Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.status circa Magistros & Magistratus inferiores. §. 3. Bedienten sollen den Principem repraesentiren; ein PrincepsDaß keine ho- seinen * Dieses jus publicum ist eigentlich eine Politica generalis und specialis, darinnen gezeiget wird, quid possit Princeps & quid consultum sit. Ohnerachtet er selbst ein Spanier gewesen, so hat er doch grosse courage gehabt, die Spanier zu censi- ren, was sie vor Fehler in den Niederlanden gemacht. E e 3
ſtatus circa Magiſtros & Magiſtratus inferiores. §. 3. Bedienten ſollen den Principem repræſentiren; ein PrincepsDaß keine ho- ſeinen * Dieſes jus publicum iſt eigentlich eine Politica generalis und ſpecialis, darinnen gezeiget wird, quid poſſit Princeps & quid conſultum ſit. Ohnerachtet er ſelbſt ein Spanier geweſen, ſo hat er doch groſſe courage gehabt, die Spanier zu cenſi- ren, was ſie vor Fehler in den Niederlanden gemacht. E e 3
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ſtatus circa Magiſtros & Magiſtratus inferiores.
§. 3. Bedienten ſollen den Principem repræſentiren; ein Princeps
aber laͤſt ſich nicht gerne durch Bettler, Schulmeiſter repræſentiren; alſo
muß er dignos erwehlen, die in autoritate ſtehen. Ein Magiſtratus, der
keine autoritæt hat, wird auch ausgepfiffen und verunehret. Die Be-
dienten muͤſſen eben nicht ſolche autoritæt haben, wie der Princeps, der
muß etwas beſonders haben. Richelieu wollte ſeine charge gar nieder-
legen, und ins Cloſter gehen, weil er keine autoritæt mehr haͤtte, deßwe-
gen Louis XIII. ihm ſolche auch wieder gegeben. Es muß auch ein jeder
Magiſtratus geehret werden; daher laͤſt es nicht fein, wenn der Princeps
ſeine Bedienten ausfiltzet oder beſchimpfet, ſie ſind ja keine Sclaven.
So bald die Leute ſehen, daß der Herr keinen regard vor ſeine Bedien-
ten hat, ſo reſpectiren ſie auch denſelben nicht. Ob man gleich in dem
Ottomanniſchen Reich ſelten findet, daß ein Groß-Vezier oder Baſſa
auf dem Bette ſtirbet, ſo geſchiehet doch ſolches alles heimlich ſo, daß
man manchmahl nicht weiß, wo der Kerl hinkommen. Alle Bedienten
koͤnnen freylich nicht angeſehen werden als Ambaſſadeurs; unterdeſſen
kan man doch allen in gewiſſer Maſſe einen reſpect geben. Einen Herrn
macht ſehr verhaßt und verdaͤchtig, wenn er ſchlechte Leute, ſo in einer
geringen ſorditie gelebet, erhebt, und zu ſeinen Bedienten annimmt.
Wenn man des Sau-Wentzels Regierung anſiehet, ſo findet man,
daß er ſich eine groſſe blame gemacht, quod omnes nobiles removit, und
hat er lauter ſchlechte Leute zu ſeinen Bedienten genommen, der Hencker
war ſein Gevatter, will man ihn defendiren, daß er nicht koͤnne abgeſe-
tzet werden, ſo gehet es wohl nach denen Rechten an, aber wenn man
es Politiſch conſideriret, ſo war er gar nicht ſo aptus ad regendum, ſeine
Gemahlin tractirte er auch wie ein Fleiſcher. Wie Henricus VIII. dem
Cardinal VVolſey eines Fleiſchers Sohn zum Premier-Miniſtre nahm,
ſo entſtund ein commune odium in Engeland. Der VVolſey war zwar
geſcheuet, ſie haben aber immer gemeynet, es hienge ihm noch was Flei-
ſchermaͤßiges an den Backen. Er war geitzig, und konnte ſich nicht recht
in ſeine Erhebung finden. Wenn man die Beſchreibung von denen Ty-
rannen beym Suetonio lieſet, ſo wird man finden, daß ſie lauter ſchlech-
te Leute libertos zu Bedienten gehabt. Exempla antiqua hat Antonius
Perez in ſeinem jure publico, quo arcana & jura Principis exponuntur,
beygebracht. * Carolus IX. in Franckreich hat auch ſchlechte Kerl zu
ſeinen
Daß keine ho-
mines ſordidi
zu wehlen.
* Dieſes jus publicum iſt eigentlich eine Politica generalis und ſpecialis, darinnen
gezeiget wird, quid poſſit Princeps & quid conſultum ſit. Ohnerachtet er ſelbſt ein
Spanier geweſen, ſo hat er doch groſſe courage gehabt, die Spanier zu cenſi-
ren, was ſie vor Fehler in den Niederlanden gemacht.
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