Gutzkow, Karl: Börne's Leben. Hamburg, 1840.Wenn wir die vergangenen Zeiten überblicken, und im Reich der Geister für Börne eine Parallele suchen, so finden wir nur einen Namen, der mit ihm passende Vergleichungspunkte darböte, Jonathan Swift. Wunderbar, daß selbst in äußern Lebensverhältnissen eine Aehnlichkeit zwischen Börne und dem witzigen Dechanten von St. Patrik statt findet. Beide standen sie zu weiblichen Wesen in einem Verhältniß, das sich im Bewußtsein seiner höheren Weihe kühn dem Urtheil der Welt aussetzte. Beide verfolgten ihre entscheidendste Wirksamkeit aus einer Art von Verbannung; denn auch Swift war in Irland den politischen Händeln, denen er eine so große Aufmerksamkeit widmete, persönlich selbst entrückt. Freunde, die es bestätigen können, daß Börne niemals etwas von Swift gelesen hat, waren erstaunt, in der schriftstellerischen Art dieser beiden Männer so viel zutreffende Aehnlichkeiten zu finden. Beide kämpften sie gegen politische Mißbräuche, beide knüpften ihre Geisteserzeugnisse an Erscheinungen des Tages, beide besaßen sie das Talent, höchst komische Situationen und Staffagen für ihre Ideen zu erfinden. Auch darin trifft die Aehnlichkeit zu, daß Börne und Swift, beide beschuldigt wurden, daß sie ihren Zorn Wenn wir die vergangenen Zeiten überblicken, und im Reich der Geister für Börne eine Parallele suchen, so finden wir nur einen Namen, der mit ihm passende Vergleichungspunkte darböte, Jonathan Swift. Wunderbar, daß selbst in äußern Lebensverhältnissen eine Aehnlichkeit zwischen Börne und dem witzigen Dechanten von St. Patrik statt findet. Beide standen sie zu weiblichen Wesen in einem Verhältniß, das sich im Bewußtsein seiner höheren Weihe kühn dem Urtheil der Welt aussetzte. Beide verfolgten ihre entscheidendste Wirksamkeit aus einer Art von Verbannung; denn auch Swift war in Irland den politischen Händeln, denen er eine so große Aufmerksamkeit widmete, persönlich selbst entrückt. Freunde, die es bestätigen können, daß Börne niemals etwas von Swift gelesen hat, waren erstaunt, in der schriftstellerischen Art dieser beiden Männer so viel zutreffende Aehnlichkeiten zu finden. Beide kämpften sie gegen politische Mißbräuche, beide knüpften ihre Geisteserzeugnisse an Erscheinungen des Tages, beide besaßen sie das Talent, höchst komische Situationen und Staffagen für ihre Ideen zu erfinden. Auch darin trifft die Aehnlichkeit zu, daß Börne und Swift, beide beschuldigt wurden, daß sie ihren Zorn <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0349" n="307"/> <p> Wenn wir die vergangenen Zeiten überblicken, und im Reich der Geister für Börne eine Parallele suchen, so finden wir nur einen Namen, der mit ihm passende Vergleichungspunkte darböte, Jonathan Swift. Wunderbar, daß selbst in äußern Lebensverhältnissen eine Aehnlichkeit zwischen Börne und dem witzigen Dechanten von St. Patrik statt findet. Beide standen sie zu weiblichen Wesen in einem Verhältniß, das sich im Bewußtsein seiner höheren Weihe kühn dem Urtheil der Welt aussetzte. Beide verfolgten ihre entscheidendste Wirksamkeit aus einer Art von Verbannung; denn auch Swift war in Irland den politischen Händeln, denen er eine so große Aufmerksamkeit widmete, persönlich selbst entrückt. Freunde, die es bestätigen können, daß Börne niemals etwas von Swift gelesen hat, waren erstaunt, in der schriftstellerischen Art dieser beiden Männer so viel zutreffende Aehnlichkeiten zu finden. Beide kämpften sie gegen politische Mißbräuche, beide knüpften ihre Geisteserzeugnisse an Erscheinungen des Tages, beide besaßen sie das Talent, höchst komische Situationen und Staffagen für ihre Ideen zu erfinden. Auch darin trifft die Aehnlichkeit zu, daß Börne und Swift, beide beschuldigt wurden, daß sie ihren Zorn </p> </div> </body> </text> </TEI> [307/0349]
Wenn wir die vergangenen Zeiten überblicken, und im Reich der Geister für Börne eine Parallele suchen, so finden wir nur einen Namen, der mit ihm passende Vergleichungspunkte darböte, Jonathan Swift. Wunderbar, daß selbst in äußern Lebensverhältnissen eine Aehnlichkeit zwischen Börne und dem witzigen Dechanten von St. Patrik statt findet. Beide standen sie zu weiblichen Wesen in einem Verhältniß, das sich im Bewußtsein seiner höheren Weihe kühn dem Urtheil der Welt aussetzte. Beide verfolgten ihre entscheidendste Wirksamkeit aus einer Art von Verbannung; denn auch Swift war in Irland den politischen Händeln, denen er eine so große Aufmerksamkeit widmete, persönlich selbst entrückt. Freunde, die es bestätigen können, daß Börne niemals etwas von Swift gelesen hat, waren erstaunt, in der schriftstellerischen Art dieser beiden Männer so viel zutreffende Aehnlichkeiten zu finden. Beide kämpften sie gegen politische Mißbräuche, beide knüpften ihre Geisteserzeugnisse an Erscheinungen des Tages, beide besaßen sie das Talent, höchst komische Situationen und Staffagen für ihre Ideen zu erfinden. Auch darin trifft die Aehnlichkeit zu, daß Börne und Swift, beide beschuldigt wurden, daß sie ihren Zorn
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