Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.dieser sich mit dem Deckmantel der Loyalität schützenden liberalen Schönrednerei für das Ganze nicht viel Gutes kommen würde. Er zog ehrenvolle Niederlagen zwecklosen Vermittelungen vor. Es ist doch noch besser, daß die Wahrheit unterliegt, als daß sie entstellt wird. In Baden starb damals L. Robert, den er bedauerte in seinen neuen Pariser Briefen heftiger, als für einen Todten ziemlich, angegriffen zu haben. Aus Freiburg, wohin er im July reiste, schrieb er damals an einen Freund: "Welchen moralischen Eindruck meine Pariser Briefe in Deutschland hervorgebracht, glauben Sie kaum. Ich habe es selbst nicht erwartet. Meyer, Wurm und ähnliche haben drucken lassen: ich dürfte mich in Deutschland nicht mehr sehen lassen, ich würde aus jeder honetten Gesellschaft geworfen werden. Das sind Propheten! Seit ich in Deutschland bin, erfahre ich eine ununterbrochene Huldigung, nicht bloß von Einzelnen, sondern von ganzen Massen, so daß ich, der immer Stille und Zurückgezogenheit geliebt hat, mir oft vor Angst nicht zu helfen weiß. Mein Zimmer wird nicht leer. Ich habe oft nicht Stühle genug für all die Menschen, die mich besuchen. Ich war auf dem Hambacher Fest. Das ganze Land hat mich fast besucht, so daß ich krank von der Last dieser sich mit dem Deckmantel der Loyalität schützenden liberalen Schönrednerei für das Ganze nicht viel Gutes kommen würde. Er zog ehrenvolle Niederlagen zwecklosen Vermittelungen vor. Es ist doch noch besser, daß die Wahrheit unterliegt, als daß sie entstellt wird. In Baden starb damals L. Robert, den er bedauerte in seinen neuen Pariser Briefen heftiger, als für einen Todten ziemlich, angegriffen zu haben. Aus Freiburg, wohin er im July reiste, schrieb er damals an einen Freund: „Welchen moralischen Eindruck meine Pariser Briefe in Deutschland hervorgebracht, glauben Sie kaum. Ich habe es selbst nicht erwartet. Meyer, Wurm und ähnliche haben drucken lassen: ich dürfte mich in Deutschland nicht mehr sehen lassen, ich würde aus jeder honetten Gesellschaft geworfen werden. Das sind Propheten! Seit ich in Deutschland bin, erfahre ich eine ununterbrochene Huldigung, nicht bloß von Einzelnen, sondern von ganzen Massen, so daß ich, der immer Stille und Zurückgezogenheit geliebt hat, mir oft vor Angst nicht zu helfen weiß. Mein Zimmer wird nicht leer. Ich habe oft nicht Stühle genug für all die Menschen, die mich besuchen. Ich war auf dem Hambacher Fest. Das ganze Land hat mich fast besucht, so daß ich krank von der Last <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0276" n="234"/> dieser sich mit dem Deckmantel der Loyalität schützenden liberalen Schönrednerei für das Ganze nicht viel Gutes kommen würde. Er zog ehrenvolle Niederlagen zwecklosen Vermittelungen vor. Es ist doch noch besser, daß die Wahrheit unterliegt, als daß sie entstellt wird.</p> <p>In Baden starb damals L. Robert, den er bedauerte in seinen neuen Pariser Briefen heftiger, als für einen Todten ziemlich, angegriffen zu haben. Aus Freiburg, wohin er im July reiste, schrieb er damals an einen Freund: „Welchen moralischen Eindruck meine Pariser Briefe in Deutschland hervorgebracht, glauben Sie kaum. Ich habe es selbst nicht erwartet. Meyer, Wurm und ähnliche haben drucken lassen: ich dürfte mich in Deutschland nicht mehr sehen lassen, ich würde aus jeder honetten Gesellschaft geworfen werden. Das sind Propheten! Seit ich in Deutschland bin, erfahre ich eine ununterbrochene Huldigung, nicht bloß von Einzelnen, sondern von ganzen Massen, so daß ich, der immer Stille und Zurückgezogenheit geliebt hat, mir oft vor Angst nicht zu helfen weiß. Mein Zimmer wird nicht leer. Ich habe oft nicht Stühle genug für all die Menschen, die mich besuchen. Ich war auf dem Hambacher Fest. Das ganze Land hat mich fast besucht, so daß ich krank von der Last </p> </div> </body> </text> </TEI> [234/0276]
dieser sich mit dem Deckmantel der Loyalität schützenden liberalen Schönrednerei für das Ganze nicht viel Gutes kommen würde. Er zog ehrenvolle Niederlagen zwecklosen Vermittelungen vor. Es ist doch noch besser, daß die Wahrheit unterliegt, als daß sie entstellt wird.
In Baden starb damals L. Robert, den er bedauerte in seinen neuen Pariser Briefen heftiger, als für einen Todten ziemlich, angegriffen zu haben. Aus Freiburg, wohin er im July reiste, schrieb er damals an einen Freund: „Welchen moralischen Eindruck meine Pariser Briefe in Deutschland hervorgebracht, glauben Sie kaum. Ich habe es selbst nicht erwartet. Meyer, Wurm und ähnliche haben drucken lassen: ich dürfte mich in Deutschland nicht mehr sehen lassen, ich würde aus jeder honetten Gesellschaft geworfen werden. Das sind Propheten! Seit ich in Deutschland bin, erfahre ich eine ununterbrochene Huldigung, nicht bloß von Einzelnen, sondern von ganzen Massen, so daß ich, der immer Stille und Zurückgezogenheit geliebt hat, mir oft vor Angst nicht zu helfen weiß. Mein Zimmer wird nicht leer. Ich habe oft nicht Stühle genug für all die Menschen, die mich besuchen. Ich war auf dem Hambacher Fest. Das ganze Land hat mich fast besucht, so daß ich krank von der Last
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