Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.Von den Familienangelegenheiten d. Regenten. verain ist, so lassen sich die übrigen gewönlich die Ein-richtung gefallen, welche iene, ihrer Grundverfassung nach, deshalb zu machen für gut findet b]. Aus beson- dern Staatsursachen suchen iedoch andere Nazionen zu- weilen eine Heirath zu hintertreiben c], und lassen sich z. B. versprechen, daß eine Prinzessin etc. sich nicht an- ders, als an ein gewisses Haus verheirathe d], oder gewisse Personen nicht zu Gemalen wähle e]. Ausser- dem haben auch die Souverains Freiheit, ihre Prin- zessinnen zu verheirathen an wen sie wollen, und kön- nen daher nicht gezwungen werden, sie einem Prinzen zu geben, der sie verlangt f], und eben so wenig kann derienige, dem sie abgeschlagen wird, solches als Be- leidigung oder Ursach zum Krieg ansehn g]. Die Zu- rückschickung einer Braut hält man ebenfals für Belei- digung h]. Vormals maßten die Päpste, unter dem Schein der Dispensation etc. sich mancherley Rechte in Ehesachen an, und hatten dadurch, wegen der Hin- dernisse, die sie in Weg setzten, zugleich einen beträcht- lichen Einflus in die Erbfolge i]. In Ansehung der Titulaturen, des Ranges und a] Mosers erste Grundlehren S. 51. Dessen Versuch 1. Th. S. 306. b] Mosers erste Grundlehren a. a. O. vergl. Fr. Chr. Wilh. von Steck Abhandl. vom dem Gemal einer Königin. Berlin 1777. 8. Von den Familienangelegenheiten d. Regenten. verain iſt, ſo laſſen ſich die uͤbrigen gewoͤnlich die Ein-richtung gefallen, welche iene, ihrer Grundverfaſſung nach, deshalb zu machen fuͤr gut findet b]. Aus beſon- dern Staatsurſachen ſuchen iedoch andere Nazionen zu- weilen eine Heirath zu hintertreiben c], und laſſen ſich z. B. verſprechen, daß eine Prinzeſſin ꝛc. ſich nicht an- ders, als an ein gewiſſes Haus verheirathe d], oder gewiſſe Perſonen nicht zu Gemalen waͤhle e]. Auſſer- dem haben auch die Souverains Freiheit, ihre Prin- zeſſinnen zu verheirathen an wen ſie wollen, und koͤn- nen daher nicht gezwungen werden, ſie einem Prinzen zu geben, der ſie verlangt f], und eben ſo wenig kann derienige, dem ſie abgeſchlagen wird, ſolches als Be- leidigung oder Urſach zum Krieg anſehn g]. Die Zu- ruͤckſchickung einer Braut haͤlt man ebenfals fuͤr Belei- digung h]. Vormals maßten die Paͤpſte, unter dem Schein der Diſpenſation ꝛc. ſich mancherley Rechte in Eheſachen an, und hatten dadurch, wegen der Hin- derniſſe, die ſie in Weg ſetzten, zugleich einen betraͤcht- lichen Einflus in die Erbfolge i]. In Anſehung der Titulaturen, des Ranges und a] Moſers erſte Grundlehren S. 51. Deſſen Verſuch 1. Th. S. 306. b] Moſers erſte Grundlehren a. a. O. vergl. Fr. Chr. Wilh. von Steck Abhandl. vom dem Gemal einer Koͤnigin. Berlin 1777. 8. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0498" n="484"/><fw place="top" type="header">Von den Familienangelegenheiten d. Regenten.</fw><lb/> verain iſt, ſo laſſen ſich die uͤbrigen gewoͤnlich die Ein-<lb/> richtung gefallen, welche iene, ihrer Grundverfaſſung<lb/> nach, deshalb zu machen fuͤr gut findet <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">b</hi></hi>]. Aus beſon-<lb/> dern Staatsurſachen ſuchen iedoch andere Nazionen zu-<lb/> weilen eine Heirath zu hintertreiben <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">c</hi></hi>], und laſſen ſich<lb/> z. B. verſprechen, daß eine Prinzeſſin ꝛc. ſich nicht an-<lb/> ders, als an ein gewiſſes Haus verheirathe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">d</hi></hi>], oder<lb/> gewiſſe Perſonen nicht zu Gemalen waͤhle <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">e</hi></hi>]. 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Von den Familienangelegenheiten d. Regenten.
verain iſt, ſo laſſen ſich die uͤbrigen gewoͤnlich die Ein-
richtung gefallen, welche iene, ihrer Grundverfaſſung
nach, deshalb zu machen fuͤr gut findet b]. Aus beſon-
dern Staatsurſachen ſuchen iedoch andere Nazionen zu-
weilen eine Heirath zu hintertreiben c], und laſſen ſich
z. B. verſprechen, daß eine Prinzeſſin ꝛc. ſich nicht an-
ders, als an ein gewiſſes Haus verheirathe d], oder
gewiſſe Perſonen nicht zu Gemalen waͤhle e]. Auſſer-
dem haben auch die Souverains Freiheit, ihre Prin-
zeſſinnen zu verheirathen an wen ſie wollen, und koͤn-
nen daher nicht gezwungen werden, ſie einem Prinzen
zu geben, der ſie verlangt f], und eben ſo wenig kann
derienige, dem ſie abgeſchlagen wird, ſolches als Be-
leidigung oder Urſach zum Krieg anſehn g]. Die Zu-
ruͤckſchickung einer Braut haͤlt man ebenfals fuͤr Belei-
digung h]. Vormals maßten die Paͤpſte, unter dem
Schein der Diſpenſation ꝛc. ſich mancherley Rechte in
Eheſachen an, und hatten dadurch, wegen der Hin-
derniſſe, die ſie in Weg ſetzten, zugleich einen betraͤcht-
lichen Einflus in die Erbfolge i].
In Anſehung der Titulaturen, des Ranges und
uͤbrigen Ceremoniels, genieſſen ſie groͤſtenteils gleiche
Behandlung mit ihren Gemalen k]. Welche Gerecht-
ſame und Vorzuͤge dem niedern Gemale einer regieren-
den Monarchin zuſtehen ſollen, komt auf die Verfaſ-
ſung an, und werden ihnen ſolche auch nicht leicht von
andern Souverains verweigert l].
a] Moſers erſte Grundlehren S. 51. Deſſen Verſuch
1. Th. S. 306.
b] Moſers erſte Grundlehren a. a. O. vergl.
Fr. Chr. Wilh. von Steck Abhandl. vom dem Gemal einer
Koͤnigin. Berlin 1777. 8.
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