Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.und Fältchen zerrissenen Antlitz blitzte und wetterleuchtete es wie an einem schwülen Gewitterhimmel. Kreuz Bataillon! -- rasselte die heisere Falstaffstimme. Das ist also das saubere Nest, wo man intriguirt und conspirirt. Ist's nicht bald gefällig, zu erscheinen? -- hola! Ah, Herr General! flüsterte die Frau Conrectorin, indem sie hervortrat, welche seltene Ehre widerfährt meinem bescheidenen Hause! Keine Ursach, Frau Nachbarin, keine Ursach zu einer Ehre. Sie werden so gefällig sein, nur Ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit zu thun, indem Sie mir die ungerathene Person herausgeben, meine Enkelin Julia mein' ich! Frau Julia Heister? -- Diese Forderung ist mir auffallend, Herr General; ich weiß nichts von der jungen Frau. Aber der General schien diese Antwort nicht als eine solche gelten lassen zu wollen. Sie wissen, ich habe es auf das Strengste verboten daß sie jemals wieder Ihr Haus betritt, und ich habe meine Gründe dazu. Kreuz Bataillon! -- und jetzt verstecken Sie die ungehorsame, undankbare, sittenlose Person vor meinen Augen! Ich muß bitten, Herr General, Ihre Ausdrücke zu mäßigen, sagte die Frau, indem sie etwas furchtsam vor dem alten Herrn zurückwich, der mit seinem Krückstock ziemlich ungenirt in der Luft herumfuchtelte. Ihre und Fältchen zerrissenen Antlitz blitzte und wetterleuchtete es wie an einem schwülen Gewitterhimmel. Kreuz Bataillon! — rasselte die heisere Falstaffstimme. Das ist also das saubere Nest, wo man intriguirt und conspirirt. Ist's nicht bald gefällig, zu erscheinen? — hola! Ah, Herr General! flüsterte die Frau Conrectorin, indem sie hervortrat, welche seltene Ehre widerfährt meinem bescheidenen Hause! Keine Ursach, Frau Nachbarin, keine Ursach zu einer Ehre. Sie werden so gefällig sein, nur Ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit zu thun, indem Sie mir die ungerathene Person herausgeben, meine Enkelin Julia mein' ich! Frau Julia Heister? — Diese Forderung ist mir auffallend, Herr General; ich weiß nichts von der jungen Frau. Aber der General schien diese Antwort nicht als eine solche gelten lassen zu wollen. Sie wissen, ich habe es auf das Strengste verboten daß sie jemals wieder Ihr Haus betritt, und ich habe meine Gründe dazu. Kreuz Bataillon! — und jetzt verstecken Sie die ungehorsame, undankbare, sittenlose Person vor meinen Augen! Ich muß bitten, Herr General, Ihre Ausdrücke zu mäßigen, sagte die Frau, indem sie etwas furchtsam vor dem alten Herrn zurückwich, der mit seinem Krückstock ziemlich ungenirt in der Luft herumfuchtelte. Ihre <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="5"> <p><pb facs="#f0107"/> und Fältchen zerrissenen Antlitz blitzte und wetterleuchtete es wie an einem schwülen Gewitterhimmel.</p><lb/> <p>Kreuz Bataillon! — rasselte die heisere Falstaffstimme. Das ist also das saubere Nest, wo man intriguirt und conspirirt. Ist's nicht bald gefällig, zu erscheinen? — hola!</p><lb/> <p>Ah, Herr General! flüsterte die Frau Conrectorin, indem sie hervortrat, welche seltene Ehre widerfährt meinem bescheidenen Hause!</p><lb/> <p>Keine Ursach, Frau Nachbarin, keine Ursach zu einer Ehre. Sie werden so gefällig sein, nur Ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit zu thun, indem Sie mir die ungerathene Person herausgeben, meine Enkelin Julia mein' ich!</p><lb/> <p>Frau Julia Heister? — Diese Forderung ist mir auffallend, Herr General; ich weiß nichts von der jungen Frau.</p><lb/> <p>Aber der General schien diese Antwort nicht als eine solche gelten lassen zu wollen.</p><lb/> <p>Sie wissen, ich habe es auf das Strengste verboten daß sie jemals wieder Ihr Haus betritt, und ich habe meine Gründe dazu. Kreuz Bataillon! — und jetzt verstecken Sie die ungehorsame, undankbare, sittenlose Person vor meinen Augen!</p><lb/> <p>Ich muß bitten, Herr General, Ihre Ausdrücke zu mäßigen, sagte die Frau, indem sie etwas furchtsam vor dem alten Herrn zurückwich, der mit seinem Krückstock ziemlich ungenirt in der Luft herumfuchtelte. Ihre<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0107]
und Fältchen zerrissenen Antlitz blitzte und wetterleuchtete es wie an einem schwülen Gewitterhimmel.
Kreuz Bataillon! — rasselte die heisere Falstaffstimme. Das ist also das saubere Nest, wo man intriguirt und conspirirt. Ist's nicht bald gefällig, zu erscheinen? — hola!
Ah, Herr General! flüsterte die Frau Conrectorin, indem sie hervortrat, welche seltene Ehre widerfährt meinem bescheidenen Hause!
Keine Ursach, Frau Nachbarin, keine Ursach zu einer Ehre. Sie werden so gefällig sein, nur Ihre verdammte Pflicht und Schuldigkeit zu thun, indem Sie mir die ungerathene Person herausgeben, meine Enkelin Julia mein' ich!
Frau Julia Heister? — Diese Forderung ist mir auffallend, Herr General; ich weiß nichts von der jungen Frau.
Aber der General schien diese Antwort nicht als eine solche gelten lassen zu wollen.
Sie wissen, ich habe es auf das Strengste verboten daß sie jemals wieder Ihr Haus betritt, und ich habe meine Gründe dazu. Kreuz Bataillon! — und jetzt verstecken Sie die ungehorsame, undankbare, sittenlose Person vor meinen Augen!
Ich muß bitten, Herr General, Ihre Ausdrücke zu mäßigen, sagte die Frau, indem sie etwas furchtsam vor dem alten Herrn zurückwich, der mit seinem Krückstock ziemlich ungenirt in der Luft herumfuchtelte. Ihre
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Zitationshilfe: | Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grosse_isidor_1910/107>, abgerufen am 16.07.2024. |