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Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843.

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Wer sich aber nach Vertreibung der Römer hier zuerst eine sichere Feste erbaut, darüber schweigen die Urkunden. Wir finden diese Stelle zuerst als ein Eigenthum des Hochstiftes Fulda wieder, von welchem die Burg immer bis zum Anfange dieses Jahrhunderts zu Lehn gegeben wurde. In der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts kommt auch eine adelige Familie von Breuberg vor, deren Glieder häufig die Vornamen Starkerad und Duborn führten. Diese Familie scheint zu ihrer Zeit sehr angesehen gewesen zu sein. Ein Eberhard von Breuberg wurde im Jahre 1306 Landvogt über die Wetterau, und er erhielt von den Kaisern mehrere ehrenvolle Aufträge, wie er auch vom Kaiser Ludwig beauftragt wurde, die Stadt Frankfurt bei ihren Privilegien zu schirmen; und zum Zeichen der Kaiserlichen Achtung mit mehreren Gütern belohnt wurde. Durch Heirath kam die Burg nach dem Erlöschen des Mannsstammes an andere Familien, und so besass sie das Gräflich Erbachische und Fürstlich Löwensteinische Haus in späteren Zeiten gemeinschaftlich.

Diese Gemeinschaft gab in der Folge häufig Anlass zu Händeln zwischen den Besitzern, namentlich im dreissigjährigen Kriege, weil es die beiden Häuser mit verschiedenen Partheien hielten. Erbach war auf der Seite der Schweden, und Löwenstein auf kaiserlicher Seite. Tilly besetzte im Jahre 1631 den Breuberg, später die Schweden, und als diese nach der verlorenen Schlacht bei Nördlingen abgezogen waren, so suchte der Graf Joh. Dieterich von Löwenstein durch den Hofkriegsrath in Wien um das Commando der dahin stationirten Truppen nach, und verlangte von Erbach die Unterhaltung derselben auf gemeinschaftliche Kosten. Bei den Verhandlungen darüber hatte der Erbachische Rath Dr. Hinterofen das Unglück, von einer von der Mauer abprallenden Flintenkugel tödtlich getroffen zu werden. Mehrere Kaiserliche Decrete legten die Streitigkeiten nicht bei. Eine Ausforderung des jugendlich hitzigen Ferdinand Karl von Löwenstein wurde von dem besonnenen Grafen Georg Albert von Erbach mit Würde abgelehnt. Allein der sechszigjährige Erbachische Beamte Kiesebert auf Breuberg musste es entgelten. Graf Ferdinand Karl wusste denselben aus dem Schloss zu locken, liess ihn am 4. Dez. 1641 an den Galgen binden und auf's Unbarmherzigste prügeln. Erst

Wer sich aber nach Vertreibung der Römer hier zuerst eine sichere Feste erbaut, darüber schweigen die Urkunden. Wir finden diese Stelle zuerst als ein Eigenthum des Hochstiftes Fulda wieder, von welchem die Burg immer bis zum Anfange dieses Jahrhunderts zu Lehn gegeben wurde. In der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts kommt auch eine adelige Familie von Breuberg vor, deren Glieder häufig die Vornamen Starkerad und Duborn führten. Diese Familie scheint zu ihrer Zeit sehr angesehen gewesen zu sein. Ein Eberhard von Breuberg wurde im Jahre 1306 Landvogt über die Wetterau, und er erhielt von den Kaisern mehrere ehrenvolle Aufträge, wie er auch vom Kaiser Ludwig beauftragt wurde, die Stadt Frankfurt bei ihren Privilegien zu schirmen; und zum Zeichen der Kaiserlichen Achtung mit mehreren Gütern belohnt wurde. Durch Heirath kam die Burg nach dem Erlöschen des Mannsstammes an andere Familien, und so besass sie das Gräflich Erbachische und Fürstlich Löwensteinische Haus in späteren Zeiten gemeinschaftlich.

Diese Gemeinschaft gab in der Folge häufig Anlass zu Händeln zwischen den Besitzern, namentlich im dreissigjährigen Kriege, weil es die beiden Häuser mit verschiedenen Partheien hielten. Erbach war auf der Seite der Schweden, und Löwenstein auf kaiserlicher Seite. Tilly besetzte im Jahre 1631 den Breuberg, später die Schweden, und als diese nach der verlorenen Schlacht bei Nördlingen abgezogen waren, so suchte der Graf Joh. Dieterich von Löwenstein durch den Hofkriegsrath in Wien um das Commando der dahin stationirten Truppen nach, und verlangte von Erbach die Unterhaltung derselben auf gemeinschaftliche Kosten. Bei den Verhandlungen darüber hatte der Erbachische Rath Dr. Hinterofen das Unglück, von einer von der Mauer abprallenden Flintenkugel tödtlich getroffen zu werden. Mehrere Kaiserliche Decrete legten die Streitigkeiten nicht bei. Eine Ausforderung des jugendlich hitzigen Ferdinand Karl von Löwenstein wurde von dem besonnenen Grafen Georg Albert von Erbach mit Würde abgelehnt. Allein der sechszigjährige Erbachische Beamte Kiesebert auf Breuberg musste es entgelten. Graf Ferdinand Karl wusste denselben aus dem Schloss zu locken, liess ihn am 4. Dez. 1641 an den Galgen binden und auf’s Unbarmherzigste prügeln. Erst

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          <p>Diese Gemeinschaft gab in der Folge häufig Anlass zu Händeln zwischen den Besitzern, namentlich im dreissigjährigen Kriege, weil es die beiden Häuser mit verschiedenen Partheien hielten. Erbach war auf der Seite der Schweden, und Löwenstein auf kaiserlicher Seite. Tilly besetzte im Jahre 1631 den Breuberg, später die Schweden, und als diese nach der verlorenen Schlacht bei Nördlingen abgezogen waren, so suchte der Graf Joh. Dieterich von Löwenstein durch den Hofkriegsrath in Wien um das Commando der dahin stationirten Truppen nach, und verlangte von Erbach die Unterhaltung derselben auf gemeinschaftliche Kosten. Bei den Verhandlungen darüber hatte der Erbachische Rath Dr. Hinterofen das Unglück, von einer von der Mauer abprallenden Flintenkugel tödtlich getroffen zu werden. Mehrere Kaiserliche Decrete legten die Streitigkeiten nicht bei. Eine Ausforderung des jugendlich hitzigen Ferdinand Karl von Löwenstein wurde von dem besonnenen Grafen Georg Albert von Erbach mit Würde abgelehnt. Allein der sechszigjährige Erbachische Beamte Kiesebert auf Breuberg musste es entgelten. Graf Ferdinand Karl wusste denselben aus dem Schloss zu locken, liess ihn am 4. Dez. 1641 an den Galgen binden und auf&#x2019;s Unbarmherzigste prügeln. Erst
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[25/0025] Wer sich aber nach Vertreibung der Römer hier zuerst eine sichere Feste erbaut, darüber schweigen die Urkunden. Wir finden diese Stelle zuerst als ein Eigenthum des Hochstiftes Fulda wieder, von welchem die Burg immer bis zum Anfange dieses Jahrhunderts zu Lehn gegeben wurde. In der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts kommt auch eine adelige Familie von Breuberg vor, deren Glieder häufig die Vornamen Starkerad und Duborn führten. Diese Familie scheint zu ihrer Zeit sehr angesehen gewesen zu sein. Ein Eberhard von Breuberg wurde im Jahre 1306 Landvogt über die Wetterau, und er erhielt von den Kaisern mehrere ehrenvolle Aufträge, wie er auch vom Kaiser Ludwig beauftragt wurde, die Stadt Frankfurt bei ihren Privilegien zu schirmen; und zum Zeichen der Kaiserlichen Achtung mit mehreren Gütern belohnt wurde. Durch Heirath kam die Burg nach dem Erlöschen des Mannsstammes an andere Familien, und so besass sie das Gräflich Erbachische und Fürstlich Löwensteinische Haus in späteren Zeiten gemeinschaftlich. Diese Gemeinschaft gab in der Folge häufig Anlass zu Händeln zwischen den Besitzern, namentlich im dreissigjährigen Kriege, weil es die beiden Häuser mit verschiedenen Partheien hielten. Erbach war auf der Seite der Schweden, und Löwenstein auf kaiserlicher Seite. Tilly besetzte im Jahre 1631 den Breuberg, später die Schweden, und als diese nach der verlorenen Schlacht bei Nördlingen abgezogen waren, so suchte der Graf Joh. Dieterich von Löwenstein durch den Hofkriegsrath in Wien um das Commando der dahin stationirten Truppen nach, und verlangte von Erbach die Unterhaltung derselben auf gemeinschaftliche Kosten. Bei den Verhandlungen darüber hatte der Erbachische Rath Dr. Hinterofen das Unglück, von einer von der Mauer abprallenden Flintenkugel tödtlich getroffen zu werden. Mehrere Kaiserliche Decrete legten die Streitigkeiten nicht bei. Eine Ausforderung des jugendlich hitzigen Ferdinand Karl von Löwenstein wurde von dem besonnenen Grafen Georg Albert von Erbach mit Würde abgelehnt. Allein der sechszigjährige Erbachische Beamte Kiesebert auf Breuberg musste es entgelten. Graf Ferdinand Karl wusste denselben aus dem Schloss zu locken, liess ihn am 4. Dez. 1641 an den Galgen binden und auf’s Unbarmherzigste prügeln. Erst

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Zitationshilfe: Grimm, Albert Ludwig: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes. Darmstadt, 1843, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_odenwald_1843/25>, abgerufen am 23.11.2024.