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Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

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Sterbender
Und was gerechtes Recht auff Ertz-Verräther setzt.
190.Wofern Verläumbdnng sich mit diser Schmach ergetzt;
So richt auch/ wer sich stets vor meinen Feind erkläret/
Und sprech ein Urtheil auß. Was jrr ich? Man beschweret
Mein' über-reine Seel auß Neid/ mit diser Schuld/
Damit man meinen Tod beschöne! Nur Geduld!
195.Die Welt ist nicht so blind/ noch so verführter Sinnen;
Daß sie durch solche Träum' und Mährlin zu gewinnen.
Glaubt es der Käyser wol/ (wie hoch er auch erhitzt)
Daß sich Papinian mit solcher Schmach beschmitzt?
Bassian. Die Sach' erlaubt uns nicht ein lang Gericht zu
hegen.
200.
Papinian kan leicht die Klage widerlegen:
Wenn Er mit erster Trew deß Käysers Schluß außführt.
Was sind vil Worte noth wo man die Wercke spürt?
Fragt Er; ob Antonin Jhn ob der That verdencke?
Wir fragen: Ob Er uns mit Ungehorsam kräncke?
205.Doch glimmt die Libe noch in seines Fürsten Brust.
Da Jhm Papinian der schnöden That bewust:
So glaub Er wir verzeihn: Er bitt uns nur die Hände;
Und baw auff erste Pflicht ein wol-gewüntschtes Ende.
Dafern er sonder Schuld; warumb sich widersetzt?
210.Und durch hartneckicht seyn deß Fürsten Macht verletzt?
Papinian. Jhr Götter die Jhr jtzt/ und wenn wir nun ent-
schlaffen/
Die vorgesetzte Lust/ und wol-verdinte Straffen/
Ohn jrren zuerkennt/ die niemand trügen kan;
Jch ruff euch auff diß Haubt zu Zeug-und Richtern an!
215.Gönnt/ wo Jch ursach je zu disem Wahn gegeben:
Mir nimmer Rast noch Ruh! es schwerme nach dem Leben
Mein hart-beklämmter Geist durch dicker Nächte Lufft!
Und wimmer/ seufftz' und heul' umb meine Todten-grufft!
Der Fürst verzeihe dem/ der was Jch nie verrichtet/
220.Der was Jch nie gedacht; mir Gottlos angedichtet.
Mir seh er keine Schuld/ list noch verbrechen nach;
Weil wider Jhn mein Hertz mit Vorsatz nichts verbrach.
Jsts
Sterbender
Und was gerechtes Recht auff Ertz-Verraͤther ſetzt.
190.Wofern Verlaͤumbdnng ſich mit diſer Schmach ergetzt;
So richt auch/ wer ſich ſtets vor meinen Feind erklaͤret/
Und ſprech ein Urtheil auß. Was jrr ich? Man beſchweret
Mein’ uͤber-reine Seel auß Neid/ mit diſer Schuld/
Damit man meinen Tod beſchoͤne! Nur Geduld!
195.Die Welt iſt nicht ſo blind/ noch ſo verfuͤhrter Sinnen;
Daß ſie durch ſolche Traͤum’ und Maͤhrlin zu gewinnen.
Glaubt es der Kaͤyſer wol/ (wie hoch er auch erhitzt)
Daß ſich Papinian mit ſolcher Schmach beſchmitzt?
Basſian. Die Sach’ erlaubt uns nicht ein lang Gericht zu
hegen.
200.
Papinian kan leicht die Klage widerlegen:
Wenn Er mit erſter Trew deß Kaͤyſers Schluß außfuͤhrt.
Was ſind vil Worte noth wo man die Wercke ſpuͤrt?
Fragt Er; ob Antonin Jhn ob der That verdencke?
Wir fragen: Ob Er uns mit Ungehorſam kraͤncke?
205.Doch glim̃t die Libe noch in ſeines Fuͤrſten Bruſt.
Da Jhm Papinian der ſchnoͤden That bewuſt:
So glaub Er wir verzeihn: Er bitt uns nur die Haͤnde;
Und baw auff erſte Pflicht ein wol-gewuͤntſchtes Ende.
Dafern er ſonder Schuld; warumb ſich widerſetzt?
210.Und durch hartneckicht ſeyn deß Fuͤrſten Macht verletzt?
Papinian. Jhr Goͤtter die Jhr jtzt/ und wenn wir nun ent-
ſchlaffen/
Die vorgeſetzte Luſt/ und wol-verdinte Straffen/
Ohn jrren zuerkennt/ die niemand truͤgen kan;
Jch ruff euch auff diß Haubt zu Zeug-und Richtern an!
215.Goͤnnt/ wo Jch urſach je zu diſem Wahn gegeben:
Mir nimmer Raſt noch Ruh! es ſchwerme nach dem Leben
Mein hart-beklaͤm̃ter Geiſt durch dicker Naͤchte Lufft!
Und wimmer/ ſeufftz’ und heul’ umb meine Todten-grufft!
Der Fuͤrſt verzeihe dem/ der was Jch nie verrichtet/
220.Der was Jch nie gedacht; mir Gottlos angedichtet.
Mir ſeh er keine Schuld/ liſt noch verbrechen nach;
Weil wider Jhn mein Hertz mit Vorſatz nichts verbrach.
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[0112] Sterbender Und was gerechtes Recht auff Ertz-Verraͤther ſetzt. Wofern Verlaͤumbdnng ſich mit diſer Schmach ergetzt; So richt auch/ wer ſich ſtets vor meinen Feind erklaͤret/ Und ſprech ein Urtheil auß. Was jrr ich? Man beſchweret Mein’ uͤber-reine Seel auß Neid/ mit diſer Schuld/ Damit man meinen Tod beſchoͤne! Nur Geduld! Die Welt iſt nicht ſo blind/ noch ſo verfuͤhrter Sinnen; Daß ſie durch ſolche Traͤum’ und Maͤhrlin zu gewinnen. Glaubt es der Kaͤyſer wol/ (wie hoch er auch erhitzt) Daß ſich Papinian mit ſolcher Schmach beſchmitzt? Basſian. Die Sach’ erlaubt uns nicht ein lang Gericht zu hegen. Papinian kan leicht die Klage widerlegen: Wenn Er mit erſter Trew deß Kaͤyſers Schluß außfuͤhrt. Was ſind vil Worte noth wo man die Wercke ſpuͤrt? Fragt Er; ob Antonin Jhn ob der That verdencke? Wir fragen: Ob Er uns mit Ungehorſam kraͤncke? Doch glim̃t die Libe noch in ſeines Fuͤrſten Bruſt. Da Jhm Papinian der ſchnoͤden That bewuſt: So glaub Er wir verzeihn: Er bitt uns nur die Haͤnde; Und baw auff erſte Pflicht ein wol-gewuͤntſchtes Ende. Dafern er ſonder Schuld; warumb ſich widerſetzt? Und durch hartneckicht ſeyn deß Fuͤrſten Macht verletzt? Papinian. Jhr Goͤtter die Jhr jtzt/ und wenn wir nun ent- ſchlaffen/ Die vorgeſetzte Luſt/ und wol-verdinte Straffen/ Ohn jrren zuerkennt/ die niemand truͤgen kan; Jch ruff euch auff diß Haubt zu Zeug-und Richtern an! Goͤnnt/ wo Jch urſach je zu diſem Wahn gegeben: Mir nimmer Raſt noch Ruh! es ſchwerme nach dem Leben Mein hart-beklaͤm̃ter Geiſt durch dicker Naͤchte Lufft! Und wimmer/ ſeufftz’ und heul’ umb meine Todten-grufft! Der Fuͤrſt verzeihe dem/ der was Jch nie verrichtet/ Der was Jch nie gedacht; mir Gottlos angedichtet. Mir ſeh er keine Schuld/ liſt noch verbrechen nach; Weil wider Jhn mein Hertz mit Vorſatz nichts verbrach. Jſts

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/112>, abgerufen am 29.11.2024.