Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.gröbere, sondern seine Polemik, wie gegen W. Alexis, L. Robert, E. Meyer in Hamburg, ist immer fein, witzig, unterhaltend. Vielen seiner damaligen Gegner, die da glaubten, Vaterland und Vernunft gegen ihn vertreten zu müssen, mag wohl jetzt ihr Zorn verraucht sein. Um so widerwärtiger ist es, wenn ein Literarhistoriker wie Gervinus, in seinen "Gesammelten historischen Schriften" das ganze Wörterbuch leerer Beschuldigungen, die jemals gegen Börne ausgesprochen sind, wieder aufschlägt und mit selbstzufriedenem, scheinbar wissenschaftlichem Ernste darin herumblättert. Es könnte auch dieses Urtheil über Börne's Pariser Briefe unerwähnt bleiben und zu den übrigen geworfen werden, wenn nicht Gervinus sich die Miene gäbe, der Ausdruck wissenschaftlicher Gründlichkeit und einer von Professorenvorurtheilen unabhängigen Unpartheilichkeit zu sein. Darum hier über ihn einige Worte! Ein von Hause aus mit Schematismen, mit Parallelen, Maximen, Apercüs, verworrener Lektüre und andern vorgefaßten Bildungselementen ausgestatteter Kopf wie Gervinus ist unfähig, die freie Selbstständigkeit einer literarischen Persönlichkeit zu entwickeln. Von hundert aus der vergleichenden Geschichtsmethode entnommenen halben Wahrheiten her, fallen ihm auf die gröbere, sondern seine Polemik, wie gegen W. Alexis, L. Robert, E. Meyer in Hamburg, ist immer fein, witzig, unterhaltend. Vielen seiner damaligen Gegner, die da glaubten, Vaterland und Vernunft gegen ihn vertreten zu müssen, mag wohl jetzt ihr Zorn verraucht sein. Um so widerwärtiger ist es, wenn ein Literarhistoriker wie Gervinus, in seinen „Gesammelten historischen Schriften“ das ganze Wörterbuch leerer Beschuldigungen, die jemals gegen Börne ausgesprochen sind, wieder aufschlägt und mit selbstzufriedenem, scheinbar wissenschaftlichem Ernste darin herumblättert. Es könnte auch dieses Urtheil über Börne’s Pariser Briefe unerwähnt bleiben und zu den übrigen geworfen werden, wenn nicht Gervinus sich die Miene gäbe, der Ausdruck wissenschaftlicher Gründlichkeit und einer von Professorenvorurtheilen unabhängigen Unpartheilichkeit zu sein. Darum hier über ihn einige Worte! Ein von Hause aus mit Schematismen, mit Parallelen, Maximen, Aperçüs, verworrener Lektüre und andern vorgefaßten Bildungselementen ausgestatteter Kopf wie Gervinus ist unfähig, die freie Selbstständigkeit einer literarischen Persönlichkeit zu entwickeln. Von hundert aus der vergleichenden Geschichtsmethode entnommenen halben Wahrheiten her, fallen ihm auf die <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0265" n="223"/> gröbere, sondern seine Polemik, wie gegen W. Alexis, L. Robert, E. Meyer in Hamburg, ist immer fein, witzig, unterhaltend. Vielen seiner damaligen Gegner, die da glaubten, Vaterland und Vernunft gegen ihn vertreten zu müssen, mag wohl jetzt ihr Zorn verraucht sein. Um so widerwärtiger ist es, wenn ein Literarhistoriker wie Gervinus, in seinen „Gesammelten historischen Schriften“ das ganze Wörterbuch leerer Beschuldigungen, die jemals gegen Börne ausgesprochen sind, wieder aufschlägt und mit selbstzufriedenem, scheinbar wissenschaftlichem Ernste darin herumblättert. Es könnte auch dieses Urtheil über Börne’s Pariser Briefe unerwähnt bleiben und zu den übrigen geworfen werden, wenn nicht Gervinus sich die Miene gäbe, der Ausdruck wissenschaftlicher Gründlichkeit und einer von Professorenvorurtheilen unabhängigen Unpartheilichkeit zu sein. Darum hier über ihn einige Worte!</p> <p>Ein von Hause aus mit Schematismen, mit Parallelen, Maximen, Aperçüs, verworrener Lektüre und andern vorgefaßten Bildungselementen ausgestatteter Kopf wie Gervinus ist unfähig, die freie Selbstständigkeit einer literarischen Persönlichkeit zu entwickeln. Von hundert aus der vergleichenden Geschichtsmethode entnommenen halben Wahrheiten her, fallen ihm auf die </p> </div> </body> </text> </TEI> [223/0265]
gröbere, sondern seine Polemik, wie gegen W. Alexis, L. Robert, E. Meyer in Hamburg, ist immer fein, witzig, unterhaltend. Vielen seiner damaligen Gegner, die da glaubten, Vaterland und Vernunft gegen ihn vertreten zu müssen, mag wohl jetzt ihr Zorn verraucht sein. Um so widerwärtiger ist es, wenn ein Literarhistoriker wie Gervinus, in seinen „Gesammelten historischen Schriften“ das ganze Wörterbuch leerer Beschuldigungen, die jemals gegen Börne ausgesprochen sind, wieder aufschlägt und mit selbstzufriedenem, scheinbar wissenschaftlichem Ernste darin herumblättert. Es könnte auch dieses Urtheil über Börne’s Pariser Briefe unerwähnt bleiben und zu den übrigen geworfen werden, wenn nicht Gervinus sich die Miene gäbe, der Ausdruck wissenschaftlicher Gründlichkeit und einer von Professorenvorurtheilen unabhängigen Unpartheilichkeit zu sein. Darum hier über ihn einige Worte!
Ein von Hause aus mit Schematismen, mit Parallelen, Maximen, Aperçüs, verworrener Lektüre und andern vorgefaßten Bildungselementen ausgestatteter Kopf wie Gervinus ist unfähig, die freie Selbstständigkeit einer literarischen Persönlichkeit zu entwickeln. Von hundert aus der vergleichenden Geschichtsmethode entnommenen halben Wahrheiten her, fallen ihm auf die
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