Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.hingab. Da endlich bricht die Julirevolution aus. Alle seine alten Gedanken springen plötzlich wie niedergehaltene elastische Federn auf. Seine Pariser Briefe zeigen ihn uns wieder mitten in den Fragen der Zeitgeschichte, er sieht das, was er längst behauptete, bewiesen, was er vorhersagte, eingetroffen. Er verfolgte, im schönsten Vertrauen auf eine muthige Erhebung der politischen Begriffe, die sich auch der Deutschen bemächtigt zu haben schien, den Verlauf der Ereignisse, wie sie auch bei uns nach und nach das Losschlagen einer vom Zeitgeist geheim gelegten Mine waren. Er mußte seinen Blick auf England, Belgien, Italien, Polen richten; denn alles traf wie mit einem Zauberschlag zusammen. Die Bitterkeit der darauf folgenden Pariser Briefe ist aber weniger die Folge seiner übermüthigen Freude, als des Schmerzes, daß der Freiheit ihr Sieg verloren gehen könne. In Deutschland hatte sie ihn, er sah es bald, nicht vollständig errungen, in Frankreich wurde sie darum betrogen. Die Freiheit hatte gleichsam eine große Erbschaft gemacht, aber der Banquier, bei dem sie sie ausgezahlt erhalten sollte, Louis Philipp fallirte böswillig. Börne hatte ein scharfes Auge, diese Umtriebe zu durchschauen. Er konnte hier seine Erfahrungen aus den Zeiten der Wage und der Carls- hingab. Da endlich bricht die Julirevolution aus. Alle seine alten Gedanken springen plötzlich wie niedergehaltene elastische Federn auf. Seine Pariser Briefe zeigen ihn uns wieder mitten in den Fragen der Zeitgeschichte, er sieht das, was er längst behauptete, bewiesen, was er vorhersagte, eingetroffen. Er verfolgte, im schönsten Vertrauen auf eine muthige Erhebung der politischen Begriffe, die sich auch der Deutschen bemächtigt zu haben schien, den Verlauf der Ereignisse, wie sie auch bei uns nach und nach das Losschlagen einer vom Zeitgeist geheim gelegten Mine waren. Er mußte seinen Blick auf England, Belgien, Italien, Polen richten; denn alles traf wie mit einem Zauberschlag zusammen. Die Bitterkeit der darauf folgenden Pariser Briefe ist aber weniger die Folge seiner übermüthigen Freude, als des Schmerzes, daß der Freiheit ihr Sieg verloren gehen könne. In Deutschland hatte sie ihn, er sah es bald, nicht vollständig errungen, in Frankreich wurde sie darum betrogen. Die Freiheit hatte gleichsam eine große Erbschaft gemacht, aber der Banquier, bei dem sie sie ausgezahlt erhalten sollte, Louis Philipp fallirte böswillig. Börne hatte ein scharfes Auge, diese Umtriebe zu durchschauen. Er konnte hier seine Erfahrungen aus den Zeiten der Wage und der Carls- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0250" n="208"/> hingab. Da endlich bricht die Julirevolution aus. Alle seine alten Gedanken springen plötzlich wie niedergehaltene elastische Federn auf. Seine Pariser Briefe zeigen ihn uns wieder mitten in den Fragen der Zeitgeschichte, er sieht das, was er längst behauptete, bewiesen, was er vorhersagte, eingetroffen. Er verfolgte, im schönsten Vertrauen auf eine muthige Erhebung der politischen Begriffe, die sich auch der Deutschen bemächtigt zu haben schien, den Verlauf der Ereignisse, wie sie auch bei uns nach und nach das Losschlagen einer vom Zeitgeist geheim gelegten Mine waren. Er mußte seinen Blick auf England, Belgien, Italien, Polen richten; denn alles traf wie mit einem Zauberschlag zusammen. Die Bitterkeit der darauf folgenden Pariser Briefe ist aber weniger die Folge seiner übermüthigen Freude, als des Schmerzes, daß der Freiheit ihr Sieg verloren gehen könne. In Deutschland hatte sie ihn, er sah es bald, nicht vollständig errungen, in Frankreich wurde sie darum betrogen. Die Freiheit hatte gleichsam eine große Erbschaft gemacht, aber der Banquier, bei dem sie sie ausgezahlt erhalten sollte, Louis Philipp fallirte böswillig. Börne hatte ein scharfes Auge, diese Umtriebe zu durchschauen. Er konnte hier seine Erfahrungen aus den Zeiten der Wage und der Carls- </p> </div> </body> </text> </TEI> [208/0250]
hingab. Da endlich bricht die Julirevolution aus. Alle seine alten Gedanken springen plötzlich wie niedergehaltene elastische Federn auf. Seine Pariser Briefe zeigen ihn uns wieder mitten in den Fragen der Zeitgeschichte, er sieht das, was er längst behauptete, bewiesen, was er vorhersagte, eingetroffen. Er verfolgte, im schönsten Vertrauen auf eine muthige Erhebung der politischen Begriffe, die sich auch der Deutschen bemächtigt zu haben schien, den Verlauf der Ereignisse, wie sie auch bei uns nach und nach das Losschlagen einer vom Zeitgeist geheim gelegten Mine waren. Er mußte seinen Blick auf England, Belgien, Italien, Polen richten; denn alles traf wie mit einem Zauberschlag zusammen. Die Bitterkeit der darauf folgenden Pariser Briefe ist aber weniger die Folge seiner übermüthigen Freude, als des Schmerzes, daß der Freiheit ihr Sieg verloren gehen könne. In Deutschland hatte sie ihn, er sah es bald, nicht vollständig errungen, in Frankreich wurde sie darum betrogen. Die Freiheit hatte gleichsam eine große Erbschaft gemacht, aber der Banquier, bei dem sie sie ausgezahlt erhalten sollte, Louis Philipp fallirte böswillig. Börne hatte ein scharfes Auge, diese Umtriebe zu durchschauen. Er konnte hier seine Erfahrungen aus den Zeiten der Wage und der Carls-
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