Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1840.Lustig, aß das halbe Lamm, und steckte das übrige in seinen Ranzen. Sie giengen weiter, da machte der heil. Petrus daß ein großes Wasser queer über den Weg floß, und sie hindurch mußten. Sprach der heil. Petrus 'geh du nur voran.' 'Nein,' antwortete der Bruder Lustig, 'geh du voran,' und dachte 'wenn dem das Wasser zu tief ist, so bleib ich zurück.' Da schritt der heil. Petrus hindurch, und das Wasser gieng ihm nur bis ans Knie; nun wollte Bruder Lustig auch hindurch, aber das Wasser wurde größer, und stieg ihm an den Hals. Da rief er 'Bruder, hilf mir.' Sagte der heil. Petrus 'willst du auch gestehen daß du das Herz von dem Lamm gegessen hast?' 'Nein,' antwortete er, 'ich hab es nicht gegessen.' Da ward das Wasser noch größer, und stieg ihm bis an den Mund: 'hilf mir, Bruder,' rief der Soldat. Sprach der heil. Pertus noch einmal 'willst du auch gestehen daß du das Herz vom Lamm gegessen hast?' 'Nein,' antwortete er, 'ich hab es nicht gegessen.' Der heil. Petrus wollte ihn doch nicht ertrinken lassen, ließ das Wasser wieder fallen, und half ihm hinüber. Nun zogen sie weiter, und kamen in ein Reich, da hörten sie daß die Königstochter todtkrank liege. 'Holla, Bruder,' sprach der Soldat zum heil. Petrus, 'da ist ein Fang für uns, wenn wir die gesund machen, so ist uns auf ewige Zeiten geholfen.' Da war ihm der heil. Petrus nicht geschwind genug: 'nun, heb die Beine auf, Bruderherz, sprach er zu ihm, daß wir noch zu rechter Zeit hin kommen.' Der heil. Petrus gieng aber immer Lustig, aß das halbe Lamm, und steckte das übrige in seinen Ranzen. Sie giengen weiter, da machte der heil. Petrus daß ein großes Wasser queer über den Weg floß, und sie hindurch mußten. Sprach der heil. Petrus ‘geh du nur voran.’ ‘Nein,’ antwortete der Bruder Lustig, ‘geh du voran,’ und dachte ‘wenn dem das Wasser zu tief ist, so bleib ich zurück.’ Da schritt der heil. Petrus hindurch, und das Wasser gieng ihm nur bis ans Knie; nun wollte Bruder Lustig auch hindurch, aber das Wasser wurde größer, und stieg ihm an den Hals. Da rief er ‘Bruder, hilf mir.’ Sagte der heil. Petrus ‘willst du auch gestehen daß du das Herz von dem Lamm gegessen hast?’ ‘Nein,’ antwortete er, ‘ich hab es nicht gegessen.’ Da ward das Wasser noch größer, und stieg ihm bis an den Mund: ‘hilf mir, Bruder,’ rief der Soldat. Sprach der heil. Pertus noch einmal ‘willst du auch gestehen daß du das Herz vom Lamm gegessen hast?’ ‘Nein,’ antwortete er, ‘ich hab es nicht gegessen.’ Der heil. Petrus wollte ihn doch nicht ertrinken lassen, ließ das Wasser wieder fallen, und half ihm hinüber. Nun zogen sie weiter, und kamen in ein Reich, da hörten sie daß die Königstochter todtkrank liege. ‘Holla, Bruder,’ sprach der Soldat zum heil. Petrus, ‘da ist ein Fang für uns, wenn wir die gesund machen, so ist uns auf ewige Zeiten geholfen.’ Da war ihm der heil. Petrus nicht geschwind genug: ‘nun, heb die Beine auf, Bruderherz, sprach er zu ihm, daß wir noch zu rechter Zeit hin kommen.’ Der heil. Petrus gieng aber immer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0530" n="481"/> Lustig, aß das halbe Lamm, und steckte das übrige in seinen Ranzen.</p><lb/> <p>Sie giengen weiter, da machte der heil. Petrus daß ein großes Wasser queer über den Weg floß, und sie hindurch mußten. Sprach der heil. Petrus ‘geh du nur voran.’ ‘Nein,’ antwortete der Bruder Lustig, ‘geh du voran,’ und dachte ‘wenn dem das Wasser zu tief ist, so bleib ich zurück.’ Da schritt der heil. Petrus hindurch, und das Wasser gieng ihm nur bis ans Knie; nun wollte Bruder Lustig auch hindurch, aber das Wasser wurde größer, und stieg ihm an den Hals. Da rief er ‘Bruder, hilf mir.’ Sagte der heil. Petrus ‘willst du auch gestehen daß du das Herz von dem Lamm gegessen hast?’ ‘Nein,’ antwortete er, ‘ich hab es nicht gegessen.’ Da ward das Wasser noch größer, und stieg ihm bis an den Mund: ‘hilf mir, Bruder,’ rief der Soldat. Sprach der heil. Pertus noch einmal ‘willst du auch gestehen daß du das Herz vom Lamm gegessen hast?’ ‘Nein,’ antwortete er, ‘ich hab es nicht gegessen.’ Der heil. Petrus wollte ihn doch nicht ertrinken lassen, ließ das Wasser wieder fallen, und half ihm hinüber.</p><lb/> <p>Nun zogen sie weiter, und kamen in ein Reich, da hörten sie daß die Königstochter todtkrank liege. ‘Holla, Bruder,’ sprach der Soldat zum heil. Petrus, ‘da ist ein Fang für uns, wenn wir die gesund machen, so ist uns auf ewige Zeiten geholfen.’ Da war ihm der heil. Petrus nicht geschwind genug: ‘nun, heb die Beine auf, Bruderherz, sprach er zu ihm, daß wir noch zu rechter Zeit hin kommen.’ Der heil. Petrus gieng aber immer </p> </div> </body> </text> </TEI> [481/0530]
Lustig, aß das halbe Lamm, und steckte das übrige in seinen Ranzen.
Sie giengen weiter, da machte der heil. Petrus daß ein großes Wasser queer über den Weg floß, und sie hindurch mußten. Sprach der heil. Petrus ‘geh du nur voran.’ ‘Nein,’ antwortete der Bruder Lustig, ‘geh du voran,’ und dachte ‘wenn dem das Wasser zu tief ist, so bleib ich zurück.’ Da schritt der heil. Petrus hindurch, und das Wasser gieng ihm nur bis ans Knie; nun wollte Bruder Lustig auch hindurch, aber das Wasser wurde größer, und stieg ihm an den Hals. Da rief er ‘Bruder, hilf mir.’ Sagte der heil. Petrus ‘willst du auch gestehen daß du das Herz von dem Lamm gegessen hast?’ ‘Nein,’ antwortete er, ‘ich hab es nicht gegessen.’ Da ward das Wasser noch größer, und stieg ihm bis an den Mund: ‘hilf mir, Bruder,’ rief der Soldat. Sprach der heil. Pertus noch einmal ‘willst du auch gestehen daß du das Herz vom Lamm gegessen hast?’ ‘Nein,’ antwortete er, ‘ich hab es nicht gegessen.’ Der heil. Petrus wollte ihn doch nicht ertrinken lassen, ließ das Wasser wieder fallen, und half ihm hinüber.
Nun zogen sie weiter, und kamen in ein Reich, da hörten sie daß die Königstochter todtkrank liege. ‘Holla, Bruder,’ sprach der Soldat zum heil. Petrus, ‘da ist ein Fang für uns, wenn wir die gesund machen, so ist uns auf ewige Zeiten geholfen.’ Da war ihm der heil. Petrus nicht geschwind genug: ‘nun, heb die Beine auf, Bruderherz, sprach er zu ihm, daß wir noch zu rechter Zeit hin kommen.’ Der heil. Petrus gieng aber immer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-07-24T14:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |