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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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circa commercia & rem monetariam.
daraus fabriciret, welche man bey Caminen brauchet; Holtz scheinet ein
schlechter Handel zu seyn, und doch profitiren die Dänen, Norweger,
Schweden, Finnländer sehr viel davon. Der Autor, welcher die Macht-
Kunst geschrieben, sagt: Es wären sottisen, wenn man meynete, die be-
sten Waaren müsse man nehmen, man könne alles brauchen, e. g. Die
Nürnberger Waaren haben nichts solides, sie können aber dieselben
wohlfeil geben, und machen einen grossen profit; Die Berchtolsgadner
ernehren sich von Schnell-Käulchen und Puppenwerck, wovon sie viel
tausend Thaler einnehmen. Die Holländer verführen solche in der
gantzen Welt. Man muß hier das commerce von Holland lesen, item
des Marpergers Kauffmanns-Magazin. Law hat auch ein caput hie-
von, aber nichts bessers, als was der Marperger proponiret. Des Sa-
vary
sein Dictionaire vom commercio ist hier vortrefflich zu gebrauchen.
Es ist in Paris gedruckt, aber in Holland soll es nachgedruckt, und noch
einiges hinzu gefügt worden seyn. Man kan in demselben Nachricht
finden von allen Manufacturen. Alle termini technici sind in demselben
erkläret; Diese Sachen muß man sich bekannt machen, weil man als-
denn kan verstehen, worüber grosse Herren streiten, und warum sie die-
sen oder jenen Handel suchen an sich zu bringen. Die Waaren müs-
sen freylich multipliciret werden; Aber man muß suchen dieselben wie-
der weg zubringen; Die Holländer verzehren vor sich wenig, sind fru-
gales,
ihre Butter verkauffen sie an andere, und essen davor Irrländi-
sche Butter, welche nicht so gut als ihre. Die meisten haben einen
wunderlichen concept vom Commercio, und meynen, darinnen bestünde
es, wenn an dem Ort viel verthan würde, welches doch falsch. Valentini in
seiner Naturalien-Cammer hat von allen Waaren treffliche Nachricht
gegeben. Man muß vielmehr suchen Waaren wegzubringen. Sollen
nun Waaren transportiret werden, so muß man auch Gelegenheit ma-
chen, wodurch es geschehen kan. Die Waaren aber können entweder
zu Wasser oder zu Lande transportiret werden. Soll es zu Wasser
geschehen, so muß sufficiens copia navium da seyn, daher ist es ein gros-
ser Reichthum in Holland und Engelaud, daß sie so viele tausend Schiffe
haben; In Holland sind auch die Schiffer so reich, daß sie ihren Töch-
tern mehr mitgeben, als mancher vornehmer Mann in Teutschland.
So aber der transport zu Lande geschiehet, da muß eine sufficiens copia
von Wagen da seyn. In Teutschland kan man nicht alles zu Schiffe
fortbringen, da muß man viel Wagens haben. Die Holländer sagen
auch, sie wollten den Handel von Teutschland mehrentheils haben,
wenn sie die Leute, so mit Wagen führen, könnten accommodiren. Es

mag

circa commercia & rem monetariam.
daraus fabriciret, welche man bey Caminen brauchet; Holtz ſcheinet ein
ſchlechter Handel zu ſeyn, und doch profitiren die Daͤnen, Norweger,
Schweden, Finnlaͤnder ſehr viel davon. Der Autor, welcher die Macht-
Kunſt geſchrieben, ſagt: Es waͤren ſottiſen, wenn man meynete, die be-
ſten Waaren muͤſſe man nehmen, man koͤnne alles brauchen, e. g. Die
Nuͤrnberger Waaren haben nichts ſolides, ſie koͤnnen aber dieſelben
wohlfeil geben, und machen einen groſſen profit; Die Berchtolsgadner
ernehren ſich von Schnell-Kaͤulchen und Puppenwerck, wovon ſie viel
tauſend Thaler einnehmen. Die Hollaͤnder verfuͤhren ſolche in der
gantzen Welt. Man muß hier das commerce von Holland leſen, item
des Marpergers Kauffmanns-Magazin. Law hat auch ein caput hie-
von, aber nichts beſſers, als was der Marperger proponiret. Des Sa-
vary
ſein Dictionaire vom commercio iſt hier vortrefflich zu gebrauchen.
Es iſt in Paris gedruckt, aber in Holland ſoll es nachgedruckt, und noch
einiges hinzu gefuͤgt worden ſeyn. Man kan in demſelben Nachricht
finden von allen Manufacturen. Alle termini technici ſind in demſelben
erklaͤret; Dieſe Sachen muß man ſich bekannt machen, weil man als-
denn kan verſtehen, woruͤber groſſe Herren ſtreiten, und warum ſie die-
ſen oder jenen Handel ſuchen an ſich zu bringen. Die Waaren muͤſ-
ſen freylich multipliciret werden; Aber man muß ſuchen dieſelben wie-
der weg zubringen; Die Hollaͤnder verzehren vor ſich wenig, ſind fru-
gales,
ihre Butter verkauffen ſie an andere, und eſſen davor Irrlaͤndi-
ſche Butter, welche nicht ſo gut als ihre. Die meiſten haben einen
wunderlichen concept vom Commercio, und meynen, darinnen beſtuͤnde
es, wenn an dem Ort viel verthan wuͤrde, welches doch falſch. Valentini in
ſeiner Naturalien-Cammer hat von allen Waaren treffliche Nachricht
gegeben. Man muß vielmehr ſuchen Waaren wegzubringen. Sollen
nun Waaren tranſportiret werden, ſo muß man auch Gelegenheit ma-
chen, wodurch es geſchehen kan. Die Waaren aber koͤnnen entweder
zu Waſſer oder zu Lande tranſportiret werden. Soll es zu Waſſer
geſchehen, ſo muß ſufficiens copia navium da ſeyn, daher iſt es ein groſ-
ſer Reichthum in Holland und Engelaud, daß ſie ſo viele tauſend Schiffe
haben; In Holland ſind auch die Schiffer ſo reich, daß ſie ihren Toͤch-
tern mehr mitgeben, als mancher vornehmer Mann in Teutſchland.
So aber der tranſport zu Lande geſchiehet, da muß eine ſufficiens copia
von Wagen da ſeyn. In Teutſchland kan man nicht alles zu Schiffe
fortbringen, da muß man viel Wagens haben. Die Hollaͤnder ſagen
auch, ſie wollten den Handel von Teutſchland mehrentheils haben,
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[327/0347] circa commercia & rem monetariam. daraus fabriciret, welche man bey Caminen brauchet; Holtz ſcheinet ein ſchlechter Handel zu ſeyn, und doch profitiren die Daͤnen, Norweger, Schweden, Finnlaͤnder ſehr viel davon. Der Autor, welcher die Macht- Kunſt geſchrieben, ſagt: Es waͤren ſottiſen, wenn man meynete, die be- ſten Waaren muͤſſe man nehmen, man koͤnne alles brauchen, e. g. Die Nuͤrnberger Waaren haben nichts ſolides, ſie koͤnnen aber dieſelben wohlfeil geben, und machen einen groſſen profit; Die Berchtolsgadner ernehren ſich von Schnell-Kaͤulchen und Puppenwerck, wovon ſie viel tauſend Thaler einnehmen. Die Hollaͤnder verfuͤhren ſolche in der gantzen Welt. Man muß hier das commerce von Holland leſen, item des Marpergers Kauffmanns-Magazin. Law hat auch ein caput hie- von, aber nichts beſſers, als was der Marperger proponiret. Des Sa- vary ſein Dictionaire vom commercio iſt hier vortrefflich zu gebrauchen. Es iſt in Paris gedruckt, aber in Holland ſoll es nachgedruckt, und noch einiges hinzu gefuͤgt worden ſeyn. Man kan in demſelben Nachricht finden von allen Manufacturen. Alle termini technici ſind in demſelben erklaͤret; Dieſe Sachen muß man ſich bekannt machen, weil man als- denn kan verſtehen, woruͤber groſſe Herren ſtreiten, und warum ſie die- ſen oder jenen Handel ſuchen an ſich zu bringen. Die Waaren muͤſ- ſen freylich multipliciret werden; Aber man muß ſuchen dieſelben wie- der weg zubringen; Die Hollaͤnder verzehren vor ſich wenig, ſind fru- gales, ihre Butter verkauffen ſie an andere, und eſſen davor Irrlaͤndi- ſche Butter, welche nicht ſo gut als ihre. Die meiſten haben einen wunderlichen concept vom Commercio, und meynen, darinnen beſtuͤnde es, wenn an dem Ort viel verthan wuͤrde, welches doch falſch. Valentini in ſeiner Naturalien-Cammer hat von allen Waaren treffliche Nachricht gegeben. Man muß vielmehr ſuchen Waaren wegzubringen. Sollen nun Waaren tranſportiret werden, ſo muß man auch Gelegenheit ma- chen, wodurch es geſchehen kan. Die Waaren aber koͤnnen entweder zu Waſſer oder zu Lande tranſportiret werden. Soll es zu Waſſer geſchehen, ſo muß ſufficiens copia navium da ſeyn, daher iſt es ein groſ- ſer Reichthum in Holland und Engelaud, daß ſie ſo viele tauſend Schiffe haben; In Holland ſind auch die Schiffer ſo reich, daß ſie ihren Toͤch- tern mehr mitgeben, als mancher vornehmer Mann in Teutſchland. So aber der tranſport zu Lande geſchiehet, da muß eine ſufficiens copia von Wagen da ſeyn. In Teutſchland kan man nicht alles zu Schiffe fortbringen, da muß man viel Wagens haben. Die Hollaͤnder ſagen auch, ſie wollten den Handel von Teutſchland mehrentheils haben, wenn ſie die Leute, ſo mit Wagen fuͤhren, koͤnnten accommodiren. Es mag

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/347>, abgerufen am 24.11.2024.