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Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659.

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PAPINIANUS.
Vor Eure Schnur/ jtzt Stab. Kommt außerkorne Frauen!
Freundinnen/ den nicht kan vor unserm Jammer grauen.
Umbgebt diß vorhin hoch-jtzt tiff-gestürtzte-Paar!
Kommt! rettet neben mir so vil von einer Baar!
395.
Reyen. Last uns zu allererst deß Fürsten Mutter grüssen!
Sie komm' und knie mit uns zu deß erzürnten Füssen.
Kein grosses Hertz/ das selbst ein rauer Unmut nagt;
Hat Beystand/ dem der bat/ in letzter Roth versagt/
Papinian. Reiß Erden! Himmel kracht! raast Zwirbel-wind
1. Diner. und sauset!
400.Jhr steile Klippen springt! getrotzte Wellen brauset!
Führ Suden mich von hir wo unerhörte Kält;
Dem Nachruff Gra atz und Zil was außzubreiten stellt!
Jagt Norden! jagt mich fort/ wo Jhm der Weg verrigelt/
Und durch entsteckte Glutt/ der Sonnen gantz versigelt!
405.Doch ach! wo wüntsch Jch hin! der Schrecken-volle Tag!
Die Jammer-schwangre Nacht bebt vor dem Donner-Schlag!
Plautia. Ach Götter! ach was ists! ach Himmel ists ge-
schehen
Wo ist Papinian?
1. Diner. Man wird Jhn stracks hir sehen
Reyen. Sag an! was klagst du denn? Was bringst du
schrecklichs vor!
410.
Plautia. Wo ist mein Herr und Kind?
1. Diner. Nicht
fern! nah an dem Thor!
* Schaut an die treue Schaar bringt sie herein getragen.
Doch beyden/ leider! sind die Haubter abgeschlagen!
Durch
* Beyds Leichen werden auff zweyen Traur-Betten von
Papiniani Dinern auff den Schaw-Platz getragen/
und einander gegenüber gestellet.
Plautia redet nichts
ferner/ sondern gehet höchst-traurig von einer Lei-
chen zu der andern/ küsset zuweilen die Häubter und
Hände biß Sie zuletzt auff
Papiniani Leichnam
ohnmächtig sincket/ und durch jhre Stadt-Jungfern
den Leichen nachgetragen wird.
PAPINIANUS.
Vor Eure Schnur/ jtzt Stab. Kom̃t außerkorne Frauen!
Freundinnen/ den nicht kan vor unſerm Jammer grauen.
Umbgebt diß vorhin hoch-jtzt tiff-geſtuͤrtzte-Paar!
Kom̃t! rettet neben mir ſo vil von einer Baar!
395.
Reyen. Laſt uns zu allererſt deß Fuͤrſten Mutter gruͤſſen!
Sie komm’ und knie mit uns zu deß erzuͤrnten Fuͤſſen.
Kein groſſes Hertz/ das ſelbſt ein rauer Unmut nagt;
Hat Beyſtand/ dem der bat/ in letzter Roth verſagt/
Papinian. Reiß Erden! Himmel kracht! raaſt Zwirbel-wind
1. Diner. und ſauſet!
400.Jhr ſteile Klippen ſpringt! getrotzte Wellen brauſet!
Fuͤhr Suden mich von hir wo unerhoͤrte Kaͤlt;
Dem Nachruff Gra atz und Zil was außzubreiten ſtellt!
Jagt Norden! jagt mich fort/ wo Jhm der Weg verrigelt/
Und durch entſteckte Glutt/ der Sonnen gantz verſigelt!
405.Doch ach! wo wuͤntſch Jch hin! der Schrecken-volle Tag!
Die Jammer-ſchwangre Nacht bebt vor dem Donner-Schlag!
Plautia. Ach Goͤtter! ach was iſts! ach Himmel iſts ge-
ſchehen
Wo iſt Papinian?
1. Diner. Man wird Jhn ſtracks hir ſehen
Reyen. Sag an! was klagſt du denn? Was bringſt du
ſchrecklichs vor!
410.
Plautia. Wo iſt mein Herꝛ und Kind?
1. Diner. Nicht
fern! nah an dem Thor!
* Schaut an die treue Schaar bringt ſie herein getragen.
Doch beyden/ leider! ſind die Haubter abgeſchlagen!
Durch
* Beyds Leichen werden auff zweyen Traur-Betten von
Papiniani Dinern auff den Schaw-Platz getragen/
und einander gegenuͤber geſtellet.
Plautia redet nichts
ferner/ ſondern gehet hoͤchſt-traurig von einer Lei-
chen zu der andern/ kuͤſſet zuweilen die Haͤubter und
Haͤnde biß Sie zuletzt auff
Papiniani Leichnam
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den Leichen nachgetragen wird.
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[0119] PAPINIANUS. Vor Eure Schnur/ jtzt Stab. Kom̃t außerkorne Frauen! Freundinnen/ den nicht kan vor unſerm Jammer grauen. Umbgebt diß vorhin hoch-jtzt tiff-geſtuͤrtzte-Paar! Kom̃t! rettet neben mir ſo vil von einer Baar! Reyen. Laſt uns zu allererſt deß Fuͤrſten Mutter gruͤſſen! Sie komm’ und knie mit uns zu deß erzuͤrnten Fuͤſſen. Kein groſſes Hertz/ das ſelbſt ein rauer Unmut nagt; Hat Beyſtand/ dem der bat/ in letzter Roth verſagt/ Papinian. Reiß Erden! Himmel kracht! raaſt Zwirbel-wind 1. Diner. und ſauſet! Jhr ſteile Klippen ſpringt! getrotzte Wellen brauſet! Fuͤhr Suden mich von hir wo unerhoͤrte Kaͤlt; Dem Nachruff Gra atz und Zil was außzubreiten ſtellt! Jagt Norden! jagt mich fort/ wo Jhm der Weg verrigelt/ Und durch entſteckte Glutt/ der Sonnen gantz verſigelt! Doch ach! wo wuͤntſch Jch hin! der Schrecken-volle Tag! Die Jammer-ſchwangre Nacht bebt vor dem Donner-Schlag! Plautia. Ach Goͤtter! ach was iſts! ach Himmel iſts ge- ſchehen Wo iſt Papinian? 1. Diner. Man wird Jhn ſtracks hir ſehen Reyen. Sag an! was klagſt du denn? Was bringſt du ſchrecklichs vor! Plautia. Wo iſt mein Herꝛ und Kind? 1. Diner. Nicht fern! nah an dem Thor! * Schaut an die treue Schaar bringt ſie herein getragen. Doch beyden/ leider! ſind die Haubter abgeſchlagen! Durch * Beyds Leichen werden auff zweyen Traur-Betten von Papiniani Dinern auff den Schaw-Platz getragen/ und einander gegenuͤber geſtellet. Plautia redet nichts ferner/ ſondern gehet hoͤchſt-traurig von einer Lei- chen zu der andern/ kuͤſſet zuweilen die Haͤubter und Haͤnde biß Sie zuletzt auff Papiniani Leichnam ohnmaͤchtig ſincket/ und durch jhre Stadt-Jungfern den Leichen nachgetragen wird.

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Zitationshilfe: Gryphius, Andreas: Großmüttiger Rechts-Gelehrter/ Oder Sterbender Æmilius Paulus Papinianus. Breslau, 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gryphius_rechtsgelehrter_1659/119>, abgerufen am 18.05.2024.