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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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Cap. V. De prudentia
ist eine alberne Weise vom Justiniano, und thut einem der Bauch wehe,
wenn man seine Novellen lieset, da er allezeit einen prologum vorgemacht,
und gezeiget, warum er dieses oder jenes gesetzet. Ein imperans hat gar
nicht nöthig, mit seinem Volck zu raisonniren. Wenn etwan das Volck
dencket, der Imperans wolle sie nur vexiren, da kan er wohl was raison-
ni
ren, aber nicht weitläufftig. Das ist eben ein Fehler vom Jacobo I.
in Engeland, dem auch deßwegen das Parlament über den Kopff gewach-
sen: Denn in der Historie Henrici VIII. und andern lieset man nicht,
daß sich das Parlament so viel heraus genommen, als unter Jacobo.
Wie Jacobus auf den Thron stieg, so hielt er Orationes ad populum,
und an das Parlament. Er hatte beym Cicerone gelesen/ daß man in
libera republica,
wenn man einen legem geben wollen, Orationes ad po-
pulum
gehalten, und gewiesen, was der lex würde vor einen Nutzen ha-
ben, daher hielt auch Jacobus Orationes, und brauchte allerhand persua-
siones,
wenn er einen legem geben wollte, dadurch ist das Parlament
groß worden, und wie sein Sohn, Carolus I. es nicht so machen woll-
te, wie sein Vater, so muste er sterben. Jubeat potius princeps, was
soll er suadere? Ein princeps muß also nicht jubere cum prologo, nicht
cum multis ratiociniis. Deßwegen aber ist meine Meynung nicht, daß
er konnte befehlen pro arbitria inepto & stulto, und sagen: tel est mon
plaisir.
Man supponirt, daß alle leges weißlich eingerichtet, und dem
genio populi accommodiret. Man sagt nur, daß ein princeps nicht Ur-
sach habe, mit seinem Volck zu raisonniren. Denn die Unterthanen hal-
ten ihn pro anima, mente civitatis, und da sie ihn alle davor halten, so
ist absurd, wenn er raisonniret, dociret; das gehöret auf die Catheder vor
die ICtos. Ein anders ist, wenn er was extraordinaires aufleget. e. g.
Wenn extra ordinem maxima tributa aufgeleget werden, alsdenn kan er
eine kleine ratiunculam mit einfliessen lassen; das gehöret aber ad exce-
ptiones,
und also ist dieses keine definition, welche man ab exceptione
nimmt. Die leges sind offt rationabilissimae; aber denen Bösen sind sie
nicht anständig, weil sie wider ihre Begierden gehen. Daher ist nicht
wahr, was der Autor §. 5. sagt, die subditi würden facilius parere; Wenn
der princeps raisonnirte, würden hernach die Bösen Bücher darwider
schreiben. Vor die Juristen gehöret es, daß sie causas und rationes le-
gum
untersuchen, welches der Jac. Gothofredus bey dem Codice Theodo-
siano
gethan, und wäre zu wünschen, daß es bey unserm Corpore Iuris
auch geschähe, aber es ist maximus labor. Man muß bey denen Gese-
tzen occasionibus obicem ponere, ne lex violetur, und also siehet man
hieraus utilitatem legum civilium, davon unten mehr wird gedacht werden.

Pour

Cap. V. De prudentia
iſt eine alberne Weiſe vom Juſtiniano, und thut einem der Bauch wehe,
wenn man ſeine Novellen lieſet, da er allezeit einen prologum vorgemacht,
und gezeiget, warum er dieſes oder jenes geſetzet. Ein imperans hat gar
nicht noͤthig, mit ſeinem Volck zu raiſonniren. Wenn etwan das Volck
dencket, der Imperans wolle ſie nur vexiren, da kan er wohl was raiſon-
ni
ren, aber nicht weitlaͤufftig. Das iſt eben ein Fehler vom Jacobo I.
in Engeland, dem auch deßwegen das Parlament uͤber den Kopff gewach-
ſen: Denn in der Hiſtorie Henrici VIII. und andern lieſet man nicht,
daß ſich das Parlament ſo viel heraus genommen, als unter Jacobo.
Wie Jacobus auf den Thron ſtieg, ſo hielt er Orationes ad populum,
und an das Parlament. Er hatte beym Cicerone geleſen/ daß man in
libera republica,
wenn man einen legem geben wollen, Orationes ad po-
pulum
gehalten, und gewieſen, was der lex wuͤrde vor einen Nutzen ha-
ben, daher hielt auch Jacobus Orationes, und brauchte allerhand perſua-
ſiones,
wenn er einen legem geben wollte, dadurch iſt das Parlament
groß worden, und wie ſein Sohn, Carolus I. es nicht ſo machen woll-
te, wie ſein Vater, ſo muſte er ſterben. Jubeat potius princeps, was
ſoll er ſuadere? Ein princeps muß alſo nicht jubere cum prologo, nicht
cum multis ratiociniis. Deßwegen aber iſt meine Meynung nicht, daß
er konnte befehlen pro arbitria inepto & ſtulto, und ſagen: tel eſt mon
plaiſir.
Man ſupponirt, daß alle leges weißlich eingerichtet, und dem
genio populi accommodiret. Man ſagt nur, daß ein princeps nicht Ur-
ſach habe, mit ſeinem Volck zu raiſonniren. Denn die Unterthanen hal-
ten ihn pro anima, mente civitatis, und da ſie ihn alle davor halten, ſo
iſt abſurd, wenn er raiſonniret, dociret; das gehoͤret auf die Catheder vor
die ICtos. Ein anders iſt, wenn er was extraordinaires aufleget. e. g.
Wenn extra ordinem maxima tributa aufgeleget werden, alsdenn kan er
eine kleine ratiunculam mit einflieſſen laſſen; das gehoͤret aber ad exce-
ptiones,
und alſo iſt dieſes keine definition, welche man ab exceptione
nimmt. Die leges ſind offt rationabilisſimæ; aber denen Boͤſen ſind ſie
nicht anſtaͤndig, weil ſie wider ihre Begierden gehen. Daher iſt nicht
wahr, was der Autor §. 5. ſagt, die ſubditi wuͤrden facilius parere; Wenn
der princeps raiſonnirte, wuͤrden hernach die Boͤſen Buͤcher darwider
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gum
unterſuchen, welches der Jac. Gothofredus bey dem Codice Theodo-
ſiano
gethan, und waͤre zu wuͤnſchen, daß es bey unſerm Corpore Iuris
auch geſchaͤhe, aber es iſt maximus labor. Man muß bey denen Geſe-
tzen occaſionibus obicem ponere, ne lex violetur, und alſo ſiehet man
hieraus utilitatem legum civilium, davon unten mehr wird gedacht werden.

Pour
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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/200>, abgerufen am 23.11.2024.