Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.nach alter Gewohnheit, die Lust zu versuchen, und sie aß ein paar Blätter. Alsbald zeigte sich ihre Wunderkraft, und sie ward ebenfalls zu einer Eselin, und lief hinaus zu der Alten, und die Schüssel mit Salat fiel auf die Erde. Der Bote saß in der Zeit bei dem schönen Mädchen, und als niemand mit dem Salat kam, und es doch auch lüstern danach war, sprach es 'ich weiß nicht, wo der Salat bleibt.' Da dachte der Jäger 'das Kraut wird schon gewirkt haben,' und sprach 'ich will einmal nach der Küche gehen,' und wie er hinab kam, sah er die zwei Eselinnen im Hof herumlaufen, und den Salat auf der Erde liegen. 'Schon recht,' sprach er, 'die zwei haben ihr Theil weg,' und hob die übrigen Blätter auf, legte sie auf die Schüssel, und brachte sie dem Mädchen. 'Jch bring euch selbst das köstliche Essen,' sprach er, 'damit ihr nicht länger zu warten braucht.' Da aß sie davon, und war alsbald wie die übrigen ihrer menschlichen Gestalt beraubt, und lief als eine Eselin in den Hof. Nachdem sich der Jäger sein Angesicht gewaschen hatte, also daß ihn die Verwandelten erkennen konnten, gieng er hinab in den Hof, und sprach 'jetzt sollt ihr den Lohn für eure Untreue empfangen.' Er band sie alle drei an ein Seil, und trieb sie fort, bis er zu einer Mühle kam. Er klopfte an das Fenster, der Müller streckte den Kopf heraus, und fragte was er wollte. 'Jch habe drei böse Thiere,' antwortete er, 'die ich nicht länger behalten mag. Wollt ihr sie bei euch nehmen, Futter und Lager geben, und sie halten wie ich euch sage, so zahl ich dafür, was ihr verlangt.' Sprach der Müller 'warum das nicht? wie nach alter Gewohnheit, die Lust zu versuchen, und sie aß ein paar Blaͤtter. Alsbald zeigte sich ihre Wunderkraft, und sie ward ebenfalls zu einer Eselin, und lief hinaus zu der Alten, und die Schuͤssel mit Salat fiel auf die Erde. Der Bote saß in der Zeit bei dem schoͤnen Maͤdchen, und als niemand mit dem Salat kam, und es doch auch luͤstern danach war, sprach es ‘ich weiß nicht, wo der Salat bleibt.’ Da dachte der Jaͤger ‘das Kraut wird schon gewirkt haben,’ und sprach ‘ich will einmal nach der Kuͤche gehen,’ und wie er hinab kam, sah er die zwei Eselinnen im Hof herumlaufen, und den Salat auf der Erde liegen. ‘Schon recht,’ sprach er, ‘die zwei haben ihr Theil weg,’ und hob die uͤbrigen Blaͤtter auf, legte sie auf die Schuͤssel, und brachte sie dem Maͤdchen. ‘Jch bring euch selbst das koͤstliche Essen,’ sprach er, ‘damit ihr nicht laͤnger zu warten braucht.’ Da aß sie davon, und war alsbald wie die uͤbrigen ihrer menschlichen Gestalt beraubt, und lief als eine Eselin in den Hof. Nachdem sich der Jaͤger sein Angesicht gewaschen hatte, also daß ihn die Verwandelten erkennen konnten, gieng er hinab in den Hof, und sprach ‘jetzt sollt ihr den Lohn fuͤr eure Untreue empfangen.’ Er band sie alle drei an ein Seil, und trieb sie fort, bis er zu einer Muͤhle kam. Er klopfte an das Fenster, der Muͤller streckte den Kopf heraus, und fragte was er wollte. ‘Jch habe drei boͤse Thiere,’ antwortete er, ‘die ich nicht laͤnger behalten mag. Wollt ihr sie bei euch nehmen, Futter und Lager geben, und sie halten wie ich euch sage, so zahl ich dafuͤr, was ihr verlangt.’ Sprach der Muͤller ‘warum das nicht? wie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0212" n="196"/> nach alter Gewohnheit, die Lust zu versuchen, und sie aß ein paar Blaͤtter. Alsbald zeigte sich ihre Wunderkraft, und sie ward ebenfalls zu einer Eselin, und lief hinaus zu der Alten, und die Schuͤssel mit Salat fiel auf die Erde. Der Bote saß in der Zeit bei dem schoͤnen Maͤdchen, und als niemand mit dem Salat kam, und es doch auch luͤstern danach war, sprach es ‘ich weiß nicht, wo der Salat bleibt.’ Da dachte der Jaͤger ‘das Kraut wird schon gewirkt haben,’ und sprach ‘ich will einmal nach der Kuͤche gehen,’ und wie er hinab kam, sah er die zwei Eselinnen im Hof herumlaufen, und den Salat auf der Erde liegen. ‘Schon recht,’ sprach er, ‘die zwei haben ihr Theil weg,’ und hob die uͤbrigen Blaͤtter auf, legte sie auf die Schuͤssel, und brachte sie dem Maͤdchen. ‘Jch bring euch selbst das koͤstliche Essen,’ sprach er, ‘damit ihr nicht laͤnger zu warten braucht.’ Da aß sie davon, und war alsbald wie die uͤbrigen ihrer menschlichen Gestalt beraubt, und lief als eine Eselin in den Hof.</p><lb/> <p>Nachdem sich der Jaͤger sein Angesicht gewaschen hatte, also daß ihn die Verwandelten erkennen konnten, gieng er hinab in den Hof, und sprach ‘jetzt sollt ihr den Lohn fuͤr eure Untreue empfangen.’ Er band sie alle drei an ein Seil, und trieb sie fort, bis er zu einer Muͤhle kam. Er klopfte an das Fenster, der Muͤller streckte den Kopf heraus, und fragte was er wollte. ‘Jch habe drei boͤse Thiere,’ antwortete er, ‘die ich nicht laͤnger behalten mag. Wollt ihr sie bei euch nehmen, Futter und Lager geben, und sie halten wie ich euch sage, so zahl ich dafuͤr, was ihr verlangt.’ Sprach der Muͤller ‘warum das nicht? wie </p> </div> </body> </text> </TEI> [196/0212]
nach alter Gewohnheit, die Lust zu versuchen, und sie aß ein paar Blaͤtter. Alsbald zeigte sich ihre Wunderkraft, und sie ward ebenfalls zu einer Eselin, und lief hinaus zu der Alten, und die Schuͤssel mit Salat fiel auf die Erde. Der Bote saß in der Zeit bei dem schoͤnen Maͤdchen, und als niemand mit dem Salat kam, und es doch auch luͤstern danach war, sprach es ‘ich weiß nicht, wo der Salat bleibt.’ Da dachte der Jaͤger ‘das Kraut wird schon gewirkt haben,’ und sprach ‘ich will einmal nach der Kuͤche gehen,’ und wie er hinab kam, sah er die zwei Eselinnen im Hof herumlaufen, und den Salat auf der Erde liegen. ‘Schon recht,’ sprach er, ‘die zwei haben ihr Theil weg,’ und hob die uͤbrigen Blaͤtter auf, legte sie auf die Schuͤssel, und brachte sie dem Maͤdchen. ‘Jch bring euch selbst das koͤstliche Essen,’ sprach er, ‘damit ihr nicht laͤnger zu warten braucht.’ Da aß sie davon, und war alsbald wie die uͤbrigen ihrer menschlichen Gestalt beraubt, und lief als eine Eselin in den Hof.
Nachdem sich der Jaͤger sein Angesicht gewaschen hatte, also daß ihn die Verwandelten erkennen konnten, gieng er hinab in den Hof, und sprach ‘jetzt sollt ihr den Lohn fuͤr eure Untreue empfangen.’ Er band sie alle drei an ein Seil, und trieb sie fort, bis er zu einer Muͤhle kam. Er klopfte an das Fenster, der Muͤller streckte den Kopf heraus, und fragte was er wollte. ‘Jch habe drei boͤse Thiere,’ antwortete er, ‘die ich nicht laͤnger behalten mag. Wollt ihr sie bei euch nehmen, Futter und Lager geben, und sie halten wie ich euch sage, so zahl ich dafuͤr, was ihr verlangt.’ Sprach der Muͤller ‘warum das nicht? wie
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