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Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665.

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Horribilicribrifax
Sempron. Ego sum contentissimus.
Horrib. Harpax, Du solst unterdessen General Tylli seyn.
Setze dich derowegen hier nider. Bildet euch
nun ein/ hir sitze General Tylli, und neben ihm
Feldmarschall Pappenheim, Hora, diamo princi-
pio alla narrativa!
Es wurd deliberiret, ob man
Magdeburg denselben Morgen antasten oder ver-
ziehen solte/ biß unsre Abgeordneten wieder ins
Läger kämen/ Don Arias von Toleto, welcher in
dem übrigen ein hurtiger Cavalier, aber in der-
gleichen actionen troppo ardito: hatte vor mir
geredet/ ich richtete mich con la grandezza mia
superbissima e con meraviglia e tremore di tutti
circonstanti,
auff diese meine Marmörne schenckel/
gab ihm einen unversehenen Blick mit diesen zwey-
en brennenden Carfunckeln/ oder gläntzernden La-
ternen dieses meines fleischlichen Thurms. Die
Frantzosen nennen es une oillade.
Harpax. Jch zittere und bebe über diesem Angesichte!
Horrib. Nachmals als ich sah/ daß ich dem Don Arias ein
Schrecken durch alle Beine gejagt; und sich die gan-
tze Compagnie über mir entsetzete/ wolte ich die
Gemütter etwas sänfftigen/ damit sie mich mit de-
sto grösserer Anmuth hören möchten/ derowegen
prima d'ogn'altro, bacio le ginochia Jhrer Ex-
cellentzen,
des Tylli und des Pappenheims/ come
si conviene.
Nachmals/ inchinai la testa gegen
die umbstehenden Herren/ und sprach also:
Harpax. Herr Semproni! ihr habt schon verlohren! Jhr
werdet diß nimmermehr nachthun.
Horrib. Sintemal Jhre Excellentzeste Excellentze, die
Zeit sehr kurtz/ in dem wir den Feind vor der Stir-
ne haben und eine Etunde/ Minnte/ ja Augenblick
uns die Victorie geben oder nehmen kan; diro an-
cor' io qvalche cosa,
und wil mit wenigem mein
Gemüth entdecken und sagen/ daß ob es wol uns
Cava-
Horribilicribrifax
Sempron. Ego ſum contentiſſimus.
Horrib. Harpax, Du ſolſt unterdeſſen General Tylli ſeyn.
Setze dich derowegen hier nider. Bildet euch
nun ein/ hir ſitze General Tylli, und neben ihm
Feldmarſchall Pappenheim, Hora, diamo princi-
pio alla narrativa!
Es wurd deliberiret, ob man
Magdeburg denſelben Morgen antaſten oder ver-
ziehen ſolte/ biß unſre Abgeordneten wieder ins
Laͤger kaͤmen/ Don Arias von Toleto, welcher in
dem uͤbrigen ein hurtiger Cavalier, aber in der-
gleichen actionen troppo ardito: hatte vor mir
geredet/ ich richtete mich con la grandezza mia
ſuperbiſſima è con meraviglia e tremore di tutti
circonſtanti,
auff dieſe meine Marmoͤrne ſchenckel/
gab ihm einen unverſehenen Blick mit dieſen zwey-
en brennenden Carfunckeln/ oder glaͤntzernden La-
ternen dieſes meines fleiſchlichen Thurms. Die
Frantzoſen nennen es une oillade.
Harpax. Jch zittere und bebe uͤber dieſem Angeſichte!
Horrib. Nachmals als ich ſah/ daß ich dem Don Arias ein
Schrecken duꝛch alle Beine gejagt; und ſich die gan-
tze Compagnie uͤber mir entſetzete/ wolte ich die
Gemuͤtter etwas ſaͤnfftigen/ damit ſie mich mit de-
ſto groͤſſerer Anmuth hoͤren moͤchten/ derowegen
prima d’ogn’altro, bacio le ginochia Jhrer Ex-
cellentzen,
des Tylli und des Pappenheims/ come
ſi conviene.
Nachmals/ inchinai la teſta gegen
die umbſtehenden Herren/ und ſprach alſo:
Harpax. Herr Semproni! ihr habt ſchon verlohren! Jhr
werdet diß nimmermehr nachthun.
Horrib. Sintemal Jhre Excellentzeſte Excellentze, die
Zeit ſehr kurtz/ in dem wir den Feind vor der Stir-
ne haben und eine Etunde/ Minnte/ ja Augenblick
uns die Victorie geben oder nehmen kan; diro an-
cor’ io qvalche coſa,
und wil mit wenigem mein
Gemuͤth entdecken und ſagen/ daß ob es wol uns
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[46/0062] Horribilicribrifax Sempron. Ego ſum contentiſſimus. Horrib. Harpax, Du ſolſt unterdeſſen General Tylli ſeyn. Setze dich derowegen hier nider. Bildet euch nun ein/ hir ſitze General Tylli, und neben ihm Feldmarſchall Pappenheim, Hora, diamo princi- pio alla narrativa! Es wurd deliberiret, ob man Magdeburg denſelben Morgen antaſten oder ver- ziehen ſolte/ biß unſre Abgeordneten wieder ins Laͤger kaͤmen/ Don Arias von Toleto, welcher in dem uͤbrigen ein hurtiger Cavalier, aber in der- gleichen actionen troppo ardito: hatte vor mir geredet/ ich richtete mich con la grandezza mia ſuperbiſſima è con meraviglia e tremore di tutti circonſtanti, auff dieſe meine Marmoͤrne ſchenckel/ gab ihm einen unverſehenen Blick mit dieſen zwey- en brennenden Carfunckeln/ oder glaͤntzernden La- ternen dieſes meines fleiſchlichen Thurms. Die Frantzoſen nennen es une oillade. Harpax. Jch zittere und bebe uͤber dieſem Angeſichte! Horrib. Nachmals als ich ſah/ daß ich dem Don Arias ein Schrecken duꝛch alle Beine gejagt; und ſich die gan- tze Compagnie uͤber mir entſetzete/ wolte ich die Gemuͤtter etwas ſaͤnfftigen/ damit ſie mich mit de- ſto groͤſſerer Anmuth hoͤren moͤchten/ derowegen prima d’ogn’altro, bacio le ginochia Jhrer Ex- cellentzen, des Tylli und des Pappenheims/ come ſi conviene. Nachmals/ inchinai la teſta gegen die umbſtehenden Herren/ und ſprach alſo: Harpax. Herr Semproni! ihr habt ſchon verlohren! Jhr werdet diß nimmermehr nachthun. Horrib. Sintemal Jhre Excellentzeſte Excellentze, die Zeit ſehr kurtz/ in dem wir den Feind vor der Stir- ne haben und eine Etunde/ Minnte/ ja Augenblick uns die Victorie geben oder nehmen kan; diro an- cor’ io qvalche coſa, und wil mit wenigem mein Gemuͤth entdecken und ſagen/ daß ob es wol uns Cava-

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Horribilicribrifax. Breslau, 1665, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_horribilicribrifax_1663/62>, abgerufen am 24.11.2024.