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Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

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Sterbender
Papinian. Eur beyder Lebens-Schiff/ eilt an das libe Land/
Und darff nicht vilmehr dinst. Vergönnt daß Jch die Hand/
(Weil es deß Himmels Schluß) dem Ruder was entzihe;
140.Vergönnt daß Jch dem Sturm der ankommt/ schnell entflihe.
Hostilius. O Dinst! O Schiff! O Sturm! O Schiffbruch
an dem Land!
Eugenia. O wer gibt meiner Asch' ein leichtes Häufflein
Sand!
Papinian. Geduld und Tugend kan ein ewig Grabmal stifften.
Eugenia. Wie wird mir? Jrr ich schon in Leichen-vollen
Grüfften?
145.
Hostilius. Ja freilich bin Jch schon ein leben-loser Leib/
Der Freunde Furcht und Angst! der Feinde Zeit vertreib!
Deß Käysers Haß und Schimpff!
Papinian. Nun Vater!
Er betrachte;
Vor wehn Jhn Reich und Volck und Rom und Nach-Welt
achte!
Gebt Römscher Rath-Herr! gebt nicht zarten Schmertzen
nach!
150.Ein steiler Felsen steht/ ob schon die schnelle Bach
Hell rauschend umb Jhn scheust.
Eugenie bedencket
Daß Euch durch meine Schmach stets blühend Lob geschencket!
Entweicht! man fodert uns! verschmertzt was euch betrübt!
Der zagt vor keiner Angst der Recht und Götter libt.
155.Was bringt der Haubtmann vor?
Haubtmann. Der Käyser
hat befohlen/
Durchlauchter/ alsobald Jhn in den Rath zu holen.
Papinian. Jch komm. Haubtmann. Ach werther Held! Er
nehme sich in acht!
Papinian. Jch thu's! und bin auff mein/ und's Käysers
Heil bedacht.
Haubtmann. Man sagt: es sey sein Ambt schon andern
übergeben.
160.
Papinian. Es wird ein ander kaum nach meinen Sitten leben.
Mein Nachsaß (glaubt es fest! die Seele gibt mirs ein!)
Wird thöricht: oder bald mein ernster Rächer seyn.
Bassianus.
Sterbender
Papinian. Eur beyder Lebens-Schiff/ eilt an das libe Land/
Und darff nicht vilmehr dinſt. Vergoͤnnt daß Jch die Hand/
(Weil es deß Himmels Schluß) dem Ruder was entzihe;
140.Vergoͤnnt daß Jch dem Sturm der ankom̃t/ ſchnell entflihe.
Hoſtilius. O Dinſt! O Schiff! O Sturm! O Schiffbruch
an dem Land!
Eugenia. O wer gibt meiner Aſch’ ein leichtes Haͤufflein
Sand!
Papinian. Geduld und Tugend kan ein ewig Grabmal ſtifften.
Eugenia. Wie wird mir? Jrr ich ſchon in Leichen-vollen
Gruͤfften?
145.
Hoſtilius. Ja freilich bin Jch ſchon ein leben-loſer Leib/
Der Freunde Furcht und Angſt! der Feinde Zeit vertreib!
Deß Kaͤyſers Haß und Schimpff!
Papinian. Nun Vater!
Er betrachte;
Vor wehn Jhn Reich und Volck und Rom und Nach-Welt
achte!
Gebt Roͤmſcher Rath-Herꝛ! gebt nicht zarten Schmertzen
nach!
150.Ein ſteiler Felſen ſteht/ ob ſchon die ſchnelle Bach
Hell rauſchend umb Jhn ſcheuſt.
Eugenie bedencket
Daß Euch durch meine Schmach ſtets bluͤhend Lob geſchencket!
Entweicht! man fodert uns! verſchmertzt was euch betruͤbt!
Der zagt vor keiner Angſt der Recht und Goͤtter libt.
155.Was bringt der Haubtmann vor?
Haubtmann. Der Kaͤyſer
hat befohlen/
Durchlauchter/ alſobald Jhn in den Rath zu holen.
Papinian. Jch kom̃. Haubtmann. Ach werther Held! Er
nehme ſich in acht!
Papinian. Jch thu’s! und bin auff mein/ und’s Kaͤyſers
Heil bedacht.
Haubtmann. Man ſagt: es ſey ſein Ambt ſchon andern
uͤbergeben.
160.
Papinian. Es wird ein ander kaum nach meinen Sitten leben.
Mein Nachſaß (glaubt es feſt! die Seele gibt mirs ein!)
Wird thoͤricht: oder bald mein ernſter Raͤcher ſeyn.
Basſianus.
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[0110] Sterbender Papinian. Eur beyder Lebens-Schiff/ eilt an das libe Land/ Und darff nicht vilmehr dinſt. Vergoͤnnt daß Jch die Hand/ (Weil es deß Himmels Schluß) dem Ruder was entzihe; Vergoͤnnt daß Jch dem Sturm der ankom̃t/ ſchnell entflihe. Hoſtilius. O Dinſt! O Schiff! O Sturm! O Schiffbruch an dem Land! Eugenia. O wer gibt meiner Aſch’ ein leichtes Haͤufflein Sand! Papinian. Geduld und Tugend kan ein ewig Grabmal ſtifften. Eugenia. Wie wird mir? Jrr ich ſchon in Leichen-vollen Gruͤfften? Hoſtilius. Ja freilich bin Jch ſchon ein leben-loſer Leib/ Der Freunde Furcht und Angſt! der Feinde Zeit vertreib! Deß Kaͤyſers Haß und Schimpff! Papinian. Nun Vater! Er betrachte; Vor wehn Jhn Reich und Volck und Rom und Nach-Welt achte! Gebt Roͤmſcher Rath-Herꝛ! gebt nicht zarten Schmertzen nach! Ein ſteiler Felſen ſteht/ ob ſchon die ſchnelle Bach Hell rauſchend umb Jhn ſcheuſt. Eugenie bedencket Daß Euch durch meine Schmach ſtets bluͤhend Lob geſchencket! Entweicht! man fodert uns! verſchmertzt was euch betruͤbt! Der zagt vor keiner Angſt der Recht und Goͤtter libt. Was bringt der Haubtmann vor? Haubtmann. Der Kaͤyſer hat befohlen/ Durchlauchter/ alſobald Jhn in den Rath zu holen. Papinian. Jch kom̃. Haubtmann. Ach werther Held! Er nehme ſich in acht! Papinian. Jch thu’s! und bin auff mein/ und’s Kaͤyſers Heil bedacht. Haubtmann. Man ſagt: es ſey ſein Ambt ſchon andern uͤbergeben. Papinian. Es wird ein ander kaum nach meinen Sitten leben. Mein Nachſaß (glaubt es feſt! die Seele gibt mirs ein!) Wird thoͤricht: oder bald mein ernſter Raͤcher ſeyn. Basſianus.

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/110>, abgerufen am 29.11.2024.