Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.baren Bergen herab, hinter undurchdringlichen Felsen hervor. Wir sind keine ritterliche Narren, die Ehre haben und fordern - behüte uns Gott! Die Tyroler in der Geschichte brauchen keine Tapferkeit, die Franzosen mit Ruhm zu besiegen; aber die Tyroler auf der Bühne hätten Tapferkeit gebraucht, unsre Herzen zu besiegen. Sie zeigten keine, die Steine behielten Recht." Wo sich ein edles Gemüth mit freien Begriffen verbindet, muß das religiöse Bedürfniß in einer ganz eignen Form hervortreten. Man will in Börnes letzten Schriften eine eigne religiöse Wärme entdeckt haben. Mich wundert aber nur, daß man sie nicht schon in seinen frühern Schriften fand. Es ist nicht die Rede von einem besondern Verhalten zur christlichen Religion, er begnügte sich mit einer allgemeinen religiösen Stimmung, die er selbst in den verschiedensten Offenbarungen an fremden Gemüthern ehrte. Börne's innerer Mensch war zu sehr von seinen politischen Ideen beherrscht, als daß er allgemeinere Philosopheme und ein bestimmtes religiöses Glaubensbekenntniß in sich hätte ausbilden sollen; aber schon die Art, wie er den politischen Gedanken erfaßte, die Freiheit, wie und worauf er sie bezog, können beweisen, baren Bergen herab, hinter undurchdringlichen Felsen hervor. Wir sind keine ritterliche Narren, die Ehre haben und fordern – behüte uns Gott! Die Tyroler in der Geschichte brauchen keine Tapferkeit, die Franzosen mit Ruhm zu besiegen; aber die Tyroler auf der Bühne hätten Tapferkeit gebraucht, unsre Herzen zu besiegen. Sie zeigten keine, die Steine behielten Recht." Wo sich ein edles Gemüth mit freien Begriffen verbindet, muß das religiöse Bedürfniß in einer ganz eignen Form hervortreten. Man will in Börnes letzten Schriften eine eigne religiöse Wärme entdeckt haben. Mich wundert aber nur, daß man sie nicht schon in seinen frühern Schriften fand. Es ist nicht die Rede von einem besondern Verhalten zur christlichen Religion, er begnügte sich mit einer allgemeinen religiösen Stimmung, die er selbst in den verschiedensten Offenbarungen an fremden Gemüthern ehrte. Börne’s innerer Mensch war zu sehr von seinen politischen Ideen beherrscht, als daß er allgemeinere Philosopheme und ein bestimmtes religiöses Glaubensbekenntniß in sich hätte ausbilden sollen; aber schon die Art, wie er den politischen Gedanken erfaßte, die Freiheit, wie und worauf er sie bezog, können beweisen, <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0297" n="255"/> baren Bergen herab, hinter undurchdringlichen Felsen hervor. Wir sind keine ritterliche Narren, die Ehre haben und fordern – behüte uns Gott! Die Tyroler in der Geschichte brauchen keine Tapferkeit, die Franzosen mit Ruhm zu besiegen; aber die Tyroler auf der Bühne hätten Tapferkeit gebraucht, unsre Herzen zu besiegen. Sie zeigten keine, die Steine behielten Recht."</p> <p>Wo sich ein edles Gemüth mit freien Begriffen verbindet, muß das <hi rendition="#g">religiöse Bedürfniß</hi> in einer ganz eignen Form hervortreten. Man will in Börnes letzten Schriften eine eigne religiöse Wärme entdeckt haben. Mich wundert aber nur, daß man sie nicht schon in seinen frühern Schriften fand. Es ist nicht die Rede von einem besondern Verhalten zur <hi rendition="#g">christlichen</hi> Religion, er begnügte sich mit einer allgemeinen religiösen Stimmung, die er selbst in den verschiedensten Offenbarungen an fremden Gemüthern ehrte. Börne’s innerer Mensch war zu sehr von seinen politischen Ideen beherrscht, als daß er allgemeinere Philosopheme und ein bestimmtes religiöses Glaubensbekenntniß in sich hätte ausbilden sollen; aber schon die Art, wie er den politischen Gedanken erfaßte, die Freiheit, wie und worauf er sie bezog, können beweisen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [255/0297]
baren Bergen herab, hinter undurchdringlichen Felsen hervor. Wir sind keine ritterliche Narren, die Ehre haben und fordern – behüte uns Gott! Die Tyroler in der Geschichte brauchen keine Tapferkeit, die Franzosen mit Ruhm zu besiegen; aber die Tyroler auf der Bühne hätten Tapferkeit gebraucht, unsre Herzen zu besiegen. Sie zeigten keine, die Steine behielten Recht."
Wo sich ein edles Gemüth mit freien Begriffen verbindet, muß das religiöse Bedürfniß in einer ganz eignen Form hervortreten. Man will in Börnes letzten Schriften eine eigne religiöse Wärme entdeckt haben. Mich wundert aber nur, daß man sie nicht schon in seinen frühern Schriften fand. Es ist nicht die Rede von einem besondern Verhalten zur christlichen Religion, er begnügte sich mit einer allgemeinen religiösen Stimmung, die er selbst in den verschiedensten Offenbarungen an fremden Gemüthern ehrte. Börne’s innerer Mensch war zu sehr von seinen politischen Ideen beherrscht, als daß er allgemeinere Philosopheme und ein bestimmtes religiöses Glaubensbekenntniß in sich hätte ausbilden sollen; aber schon die Art, wie er den politischen Gedanken erfaßte, die Freiheit, wie und worauf er sie bezog, können beweisen,
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