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Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.

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gehofft hatte, daß grade die Phantasie der Deutschen ihr nicht widerstehen würde. Börne vergaß, daß zwischen den Katholiken und den protestantischen Pietisten, auf welche allerdings Beweisführungen dieser Art nicht ohne Eindruck würden geblieben sein, in der Mitte die Indifferentisten liegen, welche die große Mehrzahl bilden.

Börne hatte selbst vor La Mennais Person eine fast religiöse Verehrung. Nur einmal sah er ihn bei dem Bildhauer David. Börne war körperlich zu leidend, um eine nähere Verbindung anzuknüpfen; aber er bildete dafür im Stillen die Theorie jenes demokratischen Priesters weiter aus, und kam auf diesem Wege zu einer Ansicht über den Katholicismus, die ihn diese Confession in einem ehrwürdigeren Glanze erblicken ließ. Hier war doch die Selbstständigkeit einer sich gegen den Staat waffnenden Macht möglich, die menschlichen Gemüther wurden an eine Ordnung des Himmels gebunden, deren irdisches Abbild in der That die Hierarchie in ihrer schöneren Bedeutung war. Seit damals bekam er jene Richtung, die ihm ein unbedingtes Negiren aller historischen Vergangenheit verhaßt machte. Er wollte mit der Revolution die sittlichen und religiösen Güter des Volkes nicht ver-

gehofft hatte, daß grade die Phantasie der Deutschen ihr nicht widerstehen würde. Börne vergaß, daß zwischen den Katholiken und den protestantischen Pietisten, auf welche allerdings Beweisführungen dieser Art nicht ohne Eindruck würden geblieben sein, in der Mitte die Indifferentisten liegen, welche die große Mehrzahl bilden.

Börne hatte selbst vor La Mennais Person eine fast religiöse Verehrung. Nur einmal sah er ihn bei dem Bildhauer David. Börne war körperlich zu leidend, um eine nähere Verbindung anzuknüpfen; aber er bildete dafür im Stillen die Theorie jenes demokratischen Priesters weiter aus, und kam auf diesem Wege zu einer Ansicht über den Katholicismus, die ihn diese Confession in einem ehrwürdigeren Glanze erblicken ließ. Hier war doch die Selbstständigkeit einer sich gegen den Staat waffnenden Macht möglich, die menschlichen Gemüther wurden an eine Ordnung des Himmels gebunden, deren irdisches Abbild in der That die Hierarchie in ihrer schöneren Bedeutung war. Seit damals bekam er jene Richtung, die ihm ein unbedingtes Negiren aller historischen Vergangenheit verhaßt machte. Er wollte mit der Revolution die sittlichen und religiösen Güter des Volkes nicht ver-

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[264/0306] gehofft hatte, daß grade die Phantasie der Deutschen ihr nicht widerstehen würde. Börne vergaß, daß zwischen den Katholiken und den protestantischen Pietisten, auf welche allerdings Beweisführungen dieser Art nicht ohne Eindruck würden geblieben sein, in der Mitte die Indifferentisten liegen, welche die große Mehrzahl bilden. Börne hatte selbst vor La Mennais Person eine fast religiöse Verehrung. Nur einmal sah er ihn bei dem Bildhauer David. Börne war körperlich zu leidend, um eine nähere Verbindung anzuknüpfen; aber er bildete dafür im Stillen die Theorie jenes demokratischen Priesters weiter aus, und kam auf diesem Wege zu einer Ansicht über den Katholicismus, die ihn diese Confession in einem ehrwürdigeren Glanze erblicken ließ. Hier war doch die Selbstständigkeit einer sich gegen den Staat waffnenden Macht möglich, die menschlichen Gemüther wurden an eine Ordnung des Himmels gebunden, deren irdisches Abbild in der That die Hierarchie in ihrer schöneren Bedeutung war. Seit damals bekam er jene Richtung, die ihm ein unbedingtes Negiren aller historischen Vergangenheit verhaßt machte. Er wollte mit der Revolution die sittlichen und religiösen Güter des Volkes nicht ver-

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_boerne_1840/306>, abgerufen am 22.11.2024.