Augen auf, und wie man die Hand umwendet, standen sie vor dem verwünschten Felsen. Da nahm der Lange dem andern die Binde ab; kaum hatte der den Felsen angeschaut, zersprang er gleich in tausend Stücke, und der Lange holte die Prin- zessin aus der Tiefe, und schwang sich mit ihr in drei Minuten zurück. Schlag zwölf kam die Alte und glaubte, den Prinzen ganz gewiß allein und in Schlaf versenkt zu finden, aber da war er munter und ihre Tochter saß in seinem Arm. Nun mußte sie zwar still schweigen, aber es war ihr leid, und die Prinzessin kränkte es auch, daß sie einer sollte gewonnen haben, und ließ am an- dern Morgen dreihundert Malter Holz zusam- mensetzen, und sprach zum Prinzen, er hätte zwar den Bund gelöst, ehe sie ihn aber heirathe, verlange sie, daß Jemand sich mitten in das Holz setze, wenn es angezündet wäre, und das Feuer aushalte. Dabei dachte sie, wenn die Diener ihm auch alles thäten, würde sich doch keiner für ihn verbrennen, und aus Liebe zu ihr würde er selber sich hinein setzen, und dann wär' sie frei. Wie aber die Diener das hörten, sprachen sie: "wir haben alle etwas gethan, nur der Frostige noch nicht" und nahmen ihn und trugen ihn ins Holz hinein und steckten's darauf an. Da hub das Feuer an und brannte drei Tage, bis al- les Holz verzehrt war, und als es verlosch, stand der Frostige mitten in der Asche und zitterte wie
Augen auf, und wie man die Hand umwendet, ſtanden ſie vor dem verwuͤnſchten Felſen. Da nahm der Lange dem andern die Binde ab; kaum hatte der den Felſen angeſchaut, zerſprang er gleich in tauſend Stuͤcke, und der Lange holte die Prin- zeſſin aus der Tiefe, und ſchwang ſich mit ihr in drei Minuten zuruͤck. Schlag zwoͤlf kam die Alte und glaubte, den Prinzen ganz gewiß allein und in Schlaf verſenkt zu finden, aber da war er munter und ihre Tochter ſaß in ſeinem Arm. Nun mußte ſie zwar ſtill ſchweigen, aber es war ihr leid, und die Prinzeſſin kraͤnkte es auch, daß ſie einer ſollte gewonnen haben, und ließ am an- dern Morgen dreihundert Malter Holz zuſam- menſetzen, und ſprach zum Prinzen, er haͤtte zwar den Bund geloͤſt, ehe ſie ihn aber heirathe, verlange ſie, daß Jemand ſich mitten in das Holz ſetze, wenn es angezuͤndet waͤre, und das Feuer aushalte. Dabei dachte ſie, wenn die Diener ihm auch alles thaͤten, wuͤrde ſich doch keiner fuͤr ihn verbrennen, und aus Liebe zu ihr wuͤrde er ſelber ſich hinein ſetzen, und dann waͤr’ ſie frei. Wie aber die Diener das hoͤrten, ſprachen ſie: „wir haben alle etwas gethan, nur der Froſtige noch nicht“ und nahmen ihn und trugen ihn ins Holz hinein und ſteckten’s darauf an. Da hub das Feuer an und brannte drei Tage, bis al- les Holz verzehrt war, und als es verloſch, ſtand der Froſtige mitten in der Aſche und zitterte wie
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Augen auf, und wie man die Hand umwendet,
ſtanden ſie vor dem verwuͤnſchten Felſen. Da
nahm der Lange dem andern die Binde ab; kaum
hatte der den Felſen angeſchaut, zerſprang er gleich
in tauſend Stuͤcke, und der Lange holte die Prin-
zeſſin aus der Tiefe, und ſchwang ſich mit ihr in
drei Minuten zuruͤck. Schlag zwoͤlf kam die
Alte und glaubte, den Prinzen ganz gewiß allein
und in Schlaf verſenkt zu finden, aber da war er
munter und ihre Tochter ſaß in ſeinem Arm.
Nun mußte ſie zwar ſtill ſchweigen, aber es war
ihr leid, und die Prinzeſſin kraͤnkte es auch, daß
ſie einer ſollte gewonnen haben, und ließ am an-
dern Morgen dreihundert Malter Holz zuſam-
menſetzen, und ſprach zum Prinzen, er haͤtte
zwar den Bund geloͤſt, ehe ſie ihn aber heirathe,
verlange ſie, daß Jemand ſich mitten in das Holz
ſetze, wenn es angezuͤndet waͤre, und das Feuer
aushalte. Dabei dachte ſie, wenn die Diener
ihm auch alles thaͤten, wuͤrde ſich doch keiner fuͤr
ihn verbrennen, und aus Liebe zu ihr wuͤrde er
ſelber ſich hinein ſetzen, und dann waͤr’ ſie frei.
Wie aber die Diener das hoͤrten, ſprachen ſie:
„wir haben alle etwas gethan, nur der Froſtige
noch nicht“ und nahmen ihn und trugen ihn
ins Holz hinein und ſteckten’s darauf an. Da
hub das Feuer an und brannte drei Tage, bis al-
les Holz verzehrt war, und als es verloſch, ſtand
der Froſtige mitten in der Aſche und zitterte wie
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/271>, abgerufen am 23.12.2024.
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