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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Zweytes Buch.
in Bach-ofen/ und brennet sie so sauber auß wie eine
alte Tabackpfeiffe/ also daß ich wieder diß Unziefers
halber wie in einem Rosengarten lebte/ ja es kan nie-
mand glauben/ wie mir so wol war/ da ich auß dieser
Qual war/ in welcher ich etlich Monat wie in einem
Ameißhauffen gesessen; hingegen hatte ich gleich ein
ander Creutz auff dem Hals/ weil mein Herr einer
von den jenigen Soldaten war/ die in Himmel zu kom-
men getrauen/ er liesse sich glatt an seinem Sold ge-
nügen/ und betrübte im übrigen kein Kind/ sein gan-
tze Prosperität bestunde in dem was er mit wachen
verdienet/ und von seiner wochentlichen Lehnung er-
kargte/ solches wiewol es wenig war/ hube er höher
auff/ als mancher die Orientalische Perlen/ einen
jeden Blomeuser nähete er in seine Kleider/ und da-
mit er deren einige in Vorrath kriegen möchte/ muste
ich und sein armes Pferd daran sparen helffen/ dar-
von kams/ daß ich den treugen Pumpernickel gewal-
tig beissen/ und mich mit Wasser/ oder wanns wol
gieng/ mit dinn Bier behelffen muste/ welches mir ein
abgeschmacke Sach war/ massen mir meine Keel von
dem schwartzen truckenen Brod gantz rauch/ und
mein gantzer Leib gantz mager wurde; wolt ich aber
besser fressen/ so mochte ich stelen/ aber mit außtrück-
licher Bescheidenheit/ daß er nichts darvon innen
würde: Seinet halben hätte man weder Galgen/
Esel/ Hencker/ Steckenknecht noch Feldscherer be-
dörfft/ auch keine Marquetender noch Trommel-
schlager/ die den Zapffenstreich gethan hätten/ dann
sein gantzes Thun war fern von Fressen/ Sauffen/
Spielen und allen Duellen/ wann er aber irgends
hin auff Convoy/ Partey/ oder sonst einen Anschlag

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Zweytes Buch.
in Bach-ofen/ und brennet ſie ſo ſauber auß wie eine
alte Tabackpfeiffe/ alſo daß ich wieder diß Unziefers
halber wie in einem Roſengarten lebte/ ja es kan nie-
mand glauben/ wie mir ſo wol war/ da ich auß dieſer
Qual war/ in welcher ich etlich Monat wie in einem
Ameißhauffen geſeſſen; hingegen hatte ich gleich ein
ander Creutz auff dem Hals/ weil mein Herꝛ einer
von den jenigen Soldaten war/ die in Him̃el zu kom-
men getrauen/ er lieſſe ſich glatt an ſeinem Sold ge-
nuͤgen/ und betruͤbte im uͤbrigen kein Kind/ ſein gan-
tze Proſperitaͤt beſtunde in dem was er mit wachen
verdienet/ und von ſeiner wochentlichen Lehnung er-
kargte/ ſolches wiewol es wenig war/ hube er hoͤher
auff/ als mancher die Orientaliſche Perlen/ einen
jeden Blomeuſer naͤhete er in ſeine Kleider/ und da-
mit er deren einige in Vorꝛath kriegen moͤchte/ muſte
ich und ſein armes Pferd daran ſparen helffen/ dar-
von kams/ daß ich den treugen Pumpernickel gewal-
tig beiſſen/ und mich mit Waſſer/ oder wanns wol
gieng/ mit dinn Bier behelffen muſte/ welches mir ein
abgeſchmacke Sach war/ maſſen mir meine Keel von
dem ſchwartzen truckenen Brod gantz rauch/ und
mein gantzer Leib gantz mager wurde; wolt ich aber
beſſer freſſen/ ſo mochte ich ſtelen/ aber mit außtruͤck-
licher Beſcheidenheit/ daß er nichts darvon innen
wuͤrde: Seinet halben haͤtte man weder Galgen/
Eſel/ Hencker/ Steckenknecht noch Feldſcherer be-
doͤrfft/ auch keine Marquetender noch Trommel-
ſchlager/ die den Zapffenſtreich gethan haͤtten/ dann
ſein gantzes Thun war fern von Freſſen/ Sauffen/
Spielen und allen Duellen/ wann er aber irgends
hin auff Convoy/ Partey/ oder ſonſt einen Anſchlag

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[239/0245] Zweytes Buch. in Bach-ofen/ und brennet ſie ſo ſauber auß wie eine alte Tabackpfeiffe/ alſo daß ich wieder diß Unziefers halber wie in einem Roſengarten lebte/ ja es kan nie- mand glauben/ wie mir ſo wol war/ da ich auß dieſer Qual war/ in welcher ich etlich Monat wie in einem Ameißhauffen geſeſſen; hingegen hatte ich gleich ein ander Creutz auff dem Hals/ weil mein Herꝛ einer von den jenigen Soldaten war/ die in Him̃el zu kom- men getrauen/ er lieſſe ſich glatt an ſeinem Sold ge- nuͤgen/ und betruͤbte im uͤbrigen kein Kind/ ſein gan- tze Proſperitaͤt beſtunde in dem was er mit wachen verdienet/ und von ſeiner wochentlichen Lehnung er- kargte/ ſolches wiewol es wenig war/ hube er hoͤher auff/ als mancher die Orientaliſche Perlen/ einen jeden Blomeuſer naͤhete er in ſeine Kleider/ und da- mit er deren einige in Vorꝛath kriegen moͤchte/ muſte ich und ſein armes Pferd daran ſparen helffen/ dar- von kams/ daß ich den treugen Pumpernickel gewal- tig beiſſen/ und mich mit Waſſer/ oder wanns wol gieng/ mit dinn Bier behelffen muſte/ welches mir ein abgeſchmacke Sach war/ maſſen mir meine Keel von dem ſchwartzen truckenen Brod gantz rauch/ und mein gantzer Leib gantz mager wurde; wolt ich aber beſſer freſſen/ ſo mochte ich ſtelen/ aber mit außtruͤck- licher Beſcheidenheit/ daß er nichts darvon innen wuͤrde: Seinet halben haͤtte man weder Galgen/ Eſel/ Hencker/ Steckenknecht noch Feldſcherer be- doͤrfft/ auch keine Marquetender noch Trommel- ſchlager/ die den Zapffenſtreich gethan haͤtten/ dann ſein gantzes Thun war fern von Freſſen/ Sauffen/ Spielen und allen Duellen/ wann er aber irgends hin auff Convoy/ Partey/ oder ſonſt einen Anſchlag com- L

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/245>, abgerufen am 27.11.2024.