Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.Woher kömmt es, daß der Geist der Logen, die Humanität, das Verborgene aufsuchen muß, um an seiner Vollendung zu arbeiten? Wer erkannte hier nicht schon die Keime der künftigen Entwickelung Börne's, eben so wohl, wie das Verhältniß, in welchem er sich zur Freimaurerei fühlte? So leidenschaftlich er früher für den Zweck derselben glühte, später erkaltete er. Das Particuläre störte ihn. Unter seinen Papieren befindet sich eine Zuschrift der Loge von Mannheim, die ihm unter dem 10. Jan. 1810 für eine Abhandlung dankte, deren Gedankengange sie trotz der aufgewandten geistvollen Mittel des Verfassers doch nicht folgen könne. Er hatte darin gewissen Farbensymbolen eine Deutung gegeben, die der Mannheimer Loge nicht zureichend erschien. Diese Abhandlung müßte sich gewiß im Archiv der letzteren auffinden lassen. Aus Börnes spätrer Zeit verdient hier zuletzt noch angeführt zu werden, daß er einmal die Beschränktheit einer der christlichen Frankfurter Logen sehr witzig widerlegte. Als die Rede davon kam, daß die Loge Sokrates zur Standhaftigkeit keine Juden zuließ, sondern die Frage vorlege: Bist du ein Christ? bemerkte Börne, daß in diesem Falle der eigne Schutzpatron der Loge, Sokrates, an der Pforte würde abgewiesen werden müssen. Woher kömmt es, daß der Geist der Logen, die Humanität, das Verborgene aufsuchen muß, um an seiner Vollendung zu arbeiten? Wer erkannte hier nicht schon die Keime der künftigen Entwickelung Börne’s, eben so wohl, wie das Verhältniß, in welchem er sich zur Freimaurerei fühlte? So leidenschaftlich er früher für den Zweck derselben glühte, später erkaltete er. Das Particuläre störte ihn. Unter seinen Papieren befindet sich eine Zuschrift der Loge von Mannheim, die ihm unter dem 10. Jan. 1810 für eine Abhandlung dankte, deren Gedankengange sie trotz der aufgewandten geistvollen Mittel des Verfassers doch nicht folgen könne. Er hatte darin gewissen Farbensymbolen eine Deutung gegeben, die der Mannheimer Loge nicht zureichend erschien. Diese Abhandlung müßte sich gewiß im Archiv der letzteren auffinden lassen. Aus Börnes spätrer Zeit verdient hier zuletzt noch angeführt zu werden, daß er einmal die Beschränktheit einer der christlichen Frankfurter Logen sehr witzig widerlegte. Als die Rede davon kam, daß die Loge Sokrates zur Standhaftigkeit keine Juden zuließ, sondern die Frage vorlege: Bist du ein Christ? bemerkte Börne, daß in diesem Falle der eigne Schutzpatron der Loge, Sokrates, an der Pforte würde abgewiesen werden müssen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0129" n="87"/> Woher kömmt es, daß der Geist der Logen, die Humanität, das Verborgene aufsuchen muß, um an seiner Vollendung zu arbeiten? Wer erkannte hier nicht schon die Keime der künftigen Entwickelung Börne’s, eben so wohl, wie das Verhältniß, in welchem er sich zur Freimaurerei fühlte? So leidenschaftlich er früher für den Zweck derselben glühte, später erkaltete er. Das Particuläre störte ihn. Unter seinen Papieren befindet sich eine Zuschrift der Loge von Mannheim, die ihm unter dem 10. Jan. 1810 für eine Abhandlung dankte, deren Gedankengange sie trotz der aufgewandten geistvollen Mittel des Verfassers doch nicht folgen könne. Er hatte darin gewissen Farbensymbolen eine Deutung gegeben, die der Mannheimer Loge nicht zureichend erschien. Diese Abhandlung müßte sich gewiß im Archiv der letzteren auffinden lassen. Aus Börnes spätrer Zeit verdient hier zuletzt noch angeführt zu werden, daß er einmal die Beschränktheit einer der christlichen Frankfurter Logen sehr witzig widerlegte. Als die Rede davon kam, daß die Loge Sokrates zur Standhaftigkeit keine Juden zuließ, sondern die Frage vorlege: Bist du ein Christ? bemerkte Börne, daß in diesem Falle der eigne Schutzpatron der Loge, Sokrates, an der Pforte würde abgewiesen werden müssen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [87/0129]
Woher kömmt es, daß der Geist der Logen, die Humanität, das Verborgene aufsuchen muß, um an seiner Vollendung zu arbeiten? Wer erkannte hier nicht schon die Keime der künftigen Entwickelung Börne’s, eben so wohl, wie das Verhältniß, in welchem er sich zur Freimaurerei fühlte? So leidenschaftlich er früher für den Zweck derselben glühte, später erkaltete er. Das Particuläre störte ihn. Unter seinen Papieren befindet sich eine Zuschrift der Loge von Mannheim, die ihm unter dem 10. Jan. 1810 für eine Abhandlung dankte, deren Gedankengange sie trotz der aufgewandten geistvollen Mittel des Verfassers doch nicht folgen könne. Er hatte darin gewissen Farbensymbolen eine Deutung gegeben, die der Mannheimer Loge nicht zureichend erschien. Diese Abhandlung müßte sich gewiß im Archiv der letzteren auffinden lassen. Aus Börnes spätrer Zeit verdient hier zuletzt noch angeführt zu werden, daß er einmal die Beschränktheit einer der christlichen Frankfurter Logen sehr witzig widerlegte. Als die Rede davon kam, daß die Loge Sokrates zur Standhaftigkeit keine Juden zuließ, sondern die Frage vorlege: Bist du ein Christ? bemerkte Börne, daß in diesem Falle der eigne Schutzpatron der Loge, Sokrates, an der Pforte würde abgewiesen werden müssen.
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