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Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733.

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status circa foedera & Legatos.
das interesse changiret, so laufft doch der impotentior alsdenn allezeit
Gefahr, und bekommt Krieg. Wenn die foedera einmahl etabliret sind,
muß nicht leicht in denenselben etwas geändert werden. So bald was
geändert wird, so kommen sie mit chicanen, und sagen, es wäre novatio
vorgegangen. Wie der König Friedrich in Dännemarck mit denen
Pohlen ein foedus wider die Schweden geschlossen, so wollten die Poh-
len etwas darinnen ändern, welches der König in Dännemarck nicht zu-
lassen wollte, bis Friedtich VVilhelm die guarantie übernahm, daß das
alte foedus sollte beständig bleiben. Videatur Puffendorff in reb. gest.
Friderici VVilhelmi.

§. 18. Die Eintheilung hätte der Autor zu Anfangs sollen tracti-Von Einthei-
lung der
Bündnisse.

ren. Habemus foedera bellica & foedera commerciorum. Offt ist nicht
so viel gelegen an foedera bellicis, als an foederibus commerciorum.
Der König in Engeland hat seinem Volck vorgestellet, daß er mit dem
Czaar ein commercium etablirt. Es hilfft der gantzen nation, sonder-
lich weil die commercia bey ihnen am besten nicht floriren. Die Hol-
länder profitiren das meiste aus dem commercio. Sie profitiren aus
Indien nicht nur, weil sie daselbst viel Land haben, sondern auch weil
sie bey denen meisten Königen daselbst die monopolia haben. Videatur
Grotins de I. B. & Pacis.
Habe ich monopolia, so kan ich meine Sa-
chen so hoch schätzen, als ich will. Kluge und glückliche foedera com-
merciorum
zu schliessen, supponirt eine Wissenschafft vom commercio,
da kan man hier keine regulas generales geben. Es muß einer die Welt
kennen, was die Völcker thun können, und was sie thun wollen. Hol-
land hat am besten floriret, da der Iean de VVitt das Ruder geführt, da
man gesehen, quod semper ditiores fiant. Jetzo aber kommen sie her-
unter, weil keine rechte Leute mehr da. Die beyden VVitte, so das mei-
ste gethan, haben sie dennoch am ärgsten verfolget. Es ist nicht genug,
daß man ein foedus erhalten, sondern es müssen auch alle Kleinigkeiten
exprimiret werden. Wenn ein foedus gemacht, daß so und so viel troup-
pen sollen überlassen werden, so muß alles ausgemacht werden ratione der
Officiers, des proviants, der Leg-Städte, wo das Geld soll ausgezahlet
werden etc. wo nicht alles exprimiret ist, da giebt es nur disputen, wel-
che lange Zeit währen.

§. 19-23. Ein Princeps muß das interesse anderer Fürsten wis-Von Gesand-
ten, deren
Qualitäten,
und dem Ge-
sandten Cere-
moniel.

sen, deßwegen hält er Gesandten. Hier könnte ich viel generalia prae-
mitti
ren, wenn ich es wollte tractiren, wie es die Sache erfodert. Allein
man supponirt viel aus dem I. N. & Gent. Ein Student kan in einer
disciplin nicht alles lernen. Es wird praesupponirt, daß einer weiß, was

ein
B b b

ſtatus circa fœdera & Legatos.
das intereſſe changiret, ſo laufft doch der impotentior alsdenn allezeit
Gefahr, und bekommt Krieg. Wenn die fœdera einmahl etabliret ſind,
muß nicht leicht in denenſelben etwas geaͤndert werden. So bald was
geaͤndert wird, ſo kommen ſie mit chicanen, und ſagen, es waͤre novatio
vorgegangen. Wie der Koͤnig Friedrich in Daͤnnemarck mit denen
Pohlen ein fœdus wider die Schweden geſchloſſen, ſo wollten die Poh-
len etwas darinnen aͤndern, welches der Koͤnig in Daͤnnemarck nicht zu-
laſſen wollte, bis Friedtich VVilhelm die guarantie uͤbernahm, daß das
alte fœdus ſollte beſtaͤndig bleiben. Videatur Puffendorff in reb. geſt.
Friderici VVilhelmi.

§. 18. Die Eintheilung haͤtte der Autor zu Anfangs ſollen tracti-Von Einthei-
lung der
Buͤndniſſe.

ren. Habemus fœdera bellica & fœdera commerciorum. Offt iſt nicht
ſo viel gelegen an fœdera bellicis, als an fœderibus commerciorum.
Der Koͤnig in Engeland hat ſeinem Volck vorgeſtellet, daß er mit dem
Czaar ein commercium etablirt. Es hilfft der gantzen nation, ſonder-
lich weil die commercia bey ihnen am beſten nicht floriren. Die Hol-
laͤnder profitiren das meiſte aus dem commercio. Sie profitiren aus
Indien nicht nur, weil ſie daſelbſt viel Land haben, ſondern auch weil
ſie bey denen meiſten Koͤnigen daſelbſt die monopolia haben. Videatur
Grotins de I. B. & Pacis.
Habe ich monopolia, ſo kan ich meine Sa-
chen ſo hoch ſchaͤtzen, als ich will. Kluge und gluͤckliche fœdera com-
merciorum
zu ſchlieſſen, ſupponirt eine Wiſſenſchafft vom commercio,
da kan man hier keine regulas generales geben. Es muß einer die Welt
kennen, was die Voͤlcker thun koͤnnen, und was ſie thun wollen. Hol-
land hat am beſten floriret, da der Iean de VVitt das Ruder gefuͤhrt, da
man geſehen, quod ſemper ditiores fiant. Jetzo aber kommen ſie her-
unter, weil keine rechte Leute mehr da. Die beyden VVitte, ſo das mei-
ſte gethan, haben ſie dennoch am aͤrgſten verfolget. Es iſt nicht genug,
daß man ein fœdus erhalten, ſondern es muͤſſen auch alle Kleinigkeiten
exprimiret werden. Wenn ein fœdus gemacht, daß ſo und ſo viel troup-
pen ſollen uͤberlaſſen werden, ſo muß alles ausgemacht werden ratione der
Officiers, des proviants, der Leg-Staͤdte, wo das Geld ſoll ausgezahlet
werden ꝛc. wo nicht alles exprimiret iſt, da giebt es nur diſputen, wel-
che lange Zeit waͤhren.

§. 19-23. Ein Princeps muß das intereſſe anderer Fuͤrſten wiſ-Von Geſand-
ten, deren
Qualitaͤten,
und dem Ge-
ſandten Cere-
moniel.

ſen, deßwegen haͤlt er Geſandten. Hier koͤnnte ich viel generalia præ-
mitti
ren, wenn ich es wollte tractiren, wie es die Sache erfodert. Allein
man ſupponirt viel aus dem I. N. & Gent. Ein Student kan in einer
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ein
B b b
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[377/0397] ſtatus circa fœdera & Legatos. das intereſſe changiret, ſo laufft doch der impotentior alsdenn allezeit Gefahr, und bekommt Krieg. Wenn die fœdera einmahl etabliret ſind, muß nicht leicht in denenſelben etwas geaͤndert werden. So bald was geaͤndert wird, ſo kommen ſie mit chicanen, und ſagen, es waͤre novatio vorgegangen. Wie der Koͤnig Friedrich in Daͤnnemarck mit denen Pohlen ein fœdus wider die Schweden geſchloſſen, ſo wollten die Poh- len etwas darinnen aͤndern, welches der Koͤnig in Daͤnnemarck nicht zu- laſſen wollte, bis Friedtich VVilhelm die guarantie uͤbernahm, daß das alte fœdus ſollte beſtaͤndig bleiben. Videatur Puffendorff in reb. geſt. Friderici VVilhelmi. §. 18. Die Eintheilung haͤtte der Autor zu Anfangs ſollen tracti- ren. Habemus fœdera bellica & fœdera commerciorum. Offt iſt nicht ſo viel gelegen an fœdera bellicis, als an fœderibus commerciorum. Der Koͤnig in Engeland hat ſeinem Volck vorgeſtellet, daß er mit dem Czaar ein commercium etablirt. Es hilfft der gantzen nation, ſonder- lich weil die commercia bey ihnen am beſten nicht floriren. Die Hol- laͤnder profitiren das meiſte aus dem commercio. Sie profitiren aus Indien nicht nur, weil ſie daſelbſt viel Land haben, ſondern auch weil ſie bey denen meiſten Koͤnigen daſelbſt die monopolia haben. Videatur Grotins de I. B. & Pacis. Habe ich monopolia, ſo kan ich meine Sa- chen ſo hoch ſchaͤtzen, als ich will. Kluge und gluͤckliche fœdera com- merciorum zu ſchlieſſen, ſupponirt eine Wiſſenſchafft vom commercio, da kan man hier keine regulas generales geben. Es muß einer die Welt kennen, was die Voͤlcker thun koͤnnen, und was ſie thun wollen. Hol- land hat am beſten floriret, da der Iean de VVitt das Ruder gefuͤhrt, da man geſehen, quod ſemper ditiores fiant. Jetzo aber kommen ſie her- unter, weil keine rechte Leute mehr da. Die beyden VVitte, ſo das mei- ſte gethan, haben ſie dennoch am aͤrgſten verfolget. Es iſt nicht genug, daß man ein fœdus erhalten, ſondern es muͤſſen auch alle Kleinigkeiten exprimiret werden. Wenn ein fœdus gemacht, daß ſo und ſo viel troup- pen ſollen uͤberlaſſen werden, ſo muß alles ausgemacht werden ratione der Officiers, des proviants, der Leg-Staͤdte, wo das Geld ſoll ausgezahlet werden ꝛc. wo nicht alles exprimiret iſt, da giebt es nur diſputen, wel- che lange Zeit waͤhren. Von Einthei- lung der Buͤndniſſe. §. 19-23. Ein Princeps muß das intereſſe anderer Fuͤrſten wiſ- ſen, deßwegen haͤlt er Geſandten. Hier koͤnnte ich viel generalia præ- mittiren, wenn ich es wollte tractiren, wie es die Sache erfodert. Allein man ſupponirt viel aus dem I. N. & Gent. Ein Student kan in einer diſciplin nicht alles lernen. Es wird præſupponirt, daß einer weiß, was ein Von Geſand- ten, deren Qualitaͤten, und dem Ge- ſandten Cere- moniel. B b b

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Zitationshilfe: Gundling, Nicolaus Hieronymus: Discovrs über Weyl. Herrn D. Io. Franc. Bvddei [...] Philosophiæ Practicæ Part. III. Die Politic. Frankfurt (Main) u. a., 1733, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gundling_discours_1733/397>, abgerufen am 24.11.2024.