Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.den Debatten, wie von dem ihm günstigen Urtheil der Geschwornen (in Rheinbayern) einen in vieler Hinsicht wichtigen Erfolg. Zu Pfingsten 1832 war er auf dem großen Hambacher Feste. Die Frankfurter, welche dem Dr. Wirth einen Ehrensäbel*) brachten, mußten ihm vom Römer erzählen, von den Versammlungen im "König von Preußen," von Adressen, Polenbewillkommnungen, von liberalen Gattinnen illiberaler Senatoren, von hundert Familienzwisten, wo der Sohn nicht mehr die Meinung des Vaters, der Schüler die des Lehrers theilte. Börne war von dem politischen Leben um ihn her so überrascht, daß er eine Erhebung der Deutschen in Masse damals wirklich für nahe bevorstehend hielt. Den augenscheinlich hinfälligen Körper hielt die Hoffnung, dies zu erleben, die Enttäuschung über so vieles, was ihm früher an den Deutschen unglaublich geschienen hatte, wunderbar aufrecht. Börne mischte sich in die dichtesten Haufen, schloß sich Prozessionen an, hörte die Reden in dem *) Als König Ludwig von Bayern später einmal Frankfurt besuchte, zeigte er in einem Laden auf einen hölzernen Nürnberger Kindersäbel und fragte: Ist das so ein Säbel, wie Ihr dem Wirth einen nach Hambach geschickt habt?
den Debatten, wie von dem ihm günstigen Urtheil der Geschwornen (in Rheinbayern) einen in vieler Hinsicht wichtigen Erfolg. Zu Pfingsten 1832 war er auf dem großen Hambacher Feste. Die Frankfurter, welche dem Dr. Wirth einen Ehrensäbel*) brachten, mußten ihm vom Römer erzählen, von den Versammlungen im „König von Preußen,“ von Adressen, Polenbewillkommnungen, von liberalen Gattinnen illiberaler Senatoren, von hundert Familienzwisten, wo der Sohn nicht mehr die Meinung des Vaters, der Schüler die des Lehrers theilte. Börne war von dem politischen Leben um ihn her so überrascht, daß er eine Erhebung der Deutschen in Masse damals wirklich für nahe bevorstehend hielt. Den augenscheinlich hinfälligen Körper hielt die Hoffnung, dies zu erleben, die Enttäuschung über so vieles, was ihm früher an den Deutschen unglaublich geschienen hatte, wunderbar aufrecht. Börne mischte sich in die dichtesten Haufen, schloß sich Prozessionen an, hörte die Reden in dem *) Als König Ludwig von Bayern später einmal Frankfurt besuchte, zeigte er in einem Laden auf einen hölzernen Nürnberger Kindersäbel und fragte: Ist das so ein Säbel, wie Ihr dem Wirth einen nach Hambach geschickt habt?
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den Debatten, wie von dem ihm günstigen Urtheil der Geschwornen (in Rheinbayern) einen in vieler Hinsicht wichtigen Erfolg. Zu Pfingsten 1832 war er auf dem großen Hambacher Feste. Die Frankfurter, welche dem Dr. Wirth einen Ehrensäbel *) brachten, mußten ihm vom Römer erzählen, von den Versammlungen im „König von Preußen,“ von Adressen, Polenbewillkommnungen, von liberalen Gattinnen illiberaler Senatoren, von hundert Familienzwisten, wo der Sohn nicht mehr die Meinung des Vaters, der Schüler die des Lehrers theilte. Börne war von dem politischen Leben um ihn her so überrascht, daß er eine Erhebung der Deutschen in Masse damals wirklich für nahe bevorstehend hielt. Den augenscheinlich hinfälligen Körper hielt die Hoffnung, dies zu erleben, die Enttäuschung über so vieles, was ihm früher an den Deutschen unglaublich geschienen hatte, wunderbar aufrecht. Börne mischte sich in die dichtesten Haufen, schloß sich Prozessionen an, hörte die Reden in dem
*) Als König Ludwig von Bayern später einmal Frankfurt besuchte, zeigte er in einem Laden auf einen hölzernen Nürnberger Kindersäbel und fragte: Ist das so ein Säbel, wie Ihr dem Wirth einen nach Hambach geschickt habt?
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