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Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Dann von einem Mädchen vom Lande --

Ja wohl, das Sie beinahe geheirathet hätten, wenn sie nicht schon verlobt gewesen wäre, oder vielmehr, mit der Sie sich verlobt hätten, wenn Sie nicht einen dummen Zank angefangen hätten wegen Romeo und Julia -- wissen Sie noch, Vetterchen? Sie sind doch eigentlich schon in der Jugend unter die Leute gegangen, die einen Zopf tragen, einen ellenlangen Zopf.

Spotten Sie nur, Frau Conrectorin, spotten Sie nur, sagte Isidor mit einem Seufzer. Sehen Sie, das war ewig mein Unglück mitten im Glück -- mein tragischer Punkt. Immer stieß ich auf Andere, auf elende Schranken, auf unglückliche Barrieren, die der freien Entwicklung meines Genius entgegentraten! Der alte Neid der Götter gegen die allzu Glücklichen -- --

Sie sind ein komischer Philosoph, Vetterchen, sagte die Frau Conrectorin, aber wie steht es denn diesmal? Ich dächte, Sie wären noch nicht zu Ende mit Ihrer neuesten romantischen Geschichte.

Doch, ich war zu Ende, in diesem Stadium zu Ende, Frau Conrectorin. Von dem Augenblick an, wo Frau Julia mich hier entdeckte und daraus schließen konnte, daß ich ihre Wohnung, ihren Namen, ihre Familie endlich ausfindig gemacht, ist sie niemals wieder im Stadtpark erschienen.

Aha, sie fürchtet den Verfolger, den Don Juan, sagte die Conrectorin lachend -- nun, gehen Ihnen noch nicht die Augen auf, Vetter?

Dann von einem Mädchen vom Lande —

Ja wohl, das Sie beinahe geheirathet hätten, wenn sie nicht schon verlobt gewesen wäre, oder vielmehr, mit der Sie sich verlobt hätten, wenn Sie nicht einen dummen Zank angefangen hätten wegen Romeo und Julia — wissen Sie noch, Vetterchen? Sie sind doch eigentlich schon in der Jugend unter die Leute gegangen, die einen Zopf tragen, einen ellenlangen Zopf.

Spotten Sie nur, Frau Conrectorin, spotten Sie nur, sagte Isidor mit einem Seufzer. Sehen Sie, das war ewig mein Unglück mitten im Glück — mein tragischer Punkt. Immer stieß ich auf Andere, auf elende Schranken, auf unglückliche Barrieren, die der freien Entwicklung meines Genius entgegentraten! Der alte Neid der Götter gegen die allzu Glücklichen — —

Sie sind ein komischer Philosoph, Vetterchen, sagte die Frau Conrectorin, aber wie steht es denn diesmal? Ich dächte, Sie wären noch nicht zu Ende mit Ihrer neuesten romantischen Geschichte.

Doch, ich war zu Ende, in diesem Stadium zu Ende, Frau Conrectorin. Von dem Augenblick an, wo Frau Julia mich hier entdeckte und daraus schließen konnte, daß ich ihre Wohnung, ihren Namen, ihre Familie endlich ausfindig gemacht, ist sie niemals wieder im Stadtpark erschienen.

Aha, sie fürchtet den Verfolger, den Don Juan, sagte die Conrectorin lachend — nun, gehen Ihnen noch nicht die Augen auf, Vetter?

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[0056] Dann von einem Mädchen vom Lande — Ja wohl, das Sie beinahe geheirathet hätten, wenn sie nicht schon verlobt gewesen wäre, oder vielmehr, mit der Sie sich verlobt hätten, wenn Sie nicht einen dummen Zank angefangen hätten wegen Romeo und Julia — wissen Sie noch, Vetterchen? Sie sind doch eigentlich schon in der Jugend unter die Leute gegangen, die einen Zopf tragen, einen ellenlangen Zopf. Spotten Sie nur, Frau Conrectorin, spotten Sie nur, sagte Isidor mit einem Seufzer. Sehen Sie, das war ewig mein Unglück mitten im Glück — mein tragischer Punkt. Immer stieß ich auf Andere, auf elende Schranken, auf unglückliche Barrieren, die der freien Entwicklung meines Genius entgegentraten! Der alte Neid der Götter gegen die allzu Glücklichen — — Sie sind ein komischer Philosoph, Vetterchen, sagte die Frau Conrectorin, aber wie steht es denn diesmal? Ich dächte, Sie wären noch nicht zu Ende mit Ihrer neuesten romantischen Geschichte. Doch, ich war zu Ende, in diesem Stadium zu Ende, Frau Conrectorin. Von dem Augenblick an, wo Frau Julia mich hier entdeckte und daraus schließen konnte, daß ich ihre Wohnung, ihren Namen, ihre Familie endlich ausfindig gemacht, ist sie niemals wieder im Stadtpark erschienen. Aha, sie fürchtet den Verfolger, den Don Juan, sagte die Conrectorin lachend — nun, gehen Ihnen noch nicht die Augen auf, Vetter?

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:31:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:31:15Z)

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Zitationshilfe: Grosse, Julius: Vetter Isidor. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 103–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grosse_isidor_1910/56>, abgerufen am 04.12.2024.