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Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.

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Rüstung, und die Ludwig Heinrichs von Nassau ist ein Geschenk des Fürsten zu Nassau-Usingen. Franz von Sickingens Rüstung kam unmittelbar aus dem Besitze der Grafen von Sickingen hierher; die des wackern Götz (Gottfried) von Berlichingen aber aus Heilbronn. Nicht allein das Berlichingische Wappen auf dem Harnische bezeugt seine Aechtheit, sondern auch zwei am rechten Unterarm der Rüstung befindliche eiserne Zäpfchen, welche ohne Zweifel dazu dienten, die eiserne Hand vor dem Abrutschen zu schützen. - Georg des Dritten, Freiherrn von Waldburg, Rüstung war früher in Privatbesitz in Ulm, die des Baiernherzogs Albrecht V. stand vorher in Amberg. Konrad Schotts von Schottenstein Rüstung stammt ebenfalls aus dem Zeughause zu Nürnberg. Wie früher schon erwähnt wurde, starb Schott zur Strafe für seine Räubereien durch das Schwert. Er soll mit demselben Schwerte, welches der an der Thür stehenden Figur in die Hand gegeben ist, auf Befehl des Markgrafen Casimir von Brandenburg, hingerichtet worden sein. Die kleine geharnischte Figur trägt die Rüstung des Zwerges Thomele, der bei dem Vermählungsfeste des Herzogs Wilhelm von Baiern mit Renata von Lothringen in einer Pastete aufgetragen wurde.

Auf einigen Stufen steigt man aus dem Rittersaale in die sogenannte Begräbnisskapelle. Sie enthält die Monumente einiger der ältesten Glieder von der Familie der Schenke von Erbach. Neben derselben befindet sich die Eginhardskapelle, so genannt von dem Steinsarge, in welchem einst die Gebeine Eginhards und Emma's und ihrer Schwester Gisela ruheten, und der als ein Geschenk des Grossherzogs von Hessen aus der Abtei Seligenstadt hierher gebracht wurde. Das Fenster dieser Kapelle stand vorher in der Kirche zu Beerfelden. - Es ist erfreulich, das Denkmal eines so ausgezeichneten Mannes der Vorzeit, zumal hier des ersten bekannten Dynasten dieser Gegend, mit solcher Pietät erhalten zu sehen. Unwillkührlich erinnern wir uns dabei, in welch unwürdigen Umgebungen wir in Verona Romeo's und Giulietta's Sarg aufsuchen mussten.

Rechts von dem Eingange in das Schloss, dem Rittersaale gegenüber, befindet sich die Gewehrkammer. Sie enthält Schiessgewehre von der ersten Erfindung derselben bis zu ihrer neuesten Vervollkommnung. Viele derselben sind wahre Kabinetsstücke

Rüstung, und die Ludwig Heinrichs von Nassau ist ein Geschenk des Fürsten zu Nassau-Usingen. Franz von Sickingens Rüstung kam unmittelbar aus dem Besitze der Grafen von Sickingen hierher; die des wackern Götz (Gottfried) von Berlichingen aber aus Heilbronn. Nicht allein das Berlichingische Wappen auf dem Harnische bezeugt seine Aechtheit, sondern auch zwei am rechten Unterarm der Rüstung befindliche eiserne Zäpfchen, welche ohne Zweifel dazu dienten, die eiserne Hand vor dem Abrutschen zu schützen. – Georg des Dritten, Freiherrn von Waldburg, Rüstung war früher in Privatbesitz in Ulm, die des Baiernherzogs Albrecht V. stand vorher in Amberg. Konrad Schotts von Schottenstein Rüstung stammt ebenfalls aus dem Zeughause zu Nürnberg. Wie früher schon erwähnt wurde, starb Schott zur Strafe für seine Räubereien durch das Schwert. Er soll mit demselben Schwerte, welches der an der Thür stehenden Figur in die Hand gegeben ist, auf Befehl des Markgrafen Casimir von Brandenburg, hingerichtet worden sein. Die kleine geharnischte Figur trägt die Rüstung des Zwerges Thomele, der bei dem Vermählungsfeste des Herzogs Wilhelm von Baiern mit Renata von Lothringen in einer Pastete aufgetragen wurde.

Auf einigen Stufen steigt man aus dem Rittersaale in die sogenannte Begräbnisskapelle. Sie enthält die Monumente einiger der ältesten Glieder von der Familie der Schenke von Erbach. Neben derselben befindet sich die Eginhardskapelle, so genannt von dem Steinsarge, in welchem einst die Gebeine Eginhards und Emma’s und ihrer Schwester Gisela ruheten, und der als ein Geschenk des Grossherzogs von Hessen aus der Abtei Seligenstadt hierher gebracht wurde. Das Fenster dieser Kapelle stand vorher in der Kirche zu Beerfelden. – Es ist erfreulich, das Denkmal eines so ausgezeichneten Mannes der Vorzeit, zumal hier des ersten bekannten Dynasten dieser Gegend, mit solcher Pietät erhalten zu sehen. Unwillkührlich erinnern wir uns dabei, in welch unwürdigen Umgebungen wir in Verona Romeo’s und Giulietta’s Sarg aufsuchen mussten.

Rechts von dem Eingange in das Schloss, dem Rittersaale gegenüber, befindet sich die Gewehrkammer. Sie enthält Schiessgewehre von der ersten Erfindung derselben bis zu ihrer neuesten Vervollkommnung. Viele derselben sind wahre Kabinetsstücke

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Rüstung, und die Ludwig Heinrichs von Nassau ist ein Geschenk des Fürsten zu Nassau-Usingen. Franz von Sickingens Rüstung kam unmittelbar aus dem Besitze der Grafen von Sickingen hierher; die des wackern Götz (Gottfried) von Berlichingen aber aus Heilbronn. Nicht allein das Berlichingische Wappen auf dem Harnische bezeugt seine Aechtheit, sondern auch zwei am rechten Unterarm der Rüstung befindliche eiserne Zäpfchen, welche ohne Zweifel dazu dienten, die eiserne Hand vor dem Abrutschen zu schützen. &#x2013; Georg des Dritten, Freiherrn von Waldburg, Rüstung war früher in Privatbesitz in Ulm, die des Baiernherzogs Albrecht V. stand vorher in Amberg. Konrad Schotts von Schottenstein Rüstung stammt ebenfalls aus dem Zeughause zu Nürnberg. Wie früher schon erwähnt wurde, starb Schott zur Strafe für seine Räubereien durch das Schwert. Er soll mit demselben Schwerte, welches der an der Thür stehenden Figur in die Hand gegeben ist, auf Befehl des Markgrafen Casimir von Brandenburg, hingerichtet worden sein. Die kleine geharnischte Figur trägt die Rüstung des Zwerges Thomele, der bei dem Vermählungsfeste des Herzogs Wilhelm von Baiern mit Renata von Lothringen in einer Pastete aufgetragen wurde.</p>
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[16/0016] Rüstung, und die Ludwig Heinrichs von Nassau ist ein Geschenk des Fürsten zu Nassau-Usingen. Franz von Sickingens Rüstung kam unmittelbar aus dem Besitze der Grafen von Sickingen hierher; die des wackern Götz (Gottfried) von Berlichingen aber aus Heilbronn. Nicht allein das Berlichingische Wappen auf dem Harnische bezeugt seine Aechtheit, sondern auch zwei am rechten Unterarm der Rüstung befindliche eiserne Zäpfchen, welche ohne Zweifel dazu dienten, die eiserne Hand vor dem Abrutschen zu schützen. – Georg des Dritten, Freiherrn von Waldburg, Rüstung war früher in Privatbesitz in Ulm, die des Baiernherzogs Albrecht V. stand vorher in Amberg. Konrad Schotts von Schottenstein Rüstung stammt ebenfalls aus dem Zeughause zu Nürnberg. Wie früher schon erwähnt wurde, starb Schott zur Strafe für seine Räubereien durch das Schwert. Er soll mit demselben Schwerte, welches der an der Thür stehenden Figur in die Hand gegeben ist, auf Befehl des Markgrafen Casimir von Brandenburg, hingerichtet worden sein. Die kleine geharnischte Figur trägt die Rüstung des Zwerges Thomele, der bei dem Vermählungsfeste des Herzogs Wilhelm von Baiern mit Renata von Lothringen in einer Pastete aufgetragen wurde. Auf einigen Stufen steigt man aus dem Rittersaale in die sogenannte Begräbnisskapelle. Sie enthält die Monumente einiger der ältesten Glieder von der Familie der Schenke von Erbach. Neben derselben befindet sich die Eginhardskapelle, so genannt von dem Steinsarge, in welchem einst die Gebeine Eginhards und Emma’s und ihrer Schwester Gisela ruheten, und der als ein Geschenk des Grossherzogs von Hessen aus der Abtei Seligenstadt hierher gebracht wurde. Das Fenster dieser Kapelle stand vorher in der Kirche zu Beerfelden. – Es ist erfreulich, das Denkmal eines so ausgezeichneten Mannes der Vorzeit, zumal hier des ersten bekannten Dynasten dieser Gegend, mit solcher Pietät erhalten zu sehen. Unwillkührlich erinnern wir uns dabei, in welch unwürdigen Umgebungen wir in Verona Romeo’s und Giulietta’s Sarg aufsuchen mussten. Rechts von dem Eingange in das Schloss, dem Rittersaale gegenüber, befindet sich die Gewehrkammer. Sie enthält Schiessgewehre von der ersten Erfindung derselben bis zu ihrer neuesten Vervollkommnung. Viele derselben sind wahre Kabinetsstücke

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Zitationshilfe: Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843/16>, abgerufen am 23.11.2024.