Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.ten, eine Stärkung seiner Gesundheit. Börne liebte den Umgang mit Frauen; hier war er in einem Frauenbade. Sie berichten auch von ihm, daß er an allen Gesprächen harmlos Theil nahm, sich nie vordrängte, sondern in einer solchen Zurückgezogenheit hielt, daß man ihn aufsuchen mußte um seinen Geist recht zu erkennen. In seiner freundlichen und still sinnenden Weise schloß er sich jedem gemeinschaftlichen Vergnügen an, und hatte seine große Freude an jedem kleinen Erlebniß der Umgegend, mochte es auch nur eine nach altem Ritus gefeierte Judenhochzeit sein, bei der er die schöne Bedeutung der wunderlichsten Ceremonien mit Aufmerksamkeit verfolgte. Bei einer frühen Morgenwanderung auf den Dachberg gieng er mit der Laterne voran, ein Kreis von Badgästen hinterher. Und was ihn über sein gewöhnliches Maaß hier vollends hinaushob, war die Nachricht von der Julirevolution. Mit Ungeduld harrte er auf die Stunde, wo die Zeitungen ankamen. Er ging auf die Landstraße hinaus und spähte nach der Ankunft des Boten, der sie von Höchst bringen mußte. Dauerte es ihm zu lange, so gieng er selbst nach Höchst, um die wunderbare Begebenheit zu verfolgen. Lange hielt er es nun auch in Soden nicht mehr aus. Er kehrte nach Frankfurt zurück und ten, eine Stärkung seiner Gesundheit. Börne liebte den Umgang mit Frauen; hier war er in einem Frauenbade. Sie berichten auch von ihm, daß er an allen Gesprächen harmlos Theil nahm, sich nie vordrängte, sondern in einer solchen Zurückgezogenheit hielt, daß man ihn aufsuchen mußte um seinen Geist recht zu erkennen. In seiner freundlichen und still sinnenden Weise schloß er sich jedem gemeinschaftlichen Vergnügen an, und hatte seine große Freude an jedem kleinen Erlebniß der Umgegend, mochte es auch nur eine nach altem Ritus gefeierte Judenhochzeit sein, bei der er die schöne Bedeutung der wunderlichsten Ceremonien mit Aufmerksamkeit verfolgte. Bei einer frühen Morgenwanderung auf den Dachberg gieng er mit der Laterne voran, ein Kreis von Badgästen hinterher. Und was ihn über sein gewöhnliches Maaß hier vollends hinaushob, war die Nachricht von der Julirevolution. Mit Ungeduld harrte er auf die Stunde, wo die Zeitungen ankamen. Er ging auf die Landstraße hinaus und spähte nach der Ankunft des Boten, der sie von Höchst bringen mußte. Dauerte es ihm zu lange, so gieng er selbst nach Höchst, um die wunderbare Begebenheit zu verfolgen. Lange hielt er es nun auch in Soden nicht mehr aus. Er kehrte nach Frankfurt zurück und <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0248" n="206"/> ten, eine Stärkung seiner Gesundheit. Börne liebte den Umgang mit Frauen; hier war er in einem Frauenbade. Sie berichten auch von ihm, daß er an allen Gesprächen harmlos Theil nahm, sich nie vordrängte, sondern in einer solchen Zurückgezogenheit hielt, daß man ihn aufsuchen mußte um seinen Geist recht zu erkennen. In seiner freundlichen und still sinnenden Weise schloß er sich jedem gemeinschaftlichen Vergnügen an, und hatte seine große Freude an jedem kleinen Erlebniß der Umgegend, mochte es auch nur eine nach altem Ritus gefeierte Judenhochzeit sein, bei der er die schöne Bedeutung der wunderlichsten Ceremonien mit Aufmerksamkeit verfolgte. Bei einer frühen Morgenwanderung auf den Dachberg gieng er mit der Laterne voran, ein Kreis von Badgästen hinterher. Und was ihn über sein gewöhnliches Maaß hier vollends hinaushob, war die Nachricht von der Julirevolution. Mit Ungeduld harrte er auf die Stunde, wo die Zeitungen ankamen. Er ging auf die Landstraße hinaus und spähte nach der Ankunft des Boten, der sie von Höchst bringen mußte. Dauerte es ihm zu lange, so gieng er selbst nach Höchst, um die wunderbare Begebenheit zu verfolgen. Lange hielt er es nun auch in Soden nicht mehr aus. Er kehrte nach Frankfurt zurück und </p> </div> </body> </text> </TEI> [206/0248]
ten, eine Stärkung seiner Gesundheit. Börne liebte den Umgang mit Frauen; hier war er in einem Frauenbade. Sie berichten auch von ihm, daß er an allen Gesprächen harmlos Theil nahm, sich nie vordrängte, sondern in einer solchen Zurückgezogenheit hielt, daß man ihn aufsuchen mußte um seinen Geist recht zu erkennen. In seiner freundlichen und still sinnenden Weise schloß er sich jedem gemeinschaftlichen Vergnügen an, und hatte seine große Freude an jedem kleinen Erlebniß der Umgegend, mochte es auch nur eine nach altem Ritus gefeierte Judenhochzeit sein, bei der er die schöne Bedeutung der wunderlichsten Ceremonien mit Aufmerksamkeit verfolgte. Bei einer frühen Morgenwanderung auf den Dachberg gieng er mit der Laterne voran, ein Kreis von Badgästen hinterher. Und was ihn über sein gewöhnliches Maaß hier vollends hinaushob, war die Nachricht von der Julirevolution. Mit Ungeduld harrte er auf die Stunde, wo die Zeitungen ankamen. Er ging auf die Landstraße hinaus und spähte nach der Ankunft des Boten, der sie von Höchst bringen mußte. Dauerte es ihm zu lange, so gieng er selbst nach Höchst, um die wunderbare Begebenheit zu verfolgen. Lange hielt er es nun auch in Soden nicht mehr aus. Er kehrte nach Frankfurt zurück und
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