German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Deß Abentheurl. Simplicissimi die Lungensucht/ der eylffte das Fieber/ der zwölffteden Außsatz/ der dreyzehende das Hinfallen/ und der vierzehende die Thorheit! Jn dir o Welt/ thut nicht einer was der ander thut/ dann wann einer wey- net/ so lacht der ander/ einer seufftzet/ der ander ist frölich; einer fastet/ der ander zechet; einer banque- tirt/ der ander leidet Hunger; einer reutet/ der ander gehet; einer redt/ der ander schweigt; einer spielet/ der ander arbeitet; und wann der eine geboren wird/ so stirbt der ander. Also lebt auch nicht einer wie der ander/ der eine herrschet/ der ander dienet; einer wey- det die Menschen/ ein anderer hütet der Schwein; einer folgt dem Hof/ der ander dem Pflug; einer räist auff dem Meer/ der ander fährt über Land auff die Jahr- und Wochen-Märckt; einer arbeit im Feur/ der ander in der Erde/ einer fischt im Wasser/ und der ander fängt Vögel in der Lufft/ einer arbeitet härtiglich/ und der ander stilet und beraubet das Land. O Welt behüt dich GOTT/ dann in deinem Behüt
Deß Abentheurl. Simpliciſſimi die Lungenſucht/ der eylffte das Fieber/ der zwoͤlffteden Außſatz/ der dreyzehende das Hinfallen/ und der vierzehende die Thorheit! Jn dir ô Welt/ thut nicht einer was der ander thut/ dann wann einer wey- net/ ſo lacht der ander/ einer ſeufftzet/ der ander iſt froͤlich; einer faſtet/ der ander zechet; einer banque- tirt/ der ander leidet Hunger; einer reutet/ der ander gehet; einer redt/ der ander ſchweigt; einer ſpielet/ der ander arbeitet; und wann der eine geboꝛen wird/ ſo ſtirbt der ander. Alſo lebt auch nicht einer wie der ander/ der eine herꝛſchet/ der ander dienet; einer wey- det die Menſchen/ ein anderer huͤtet der Schwein; einer folgt dem Hof/ der ander dem Pflug; einer raͤiſt auff dem Meer/ der ander faͤhrt uͤber Land auff die Jahr- und Wochen-Maͤrckt; einer arbeit im Feur/ der ander in der Erde/ einer fiſcht im Waſſer/ und der ander faͤngt Voͤgel in der Lufft/ einer arbeitet haͤrtiglich/ und der ander ſtilet und beraubet das Land. O Welt behuͤt dich GOTT/ dann in deinem Behuͤt
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Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
die Lungenſucht/ der eylffte das Fieber/ der zwoͤlffte
den Außſatz/ der dreyzehende das Hinfallen/ und
der vierzehende die Thorheit! Jn dir ô Welt/ thut
nicht einer was der ander thut/ dann wann einer wey-
net/ ſo lacht der ander/ einer ſeufftzet/ der ander iſt
froͤlich; einer faſtet/ der ander zechet; einer banque-
tirt/ der ander leidet Hunger; einer reutet/ der ander
gehet; einer redt/ der ander ſchweigt; einer ſpielet/
der ander arbeitet; und wann der eine geboꝛen wird/
ſo ſtirbt der ander. Alſo lebt auch nicht einer wie der
ander/ der eine herꝛſchet/ der ander dienet; einer wey-
det die Menſchen/ ein anderer huͤtet der Schwein;
einer folgt dem Hof/ der ander dem Pflug; einer raͤiſt
auff dem Meer/ der ander faͤhrt uͤber Land auff die
Jahr- und Wochen-Maͤrckt; einer arbeit im Feur/
der ander in der Erde/ einer fiſcht im Waſſer/ und
der ander faͤngt Voͤgel in der Lufft/ einer arbeitet
haͤrtiglich/ und der ander ſtilet und beraubet das
Land.
O Welt behuͤt dich GOTT/ dann in deinem
Hauß fuͤhret man weder ein heilig Leben/ noch einen
gleichmaͤſſigen Todt/ der eine ſtirbt in der Wiegen/
der ander in der Jugend auff dem Bett/ der dritte am
Strick/ der vierte am Schwerd/ der fuͤnffte auff dem
Rad/ der ſechſte auff dem Scheiterhauffen/ der ſieben-
de im Weinglas/ der achte in einem Waſſerfluß/
der neunte erſtickt im Freß-Hafen/ der zehende er-
worgt am Gifft/ der eylffte ſtirbt gaͤhling/ der zwoͤlff-
te in einer Schlacht/ der dreyzehende durch Zaube-
rey/ und der vierzehende ertraͤnckt ſeine arme Seel im
Dintenfaß.
Behuͤt
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