Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite
PAPINIANUS.
Bassianus. Papinianus. Sein Sohn. Die
Auffwärter deß Käysers.
Papiniani Diner.
Die Schergen mit den Welle-
Beilen.
Bassian. Wir sind/ Papinian, auff die Geheimnüß kommen!
Die Nebel-Kapp' entfällt/ weil was Er vorgenommen;
165.So hell als Phoebus stralt/ vor aller Augen ligt.
Was ists daß man uns stets mit Worten eingewigt?
Daß man so steiff auff Recht und Heilikeit kan pochen?
Wenn man verschworne Trew leichtsinnig hat gebrochen?
Papinian. Mir kommt was Antonin vor Sonnen-klar
außgibt:
170.Noch zimlich dunckel vor. Wer reine Tugend libt:
Bricht weder Trew noch Eyd und achtet kein verklagen/
Dafern Er hinderrücks wird gifftig angetragen.
Bassian. Was noth/ daß man die Sach' als frembd' ins
ferne stöst:
Wenn der verdeckte Grund der Sinnen schon entblöst?
175.Kennt man die Häubter nicht die sich auff uns verschworen?
Und Getam zu dem Thron durch unsern Tod erkoren?
Papinian. Es sey auch wie es sey! hir ist mir nichts bekant.
Bassian. Bot nicht Papinian Jhm selbst Rath/ Hülff und
Hand?
Wie steht Er so verwirrt? So starrend? Was zu schlissen?
180.Schaut an! Jhn überweist sein überzeugt Gewissen!
Papinian. Jch starr! und bin verwirrt/ ob diser neuen List!
Frey aller Schand und Schuld! Komm wer du Kläger bist!
Komm wer du zeugen kanst! entdecke mein Verbrechen!
Trit vor/ der du mich wilst ob solcher That besprechen!
185.Wer ists mit dem Jch je auff solche Sprünge kam?
Den Jch bereden könt' und in den Bund annam?
Mein Fürst! Jch bitt umb Recht! bin Jch zu überweisen;
So fall Jch willigst hin. Man brauche Stahl und Eisen/
Und
F ij
PAPINIANUS.
Basſianus. Papinianus. Sein Sohn. Die
Auffwaͤrter deß Kaͤyſers.
Papiniani Diner.
Die Schergen mit den Welle-
Beilen.
Basſian. Wir ſind/ Papinian, auff die Geheimnuͤß kom̃en!
Die Nebel-Kapp’ entfaͤllt/ weil was Er vorgenommen;
165.So hell als Phœbus ſtralt/ vor aller Augen ligt.
Was iſts daß man uns ſtets mit Worten eingewigt?
Daß man ſo ſteiff auff Recht und Heilikeit kan pochen?
Wenn man verſchworne Trew leichtſinnig hat gebrochen?
Papinian. Mir kom̃t was Antonin vor Sonnen-klar
außgibt:
170.Noch zimlich dunckel vor. Wer reine Tugend libt:
Bricht weder Trew noch Eyd und achtet kein verklagen/
Dafern Er hinderruͤcks wird gifftig angetragen.
Basſian. Was noth/ daß man die Sach’ als frembd’ ins
ferne ſtoͤſt:
Wenn der verdeckte Grund der Sinnen ſchon entbloͤſt?
175.Kennt man die Haͤubter nicht die ſich auff uns verſchworen?
Und Getam zu dem Thron durch unſern Tod erkoren?
Papinian. Es ſey auch wie es ſey! hir iſt mir nichts bekant.
Basſian. Bot nicht Papinian Jhm ſelbſt Rath/ Huͤlff und
Hand?
Wie ſteht Er ſo verwirrt? So ſtarrend? Was zu ſchliſſen?
180.Schaut an! Jhn uͤberweiſt ſein uͤberzeugt Gewiſſen!
Papinian. Jch ſtarr! und bin verwirrt/ ob diſer neuen Liſt!
Frey aller Schand und Schuld! Kom̃ wer du Klaͤger biſt!
Kom̃ wer du zeugen kanſt! entdecke mein Verbrechen!
Trit vor/ der du mich wilſt ob ſolcher That beſprechen!
185.Wer iſts mit dem Jch je auff ſolche Spruͤnge kam?
Den Jch bereden koͤnt’ und in den Bund annam?
Mein Fuͤrſt! Jch bitt umb Recht! bin Jch zu uͤberweiſen;
So fall Jch willigſt hin. Man brauche Stahl und Eiſen/
Und
F ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0111"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">PAPINIANUS.</hi> </hi> </fw><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ianus. Papinianus.</hi> <hi rendition="#fr">Sein Sohn. Die<lb/>
Auffwa&#x0364;rter deß Ka&#x0364;y&#x017F;ers.</hi> <hi rendition="#aq">Papiniani</hi> <hi rendition="#fr">Diner.<lb/>
Die Schergen mit den Welle-<lb/>
Beilen.</hi> </hi> </stage><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Wir &#x017F;ind/ <hi rendition="#aq">Papinian,</hi> auff die Geheimnu&#x0364;ß kom&#x0303;en!<lb/>
Die Nebel-Kapp&#x2019; entfa&#x0364;llt/ weil was Er vorgenommen;<lb/><note place="left">165.</note>So hell als <hi rendition="#aq">Ph&#x0153;bus</hi> &#x017F;tralt/ vor aller Augen ligt.<lb/>
Was i&#x017F;ts daß man uns &#x017F;tets mit Worten eingewigt?<lb/>
Daß man &#x017F;o &#x017F;teiff auff Recht und Heilikeit kan pochen?<lb/>
Wenn man ver&#x017F;chworne Trew leicht&#x017F;innig hat gebrochen?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MPP">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker>
            <p>Mir kom&#x0303;t was <hi rendition="#aq">Antonin</hi> vor Sonnen-klar<lb/><hi rendition="#et">außgibt:</hi><lb/><note place="left">170.</note>Noch zimlich dunckel vor. Wer reine Tugend libt:<lb/>
Bricht weder Trew noch Eyd und achtet kein verklagen/<lb/>
Dafern Er hinderru&#x0364;cks wird gifftig angetragen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Was noth/ daß man die Sach&#x2019; als frembd&#x2019; ins<lb/><hi rendition="#et">ferne &#x017F;to&#x0364;&#x017F;t:</hi><lb/>
Wenn der verdeckte Grund der Sinnen &#x017F;chon entblo&#x0364;&#x017F;t?<lb/><note place="left">175.</note>Kennt man die Ha&#x0364;ubter nicht die &#x017F;ich auff uns ver&#x017F;chworen?<lb/><hi rendition="#fr">U</hi>nd <hi rendition="#aq">Getam</hi> zu dem Thron durch un&#x017F;ern Tod erkoren?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MPP">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker>
            <p>Es &#x017F;ey auch wie es &#x017F;ey! hir i&#x017F;t mir nichts bekant.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ABC">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Bas&#x017F;ian.</hi> </speaker>
            <p>Bot nicht <hi rendition="#aq">Papinian</hi> Jhm &#x017F;elb&#x017F;t Rath/ Hu&#x0364;lff und<lb/><hi rendition="#et">Hand?</hi><lb/>
Wie &#x017F;teht Er &#x017F;o verwirrt? So &#x017F;tarrend? Was zu &#x017F;chli&#x017F;&#x017F;en?<lb/><note place="left">180.</note>Schaut an! Jhn u&#x0364;berwei&#x017F;t &#x017F;ein u&#x0364;berzeugt Gewi&#x017F;&#x017F;en!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MPP">
            <speaker> <hi rendition="#aq">Papinian.</hi> </speaker>
            <p>Jch &#x017F;tarr! und bin verwirrt/ ob di&#x017F;er neuen Li&#x017F;t!<lb/>
Frey aller Schand und Schuld! Kom&#x0303; wer du Kla&#x0364;ger bi&#x017F;t!<lb/>
Kom&#x0303; wer du zeugen kan&#x017F;t! entdecke mein Verbrechen!<lb/>
Trit vor/ der du mich wil&#x017F;t ob &#x017F;olcher That be&#x017F;prechen!<lb/><note place="left">185.</note>Wer i&#x017F;ts mit dem Jch je auff &#x017F;olche Spru&#x0364;nge kam?<lb/>
Den Jch bereden ko&#x0364;nt&#x2019; und in den Bund annam?<lb/>
Mein Fu&#x0364;r&#x017F;t! Jch bitt umb Recht! bin Jch zu u&#x0364;berwei&#x017F;en;<lb/>
So fall Jch willig&#x017F;t hin. Man brauche Stahl und Ei&#x017F;en/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F ij</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">U</hi>nd</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0111] PAPINIANUS. Basſianus. Papinianus. Sein Sohn. Die Auffwaͤrter deß Kaͤyſers. Papiniani Diner. Die Schergen mit den Welle- Beilen. Basſian. Wir ſind/ Papinian, auff die Geheimnuͤß kom̃en! Die Nebel-Kapp’ entfaͤllt/ weil was Er vorgenommen; So hell als Phœbus ſtralt/ vor aller Augen ligt. Was iſts daß man uns ſtets mit Worten eingewigt? Daß man ſo ſteiff auff Recht und Heilikeit kan pochen? Wenn man verſchworne Trew leichtſinnig hat gebrochen? Papinian. Mir kom̃t was Antonin vor Sonnen-klar außgibt: Noch zimlich dunckel vor. Wer reine Tugend libt: Bricht weder Trew noch Eyd und achtet kein verklagen/ Dafern Er hinderruͤcks wird gifftig angetragen. Basſian. Was noth/ daß man die Sach’ als frembd’ ins ferne ſtoͤſt: Wenn der verdeckte Grund der Sinnen ſchon entbloͤſt? Kennt man die Haͤubter nicht die ſich auff uns verſchworen? Und Getam zu dem Thron durch unſern Tod erkoren? Papinian. Es ſey auch wie es ſey! hir iſt mir nichts bekant. Basſian. Bot nicht Papinian Jhm ſelbſt Rath/ Huͤlff und Hand? Wie ſteht Er ſo verwirrt? So ſtarrend? Was zu ſchliſſen? Schaut an! Jhn uͤberweiſt ſein uͤberzeugt Gewiſſen! Papinian. Jch ſtarr! und bin verwirrt/ ob diſer neuen Liſt! Frey aller Schand und Schuld! Kom̃ wer du Klaͤger biſt! Kom̃ wer du zeugen kanſt! entdecke mein Verbrechen! Trit vor/ der du mich wilſt ob ſolcher That beſprechen! Wer iſts mit dem Jch je auff ſolche Spruͤnge kam? Den Jch bereden koͤnt’ und in den Bund annam? Mein Fuͤrſt! Jch bitt umb Recht! bin Jch zu uͤberweiſen; So fall Jch willigſt hin. Man brauche Stahl und Eiſen/ Und F ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/111
Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/111>, abgerufen am 18.05.2024.