshaus, da wollte er übernachten. Der Wirth hatte aber drei Töchter, die sahen die Gans, waren neugierig was das für ein wunderlicher Vogel wäre, und hätten gar gern eine von seinen goldenen Federn gehabt. Endlich dachte die älteste ‘ich soll und muß eine Feder haben,’ wartete bis der Dummling hinausgegangen war, und faßte die Gans beim Flügel, aber Finger und Hand blieben ihr daran festhängen. Bald danach kam die zweite, und hatte keinen andern Gedanken als sich eine goldene Feder zu holen, kaum aber hatte sie ihre Schwester angerührt, so blieb sie festhängen. Endlich kam auch die dritte, und wollte eine Feder, da schrieen die andern ‘bleib weg, ums Himmelswillen, bleib weg.’ Aber sie begriff nicht warum sie wegbleiben sollte, dachte ‘sind die dabei, so kann ich auch dabei sein,’ und sprang herzu, aber wie sie ihre Schwester angerührt hatte, so blieb sie an ihr hängen. So mußten sie die Nacht bei der Gans zubringen.

Am andern Morgen nahm der Dummling die Gans in den Arm, gieng fort, und bekümmerte sich nicht um die drei Mädchen, die daran hiengen. Sie mußten immer hinter ihm drein laufen, links und rechts, wies ihm in die Beine kam. Mitten auf dem Felde begegnete ihnen der Pfarrer, und als er den Aufzug

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0462" n="413"/>
steht ein alter Baum, den hau ab, so wirst du in den Wurzeln etwas finden.&#x2019; Darauf nahm das Männlein Abschied.</p><lb/>
        <p>Der Dummling gieng hin, und hieb den Baum um, und wie er fiel, saß in den Wurzeln eine Gans, die hatte Federn von reinem Gold. Er hob sie heraus, nahm sie mit sich, und gieng in ein Wirthshaus, da wollte er übernachten. Der Wirth hatte aber drei Töchter, die sahen die Gans, waren neugierig was das für ein wunderlicher Vogel wäre, und hätten gar gern eine von seinen goldenen Federn gehabt. Endlich dachte die älteste &#x2018;ich soll und muß eine Feder haben,&#x2019; wartete bis der Dummling hinausgegangen war, und faßte die Gans beim Flügel, aber Finger und Hand blieben ihr daran festhängen. Bald danach kam die zweite, und hatte keinen andern Gedanken als sich eine goldene Feder zu holen, kaum aber hatte sie ihre Schwester angerührt, so blieb sie festhängen. Endlich kam auch die dritte, und wollte eine Feder, da schrieen die andern &#x2018;bleib weg, ums Himmelswillen, bleib weg.&#x2019; Aber sie begriff nicht warum sie wegbleiben sollte, dachte &#x2018;sind die dabei, so kann ich auch dabei sein,&#x2019; und sprang herzu, aber wie sie ihre Schwester angerührt hatte, so blieb sie an ihr hängen. So mußten sie die Nacht bei der Gans zubringen.</p><lb/>
        <p>Am andern Morgen nahm der Dummling die Gans in den Arm, gieng fort, und bekümmerte sich nicht um die drei Mädchen, die daran hiengen. Sie mußten immer hinter ihm drein laufen, links und rechts, wies ihm in die Beine kam. Mitten auf dem Felde begegnete ihnen der Pfarrer, und als er den Aufzug
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[413/0462] steht ein alter Baum, den hau ab, so wirst du in den Wurzeln etwas finden.’ Darauf nahm das Männlein Abschied. Der Dummling gieng hin, und hieb den Baum um, und wie er fiel, saß in den Wurzeln eine Gans, die hatte Federn von reinem Gold. Er hob sie heraus, nahm sie mit sich, und gieng in ein Wirthshaus, da wollte er übernachten. Der Wirth hatte aber drei Töchter, die sahen die Gans, waren neugierig was das für ein wunderlicher Vogel wäre, und hätten gar gern eine von seinen goldenen Federn gehabt. Endlich dachte die älteste ‘ich soll und muß eine Feder haben,’ wartete bis der Dummling hinausgegangen war, und faßte die Gans beim Flügel, aber Finger und Hand blieben ihr daran festhängen. Bald danach kam die zweite, und hatte keinen andern Gedanken als sich eine goldene Feder zu holen, kaum aber hatte sie ihre Schwester angerührt, so blieb sie festhängen. Endlich kam auch die dritte, und wollte eine Feder, da schrieen die andern ‘bleib weg, ums Himmelswillen, bleib weg.’ Aber sie begriff nicht warum sie wegbleiben sollte, dachte ‘sind die dabei, so kann ich auch dabei sein,’ und sprang herzu, aber wie sie ihre Schwester angerührt hatte, so blieb sie an ihr hängen. So mußten sie die Nacht bei der Gans zubringen. Am andern Morgen nahm der Dummling die Gans in den Arm, gieng fort, und bekümmerte sich nicht um die drei Mädchen, die daran hiengen. Sie mußten immer hinter ihm drein laufen, links und rechts, wies ihm in die Beine kam. Mitten auf dem Felde begegnete ihnen der Pfarrer, und als er den Aufzug

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-07-24T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/462
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1840/462>, abgerufen am 21.11.2024.