Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

um und sagte/ man kan an euren Ange-
sichtern sehen/ was ihr vor Brüder seyd/
in dem unter so vielen nicht Zween dem
Dritten gleich sehen? Verrähter und
ein zusammen geloffenes Hudelmanns
Gesind seyd ihr/ das des Reichs vorräh-
tigen Früchten nachstellet/ und dieselbe
zu sich zu reissen erkundigt: Jhr begehrt
des Lands Ruhe und Wolfahrt zu zer-
stören/ und so wol dem König an seinem
Leben/ als Egypten an seinem Wolstand
zu schaden; Deßwegen seyd ihr her-
kommen/ und nicht Früchten zu kauffen;
Fort/ fort mit der Lumpenbursch/ man
setze sie dergestalt/ damit man aller Ge-
fahr vor ihnen versichert seye.

Ruben liesse sich so geschwind nicht
erschröcken/ sondern that mit samt seinen
andern Brüdern einen demütigen Fuß-
fall/ und sagte: Herr: die Ungleichheit
unserer Angesichter kommet von unsern
unterschiedlichen Müttern her/ welches
mit nichten hindert/ daß wir mit eines
einzigen Vattern: und zwar eines sol-
chen ehrlichen Manns Sohne seyen des-

sen

um und ſagte/ man kan an euren Ange-
ſichtern ſehen/ was ihr vor Bruͤder ſeyd/
in dem unter ſo vielen nicht Zween dem
Dritten gleich ſehen? Verraͤhter und
ein zuſammen geloffenes Hudelmanns
Geſind ſeyd ihr/ das des Reichs vorraͤh-
tigen Fruͤchten nachſtellet/ und dieſelbe
zu ſich zu reiſſen erkundigt: Jhr begehrt
des Lands Ruhe und Wolfahrt zu zer-
ſtoͤren/ und ſo wol dem Koͤnig an ſeinem
Leben/ als Egypten an ſeinem Wolſtand
zu ſchaden; Deßwegen ſeyd ihr her-
kommen/ und nicht Fruͤchten zu kauffen;
Fort/ fort mit der Lumpenburſch/ man
ſetze ſie dergeſtalt/ damit man aller Ge-
fahr vor ihnen verſichert ſeye.

Ruben lieſſe ſich ſo geſchwind nicht
erſchroͤcken/ ſondern that mit ſamt ſeinen
andern Bruͤdern einen demuͤtigen Fuß-
fall/ und ſagte: Herꝛ: die Ungleichheit
unſerer Angeſichter kommet von unſern
unterſchiedlichen Muͤttern her/ welches
mit nichten hindert/ daß wir mit eines
einzigen Vattern: und zwar eines ſol-
chen ehrlichen Manns Sohne ſeyen deſ-

ſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0184" n="180.[180]"/>
um und &#x017F;agte/ man kan an euren Ange-<lb/>
&#x017F;ichtern &#x017F;ehen/ was ihr vor Bru&#x0364;der &#x017F;eyd/<lb/>
in dem unter &#x017F;o vielen nicht Zween dem<lb/>
Dritten gleich &#x017F;ehen? Verra&#x0364;hter und<lb/>
ein zu&#x017F;ammen geloffenes Hudelmanns<lb/>
Ge&#x017F;ind &#x017F;eyd ihr/ das des Reichs vorra&#x0364;h-<lb/>
tigen Fru&#x0364;chten nach&#x017F;tellet/ und die&#x017F;elbe<lb/>
zu &#x017F;ich zu rei&#x017F;&#x017F;en erkundigt: Jhr begehrt<lb/>
des Lands Ruhe und Wolfahrt zu zer-<lb/>
&#x017F;to&#x0364;ren/ und &#x017F;o wol dem Ko&#x0364;nig an &#x017F;einem<lb/>
Leben/ als Egypten an &#x017F;einem Wol&#x017F;tand<lb/>
zu &#x017F;chaden; Deßwegen &#x017F;eyd ihr her-<lb/>
kommen/ und nicht Fru&#x0364;chten zu kauffen;<lb/>
Fort/ fort mit der Lumpenbur&#x017F;ch/ man<lb/>
&#x017F;etze &#x017F;ie derge&#x017F;talt/ damit man aller Ge-<lb/>
fahr vor ihnen ver&#x017F;ichert &#x017F;eye.</p><lb/>
        <p>Ruben lie&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich &#x017F;o ge&#x017F;chwind nicht<lb/>
er&#x017F;chro&#x0364;cken/ &#x017F;ondern that mit &#x017F;amt &#x017F;einen<lb/>
andern Bru&#x0364;dern einen demu&#x0364;tigen Fuß-<lb/>
fall/ und &#x017F;agte: Her&#xA75B;: die Ungleichheit<lb/>
un&#x017F;erer Ange&#x017F;ichter kommet von un&#x017F;ern<lb/>
unter&#x017F;chiedlichen Mu&#x0364;ttern her/ welches<lb/>
mit nichten hindert/ daß wir mit eines<lb/>
einzigen Vattern: und zwar eines &#x017F;ol-<lb/>
chen ehrlichen Manns Sohne &#x017F;eyen de&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180.[180]/0184] um und ſagte/ man kan an euren Ange- ſichtern ſehen/ was ihr vor Bruͤder ſeyd/ in dem unter ſo vielen nicht Zween dem Dritten gleich ſehen? Verraͤhter und ein zuſammen geloffenes Hudelmanns Geſind ſeyd ihr/ das des Reichs vorraͤh- tigen Fruͤchten nachſtellet/ und dieſelbe zu ſich zu reiſſen erkundigt: Jhr begehrt des Lands Ruhe und Wolfahrt zu zer- ſtoͤren/ und ſo wol dem Koͤnig an ſeinem Leben/ als Egypten an ſeinem Wolſtand zu ſchaden; Deßwegen ſeyd ihr her- kommen/ und nicht Fruͤchten zu kauffen; Fort/ fort mit der Lumpenburſch/ man ſetze ſie dergeſtalt/ damit man aller Ge- fahr vor ihnen verſichert ſeye. Ruben lieſſe ſich ſo geſchwind nicht erſchroͤcken/ ſondern that mit ſamt ſeinen andern Bruͤdern einen demuͤtigen Fuß- fall/ und ſagte: Herꝛ: die Ungleichheit unſerer Angeſichter kommet von unſern unterſchiedlichen Muͤttern her/ welches mit nichten hindert/ daß wir mit eines einzigen Vattern: und zwar eines ſol- chen ehrlichen Manns Sohne ſeyen deſ- ſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/184
Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 180.[180]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/184>, abgerufen am 24.11.2024.