Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.wandelte sich dieser Name in Quintich, Guintich, Küntich und Künnig, bis sich der jetzige daraus bildete. Es ist ein sehr alter Ort, und gehörte zur Hälfte schon längst den Schenken von Erbach als ein Mainzisches Lehen. Die hochgelegene Kirche hatte einen geräumigen Hof, der mit einer hohen Mauer und darauf ruhenden Gebäuden umgeben, und desshalb wahrscheinlich einer der sogenannten gevehligten Kirchhöfe war. Diese Vermuthung scheint durch den Umstand bestätigt zu werden, dass das Erzstift Mainz sich bei Verleihung des Ortes König doch die Oeffnung des Kirchhofes zum Schutze gegen Feinde vorbehielt. Der alte Thurm der Kirche ward gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts erbaut, und an ihm ist ein Römischer Denkstein eingemauert, auf welchem folgende Inschrift zu lesen ist: D. M. L. SEXTII. VALE. Bei dem weiter unterhalb liegenden Höchst und noch weiter hinab wendet sich das Mimlingthal gegen Neustadt hin ganz östlich. Diese Stelle ist eine der schönsten des ganzen Thales, und sie wurde nicht ohne Grund einst die Rosenau genannt. Ueber dem Städtchen Neustadt erhebt ein steiler Berg sein Haupt, und oben darauf ragt eine alterthümliche Burg empor. Diese ist der Breuberg, ehedem Braberc, Brieberg, Brennberg und Brumberg genannt. Auch dieser Punkt gehörte zu der odenwäldischen Befestigungslinie der Römer. Winkelmann erzählt, dass man im Jahre 1543 hier ein neues Fundament gegraben und bei dieser Gelegenheit ein Römerbad und zwei Römische Altarsteine gefunden habe. Den einen derselben erkannte man nicht allein an einer oben angebrachten Vertiefung, worin ehemals eine Kugel geruht zu haben schien, für einen der Glücksgöttin geweihten Altar, sondern die Inschrift FORTVNAE SACRVM. L. CVRIRITIV - VRSINVS bestätigte ihn auch als solchen. Der andere trug auf den vier Seiten vier erhabene menschliche Figuren, wahrscheinlich die Bilder Römischer Gottheiten, die jedoch nicht gedeutet werden konnten. Auch fand man noch Reste von ehemaliger Tüncherarbeit, an welcher sich die gelbe, rothe, blaue und grüne Farbe durch Lebhaftigkeit auszeichneten. Zu gleicher Zeit wurden auch mehrere Backensteine mit den eingedrückten Zeichen der zweiundzwanzigsten Legion gefunden. Es scheint demnach hier eine bedeutendere Niederlassung der Römer gewesen zu sein. wandelte sich dieser Name in Quintich, Guintich, Küntich und Künnig, bis sich der jetzige daraus bildete. Es ist ein sehr alter Ort, und gehörte zur Hälfte schon längst den Schenken von Erbach als ein Mainzisches Lehen. Die hochgelegene Kirche hatte einen geräumigen Hof, der mit einer hohen Mauer und darauf ruhenden Gebäuden umgeben, und desshalb wahrscheinlich einer der sogenannten gevehligten Kirchhöfe war. Diese Vermuthung scheint durch den Umstand bestätigt zu werden, dass das Erzstift Mainz sich bei Verleihung des Ortes König doch die Oeffnung des Kirchhofes zum Schutze gegen Feinde vorbehielt. Der alte Thurm der Kirche ward gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts erbaut, und an ihm ist ein Römischer Denkstein eingemauert, auf welchem folgende Inschrift zu lesen ist: D. M. L. SEXTII. VALE. Bei dem weiter unterhalb liegenden Höchst und noch weiter hinab wendet sich das Mimlingthal gegen Neustadt hin ganz östlich. Diese Stelle ist eine der schönsten des ganzen Thales, und sie wurde nicht ohne Grund einst die Rosenau genannt. Ueber dem Städtchen Neustadt erhebt ein steiler Berg sein Haupt, und oben darauf ragt eine alterthümliche Burg empor. Diese ist der Breuberg, ehedem Braberc, Brieberg, Brennberg und Brumberg genannt. Auch dieser Punkt gehörte zu der odenwäldischen Befestigungslinie der Römer. Winkelmann erzählt, dass man im Jahre 1543 hier ein neues Fundament gegraben und bei dieser Gelegenheit ein Römerbad und zwei Römische Altarsteine gefunden habe. Den einen derselben erkannte man nicht allein an einer oben angebrachten Vertiefung, worin ehemals eine Kugel geruht zu haben schien, für einen der Glücksgöttin geweihten Altar, sondern die Inschrift FORTVNAE SACRVM. L. CVRIRITIV – VRSINVS bestätigte ihn auch als solchen. Der andere trug auf den vier Seiten vier erhabene menschliche Figuren, wahrscheinlich die Bilder Römischer Gottheiten, die jedoch nicht gedeutet werden konnten. Auch fand man noch Reste von ehemaliger Tüncherarbeit, an welcher sich die gelbe, rothe, blaue und grüne Farbe durch Lebhaftigkeit auszeichneten. Zu gleicher Zeit wurden auch mehrere Backensteine mit den eingedrückten Zeichen der zweiundzwanzigsten Legion gefunden. Es scheint demnach hier eine bedeutendere Niederlassung der Römer gewesen zu sein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0024" n="24"/> wandelte sich dieser Name in Quintich, Guintich, Küntich und Künnig, bis sich der jetzige daraus bildete. Es ist ein sehr alter Ort, und gehörte zur Hälfte schon längst den Schenken von Erbach als ein Mainzisches Lehen.</p> <p>Die hochgelegene Kirche hatte einen geräumigen Hof, der mit einer hohen Mauer und darauf ruhenden Gebäuden umgeben, und desshalb wahrscheinlich einer der sogenannten gevehligten Kirchhöfe war. Diese Vermuthung scheint durch den Umstand bestätigt zu werden, dass das Erzstift Mainz sich bei Verleihung des Ortes König doch die Oeffnung des Kirchhofes zum Schutze gegen Feinde vorbehielt. Der alte Thurm der Kirche ward gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts erbaut, und an ihm ist ein Römischer Denkstein eingemauert, auf welchem folgende Inschrift zu lesen ist: D. M. L. SEXTII. VALE.</p> <p>Bei dem weiter unterhalb liegenden <hi rendition="#g">Höchst</hi> und noch weiter hinab wendet sich das Mimlingthal gegen <hi rendition="#g">Neustadt</hi> hin ganz östlich. Diese Stelle ist eine der schönsten des ganzen Thales, und sie wurde nicht ohne Grund einst die Rosenau genannt. Ueber dem Städtchen Neustadt erhebt ein steiler Berg sein Haupt, und oben darauf ragt eine alterthümliche Burg empor. Diese ist der <hi rendition="#g">Breuberg</hi>, ehedem Braberc, Brieberg, Brennberg und Brumberg genannt. Auch dieser Punkt gehörte zu der odenwäldischen Befestigungslinie der Römer. Winkelmann erzählt, dass man im Jahre 1543 hier ein neues Fundament gegraben und bei dieser Gelegenheit ein Römerbad und zwei Römische Altarsteine gefunden habe. Den einen derselben erkannte man nicht allein an einer oben angebrachten Vertiefung, worin ehemals eine Kugel geruht zu haben schien, für einen der Glücksgöttin geweihten Altar, sondern die Inschrift FORTVNAE SACRVM. L. CVRIRITIV – VRSINVS bestätigte ihn auch als solchen. Der andere trug auf den vier Seiten vier erhabene menschliche Figuren, wahrscheinlich die Bilder Römischer Gottheiten, die jedoch nicht gedeutet werden konnten. Auch fand man noch Reste von ehemaliger Tüncherarbeit, an welcher sich die gelbe, rothe, blaue und grüne Farbe durch Lebhaftigkeit auszeichneten. Zu gleicher Zeit wurden auch mehrere Backensteine mit den eingedrückten Zeichen der zweiundzwanzigsten Legion gefunden. Es scheint demnach hier eine bedeutendere Niederlassung der Römer gewesen zu sein.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0024]
wandelte sich dieser Name in Quintich, Guintich, Küntich und Künnig, bis sich der jetzige daraus bildete. Es ist ein sehr alter Ort, und gehörte zur Hälfte schon längst den Schenken von Erbach als ein Mainzisches Lehen.
Die hochgelegene Kirche hatte einen geräumigen Hof, der mit einer hohen Mauer und darauf ruhenden Gebäuden umgeben, und desshalb wahrscheinlich einer der sogenannten gevehligten Kirchhöfe war. Diese Vermuthung scheint durch den Umstand bestätigt zu werden, dass das Erzstift Mainz sich bei Verleihung des Ortes König doch die Oeffnung des Kirchhofes zum Schutze gegen Feinde vorbehielt. Der alte Thurm der Kirche ward gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts erbaut, und an ihm ist ein Römischer Denkstein eingemauert, auf welchem folgende Inschrift zu lesen ist: D. M. L. SEXTII. VALE.
Bei dem weiter unterhalb liegenden Höchst und noch weiter hinab wendet sich das Mimlingthal gegen Neustadt hin ganz östlich. Diese Stelle ist eine der schönsten des ganzen Thales, und sie wurde nicht ohne Grund einst die Rosenau genannt. Ueber dem Städtchen Neustadt erhebt ein steiler Berg sein Haupt, und oben darauf ragt eine alterthümliche Burg empor. Diese ist der Breuberg, ehedem Braberc, Brieberg, Brennberg und Brumberg genannt. Auch dieser Punkt gehörte zu der odenwäldischen Befestigungslinie der Römer. Winkelmann erzählt, dass man im Jahre 1543 hier ein neues Fundament gegraben und bei dieser Gelegenheit ein Römerbad und zwei Römische Altarsteine gefunden habe. Den einen derselben erkannte man nicht allein an einer oben angebrachten Vertiefung, worin ehemals eine Kugel geruht zu haben schien, für einen der Glücksgöttin geweihten Altar, sondern die Inschrift FORTVNAE SACRVM. L. CVRIRITIV – VRSINVS bestätigte ihn auch als solchen. Der andere trug auf den vier Seiten vier erhabene menschliche Figuren, wahrscheinlich die Bilder Römischer Gottheiten, die jedoch nicht gedeutet werden konnten. Auch fand man noch Reste von ehemaliger Tüncherarbeit, an welcher sich die gelbe, rothe, blaue und grüne Farbe durch Lebhaftigkeit auszeichneten. Zu gleicher Zeit wurden auch mehrere Backensteine mit den eingedrückten Zeichen der zweiundzwanzigsten Legion gefunden. Es scheint demnach hier eine bedeutendere Niederlassung der Römer gewesen zu sein.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-11T17:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-11T17:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-11T17:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |