Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.bader Beschlüsse wieder aufnehmen; daß er es mußte, daß ihn die Wendung, die die Erfüllung seiner Hoffnungen nahm, dazu zwang, gab ihm jenen Unmuth, der in den Pariser Briefen Dinge aussprach, die selbst manchen seiner Freunde verletzt haben. Die praktischen politischen Ideen Börne's blieben auch damals immer dieselben. Er wollte ein einiges Deutschland, das von der Vielherrschaft seiner Fürsten dadurch befreit wäre, daß keiner seine Souveränität dem Wohl des Ganzen gegenüber geltend machen dürfe. Er verlangte von Preußen, daß es seinen Schwerpunkt nicht in Rußland, sondern in Deutschland suche; er verlangte von Oesterreich, daß es seiner Politik des Stillstandes und seinen aufhaltenden Einflüssen auf die süddeutschen Höfe entsage; er verlangte von diesen selbst und von den Schirmherren, Oesterreich und Preußen, die freieste Entfaltung des constitutionellen Systems. Erst wenn für diese Hoffnungen sich durchaus kein guter Wille bei den Fürsten zeigen wolle, dann war ihm die Republik lieber, als jede andre Verfassung, die dem Bürger nicht gestatte, für sein irdisches Wohlergehen nach freiestem Menschenrechte zu sorgen. Es ist kein Zweifel, daß dies Börne's politisches Glaubensbekenntniß von seiner praktischen Seite war. bader Beschlüsse wieder aufnehmen; daß er es mußte, daß ihn die Wendung, die die Erfüllung seiner Hoffnungen nahm, dazu zwang, gab ihm jenen Unmuth, der in den Pariser Briefen Dinge aussprach, die selbst manchen seiner Freunde verletzt haben. Die praktischen politischen Ideen Börne’s blieben auch damals immer dieselben. Er wollte ein einiges Deutschland, das von der Vielherrschaft seiner Fürsten dadurch befreit wäre, daß keiner seine Souveränität dem Wohl des Ganzen gegenüber geltend machen dürfe. Er verlangte von Preußen, daß es seinen Schwerpunkt nicht in Rußland, sondern in Deutschland suche; er verlangte von Oesterreich, daß es seiner Politik des Stillstandes und seinen aufhaltenden Einflüssen auf die süddeutschen Höfe entsage; er verlangte von diesen selbst und von den Schirmherren, Oesterreich und Preußen, die freieste Entfaltung des constitutionellen Systems. Erst wenn für diese Hoffnungen sich durchaus kein guter Wille bei den Fürsten zeigen wolle, dann war ihm die Republik lieber, als jede andre Verfassung, die dem Bürger nicht gestatte, für sein irdisches Wohlergehen nach freiestem Menschenrechte zu sorgen. Es ist kein Zweifel, daß dies Börne’s politisches Glaubensbekenntniß von seiner praktischen Seite war. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0251" n="209"/> bader Beschlüsse wieder aufnehmen; <hi rendition="#g">daß</hi> er es mußte, <hi rendition="#g">daß</hi> ihn die Wendung, die die Erfüllung seiner Hoffnungen nahm, dazu zwang, gab ihm jenen Unmuth, der in den Pariser Briefen Dinge aussprach, die selbst manchen seiner Freunde verletzt haben.</p> <p>Die praktischen politischen Ideen Börne’s blieben auch damals immer dieselben. Er wollte ein einiges Deutschland, das von der Vielherrschaft seiner Fürsten dadurch befreit wäre, daß keiner seine Souveränität dem Wohl des Ganzen gegenüber geltend machen dürfe. Er verlangte von Preußen, daß es seinen Schwerpunkt nicht in Rußland, sondern in Deutschland suche; er verlangte von Oesterreich, daß es seiner Politik des Stillstandes und seinen aufhaltenden Einflüssen auf die süddeutschen Höfe entsage; er verlangte von diesen selbst und von den Schirmherren, Oesterreich und Preußen, die freieste Entfaltung des constitutionellen Systems. Erst wenn für diese Hoffnungen sich durchaus kein guter Wille bei den Fürsten zeigen wolle, <hi rendition="#g">dann</hi> war ihm die Republik lieber, als jede andre Verfassung, die dem Bürger nicht gestatte, für sein irdisches Wohlergehen nach freiestem Menschenrechte zu sorgen. Es ist kein Zweifel, daß dies Börne’s politisches Glaubensbekenntniß von seiner praktischen Seite war.</p> </div> </body> </text> </TEI> [209/0251]
bader Beschlüsse wieder aufnehmen; daß er es mußte, daß ihn die Wendung, die die Erfüllung seiner Hoffnungen nahm, dazu zwang, gab ihm jenen Unmuth, der in den Pariser Briefen Dinge aussprach, die selbst manchen seiner Freunde verletzt haben.
Die praktischen politischen Ideen Börne’s blieben auch damals immer dieselben. Er wollte ein einiges Deutschland, das von der Vielherrschaft seiner Fürsten dadurch befreit wäre, daß keiner seine Souveränität dem Wohl des Ganzen gegenüber geltend machen dürfe. Er verlangte von Preußen, daß es seinen Schwerpunkt nicht in Rußland, sondern in Deutschland suche; er verlangte von Oesterreich, daß es seiner Politik des Stillstandes und seinen aufhaltenden Einflüssen auf die süddeutschen Höfe entsage; er verlangte von diesen selbst und von den Schirmherren, Oesterreich und Preußen, die freieste Entfaltung des constitutionellen Systems. Erst wenn für diese Hoffnungen sich durchaus kein guter Wille bei den Fürsten zeigen wolle, dann war ihm die Republik lieber, als jede andre Verfassung, die dem Bürger nicht gestatte, für sein irdisches Wohlergehen nach freiestem Menschenrechte zu sorgen. Es ist kein Zweifel, daß dies Börne’s politisches Glaubensbekenntniß von seiner praktischen Seite war.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-07-03T11:49:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-07-03T11:49:31Z)
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-07-03T11:49:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |