German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Fünfftes Buch. kunfft und Erwerbung ohne das alles Segens so un-wurdig wäre/ daß ich keinen Mäyerhof darauß zu erkauffen gedächte/ und wenn ichs schon nit anlegen wolte/ meinen liebsten Freund auff Erden damit zu unterhalten/ so wäre doch billich/ daß er Hertzbruder auß Oliviers Geld vergnügt würde/ umb die jenige Schmach/ die er hiebevor von ihm vor Magdeburg empfangen. Und demnach ich mich in aller Sicher- heit zu seyn wuste/ zog ich meine beyde Scapulier ab/ trennete die Ducaten und Pistolen herauß/ und sagte zu Hertzbrudern/ Er möge nun mit diesem Geld nach seinem Belieben disponiren/ und solches anlegen und außtheilen/ wie er vermeyne/ daß es uns beyden am nutzlichsten wäre. Da er neben meinem Vertrauen das ich zu ihm Geld Y ij
Fuͤnfftes Buch. kunfft und Erwerbung ohne das alles Segens ſo un-wurdig waͤre/ daß ich keinen Maͤyerhof darauß zu erkauffen gedaͤchte/ und wenn ichs ſchon nit anlegen wolte/ meinen liebſten Freund auff Erden damit zu unterhalten/ ſo waͤre doch billich/ daß er Hertzbruder auß Oliviers Geld vergnuͤgt wuͤrde/ umb die jenige Schmach/ die er hiebevor von ihm vor Magdeburg empfangen. Und demnach ich mich in aller Sicher- heit zu ſeyn wuſte/ zog ich meine beyde Scapulier ab/ trennete die Ducaten und Piſtolen herauß/ und ſagte zu Hertzbrudern/ Er moͤge nun mit dieſem Geld nach ſeinem Belieben diſponiren/ und ſolches anlegen und außtheilen/ wie er vermeyne/ daß es uns beyden am nutzlichſten waͤre. Da er neben meinem Vertrauen das ich zu ihm Geld Y ij
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Fuͤnfftes Buch.
kunfft und Erwerbung ohne das alles Segens ſo un-
wurdig waͤre/ daß ich keinen Maͤyerhof darauß zu
erkauffen gedaͤchte/ und wenn ichs ſchon nit anlegen
wolte/ meinen liebſten Freund auff Erden damit zu
unterhalten/ ſo waͤre doch billich/ daß er Hertzbruder
auß Oliviers Geld vergnuͤgt wuͤrde/ umb die jenige
Schmach/ die er hiebevor von ihm vor Magdeburg
empfangen. Und demnach ich mich in aller Sicher-
heit zu ſeyn wuſte/ zog ich meine beyde Scapulier ab/
trennete die Ducaten und Piſtolen herauß/ und ſagte
zu Hertzbrudern/ Er moͤge nun mit dieſem Geld nach
ſeinem Belieben diſponiren/ und ſolches anlegen und
außtheilen/ wie er vermeyne/ daß es uns beyden am
nutzlichſten waͤre.
Da er neben meinem Vertrauen das ich zu ihm
trug/ ſo viel Geld ſahe/ mit welchem ich auch ohne
ihn wol ein zimlicher Herꝛ haͤtte ſeyn koͤnnen/ ſagte er:
Bruder/ du thuſt nichts ſo lang ich dich kenne/ als
deine gegen mir habende Lieb und Treu zu bezeugen!
Aber ſage mir/ womit vermeynſtu wol/ daß ichs wie-
der umb dich werde beſchulden koͤnnen? es iſt nit nur
umb das Geld zu thun/ denn ſolches iſt vielleicht mit
der Zeit wieder zu bezahlen/ ſondern umb deine Lieb
und Treu/ vornemlich aber umb dein zu mir haben-
des hohes Vertrauen/ ſo nicht zu ſchaͤtzen iſt/ Bru-
der mit einem Wort/ dein tugendhafft Gemuͤt macht
mich zu deinem Sclaven/ und was du gegen mir
thuſt/ iſt mehr zu verwundern/ als zu wiedergelten
muͤglich; O ehrlicher Simplici, dem bey dieſen gott-
loſen Zeiten/ in welchen die Welt voll Untreu ſteckt/
nicht in Sinn kompt/ der arme und hochbedoͤrfftige
Hertzbruder moͤchte mit einem ſo anſehlichen Stuͤck
Geld
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